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Gold, Silber, Bronze oder alles nur Folklore?

© dpa

Olympische Erfolgsmessung: Irrsinn Medaillenspiegel

Der Medaillenspiegel bei Olympia sollte eigentlich nur Spielerei sein. Doch stattdessen werden auf seiner Grundlage Millionen an staatlichem Fördergeld verteilt. Ein Irrsinn.

Eigentlich gibt es ihn gar nicht. Und doch werden auf seiner Grundlage Millionen an staatlichem Fördergeld verteilt. Der Medaillenspiegel wird von Sportfunktionären längst wie eine internationale Tabelle von Bruttoinlandsprodukten gelesen. Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds, schiebt jeder Ausführung zum Medaillenspiegel mit einem Grinsen hinterher, dass er sich weigere, „dessen Existenz zu bestätigen“. Das verlogen zu nennen, wäre zu viel. Aber es geschwindelt zu nennen, eindeutig zu wenig.

Denn es wird auch bei den Sommerspielen in London darum gehen, wie oft die Deutschen Gold holen. Das ist zumindest die große Sorge des DOSB, in seinen Neujahrsbotschaften erklärt Bach: „Die Wiederholung des fünften Platzes im Medaillenspiegel von Peking wäre ein herausragender Erfolg.“ Und: „Wir müssen sehr aufpassen, dass wir nicht zurückfallen.“ Außerdem: „Wenn wir die finanzielle Basis nicht verbessern, besteht die Gefahr, dass wir mittelfristig nicht mehr in der internationalen Spitze mithalten können.“ Schließlich würden andere Länder sehr viel Geld investieren, und der Wettbewerb werde immer härter, weil immer mehr mitmischten.

Viel Geld bedeutet also mehr Gold. Aber was ist dieses Gold wert, wenn man es einfach kaufen kann? Und ist es die richtige Investition, wenn der sportliche Goldpreis weltweit steigt, muss man gerade dann unbedingt mitbieten? Jungen Sportlern gute Trainingsmöglichkeiten zu bieten, um ihr Talent in Leistung umzuwandeln, das ist eine sinnvolle Aufgabe. Aber nicht um jeden Preis.

Zumal es auch im Sport das Plagiat gibt. Deutsche Sportgeräte wie Kanus oder Ruderboote werden von anderen Ländern nachgebaut. Und deutsche Trainer bringen längst auch in anderen Ländern Athleten nach vorne. Der Medaillenspiegel sollte daher eine Spielerei bleiben, Folklore. Die Geschichten hinter dem Erfolg sagen mehr aus als die Summe der Goldmedaillen. Etwa wenn es eine Athletin schafft, ihre sportliche Karriere und eine Ausbildung oder ein Studium selbständig miteinander zu verbinden. Wenn dann noch eine olympische Medaille dabei herauskommt, hat sich alles gelohnt.

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