zum Hauptinhalt
Beim 2:0 gegen Köln kurz vor Weihnachten durfte Bonucci noch einmal als Einwechselspieler ran. Es könnte sein letzter Auftritt für Union in der Bundesliga gewesen sein.

© Imago/Beautiful Sports

Leonardo Bonucci beim 1. FC Union: Großer Hoffnungsträger, großes Missverständnis

Trotz eines geplatzten Wechsels zu AS Rom soll Unions Leonardo Bonucci weiterhin vor einer Rückkehr nach Italien stehen. Es wäre das Ende einer kurzen und letztlich missglückten Beziehung.

| Update:

Für Nenad Bjelica war der Dienstag so etwas wie ein zweiter erster Arbeitstag. Der Trainer des 1. FC Union ist zwar schon seit November im Amt, doch irgendwie startet er seine Mission erst jetzt so richtig.

Die Turbulenzen des vergangenen Herbstes sind zunächst einmal vorbei. Im neuen Jahr kann der Kroate endlich damit anfangen, die Mannschaft nachhaltig und nach seinen Vorstellungen umzukrempeln. 

Weil der Januar eben der Januar ist, bedeutet das auch Personalwechsel. In den letzten Wochen des Jahres 2023 hatte Bjelica mehrfach angedeutet, dass es im Winter-Transferfenster zu einem kleinen Kader-Umbruch kommen könnte. Und gleich am Dienstag, als die Spieler hinter verschlossenen Türen wieder ins Training einstiegen, kursierten schon die Gerüchte eines ersten großen Abgangs. Wie die italienische Zeitung Corriere dello Sport berichtete, soll Abwehrspieler Leonardo Bonucci bei CFC Genua auf dem Zettel stehen. 

Dass Bonucci vor einer Rückkehr in seine Heimat steht, ist schon seit Wochen ein offenes Geheimnis. Bis vor wenigen Tagen schien der AS Rom seine bevorzugte Destination zu sein. Doch nach heftigen Protesten der römischen Fans, die Bonucci wegen seiner Vergangenheit bei Juventus ablehnen, sollen die Gespräche gescheitert sein. Nun ist von Genua die Rede, einem Verein, der schon im vergangenen Sommer Interesse an Bonucci zeigte. Am Dienstag trainierte Bonucci aber ganz normal mit seinen Kollegen in Berlin.

Überraschend ist die jüngste Entwicklung nicht. Wie kein anderer Spieler im aktuellen Kader gilt Bonucci als Symbolfigur für den Absturz der Köpenicker in der laufenden Saison. Der Europameister von 2021 war im Sommer als Hoffnungsträger gekommen, als größter Name der Vereinsgeschichte. Er sollte Union dabei helfen, in der Champions League Fuß zu fassen und die nächste Stufe des Höhenflugs zu erreichen. Daraus wurde bekanntlich nichts. 

Wegen der Verletzung von Robin Knoche musste Bonucci schon im September debütieren, als er nach Angaben des damaligen Trainers Urs Fischer noch nicht hundertprozentig fit war. Trotz einer hervorragenden Leistung in seinem ersten Spiel bei Real Madrid konnte er danach nur noch selten überzeugen und fiel in der Bundesliga vor allem wegen des einen oder anderen teuren Fehlers auf. Unter Fischers Nachfolger Bjelica kam er zuletzt fast gar nicht zum Einsatz.

Mit seiner Persönlichkeit und seiner Erfahrung ist er ganz wichtig für die Kabine, auch wenn er nicht spielt.

Nenad Bjelica über Leonardo Bonucci

Bei vielen gilt das Experiment Bonucci deshalb als gescheitert, Sky-Experte Lothar Matthäus sprach zuletzt von einem „Missverständnis“. Manche Kritiker fragten sich sogar, ob Bonucci mit seinem großen Namen die Kabine verunsichert hatte und deshalb einer der Hauptgründe für Unions Absturz ist. Als er im Oktober beim Spiel gegen Neapel nicht in der Startelf stand, kursierten noch während der 90 Minuten Berichte über eine angebliche Unzufriedenheit des 36-Jährigen.

Dabei wirkt Bonucci in Wirklichkeit selten wie ein Unruhestifter. Von den Berichten um das Neapel-Spiel distanzierte er sich schnell, und zumindest von seiner Ausstrahlung her sah es oft eher so aus, als würde er der für ihn gedachten Rolle als Anführer gerecht. Auch seine beiden Trainer haben von seiner Professionalität geschwärmt. „Ich bin sehr froh, dass wir einen Spieler wie ihn in der Mannschaft haben. Mit seiner Persönlichkeit und seiner Erfahrung ist er ganz wichtig für die Kabine, auch wenn er nicht spielt“, sagte Bjelica kurz vor Weihnachten.

Dennoch hätte ein Abgang der italienischen Abwehrlegende durchaus seine Logik. Der Spieler selbst könnte damit zu seiner Familie nach Italien zurückkehren, und Union muss in diesem Winter ohnehin ein paar Spieler loswerden. Mit dem Ausscheiden in der Champions League fallen auch die Doppelbelastung und die Notwendigkeit des bisher großen Kaders weg. Bonucci, der für die große Aufgabe in Europa gekommen war, wird jetzt nicht mehr gebraucht und könnte als erster wieder weg sein. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false