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Andreas Wellinger hofft auf große Weiten in Bischofshofen.

© dpa/Daniel Karmann

Letztes Springen der Vierschanzentournee: Andreas Wellinger träumt von seiner Skisprung-Krönung

Sechs Jahre nach seinem Olympiasieg in Pyeongchang hat der Bayer gute Chancen, die Vierschanzentournee zu gewinnen. Doch er hat einen „verdammt harten Gegner“.

Andreas Wellinger lächelt, wirkt sichtlich entspannt, nichts scheint ihn aus der Ruhe zu bringen. Der 28 Jahre alte Skispringer aus Traunstein ist der neue Überflieger im deutschen Team. Die Goldmedaille von der Normalschanze hatte er bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang bereits gewonnen. Kurz nach der hier beschriebenen Szene sollten noch die Silbermedaille von der Normalschanze sowie mit dem Team folgen.

Sechs Jahre später sind nun wieder alle Blicke auf Wellinger gerichtet. Beim abschließenden Springen der Vierschanzentournee am Samstag in Bischofshofen (16.30 Uhr, ARD und Eurosport) besteht die große Chance, Sven Hannawalds Nachfolge anzutreten. 2002 hatte der als letzter deutscher Springer den Skisprung-Klassiker gewonnen.

Dafür gilt es allerdings, Ryoyu Kobayashi noch von Platz eins zu verdrängen. Dieser geht nach drei zweiten Plätzen und mit 4,8 Punkten Vorsprung als Favorit ins Rennen. Und der Japaner weiß, wie man diese Veranstaltung gewinnt – 2019 und 2022 stand er bereits ganz oben.

„Er ist Grand-Slam-Sieger, er kann alle Schanzen. Er kann auch Bischofshofen“, sagte der ehemalige Bundestrainer Werner Schuster der „Allgäuer Zeitung“ und der „Heilbronner Stimme“ mit Blick auf Kobayashis Vierfachsieg 2018/19. Wellinger habe „sich einen verdammt harten Gegner ausgesucht. Es gibt keinen härteren Knochen als Kobayashi“, fügte Schuster an, der einst großen Anteil an Wellingers Aufstieg hatte.

Wellinger musste viele Rückschläge wegstecken

Der Deutsche gibt sich dennoch angriffslustig. „Ich werde voll aufs Pedal steigen, mit Selbstvertrauen das Ding vorne raushämmern und dann möglichst lange in der Luft bleiben, sauber landen und dann wird's eine Ergebnisliste geben, wo ihr dann an meinem Gesichtsausdruck sehen werdet, ob ich zufrieden damit bin oder nicht“, sagt der 28-Jährige. 2,67 Meter liegen zwischen den beiden Konkurrenten – was beim Skispringen keine wirkliche Distanz ist.

Dass Wellinger so nah dran ist am Erfolg, der zugleich einen Siegerscheck in Höhe von 100.000 Schweizer Franken (rund 107.000 Euro) bedeuten würde, zeugt von den Comeback-Qualitäten des Bayern. Nach seinem olympischen Höhenflug 2018 musste er schwere Rückschläge hinnehmen. Kreuzbandriss, Meniskusschäden, Schlüsselbeinbruch, auf eine Verletzung folgte die nächste. In der vergangenen Saison landete er dann zum ersten Mal seit über 1500 Tagen wieder auf dem Podium.

Wenn ein Sprung nicht klappt, macht er sich in Ruhe Gedanken und ruft seine Abläufe ab.

Sven Hannawald, der die Vierschanzentournee 2002 gewann, über Andreas Wellinger

Ex-Tournee-Champion Hannawald, der heute als Skisprung-Experte für die ARD arbeitet, hatte Wellinger bereits vor dem Tourneeauftakt auf der Rechnung. Dem Tagesspiegel sagte er: „Wenn man weiß, welche Höhen und Tiefen er in seiner Karriere schon erlebt hat, dann muss man sagen, dass Andreas Wellinger wirklich ein sehr gereifter Sportler geworden ist.“

Obwohl Hannawald bereits spürte, dass Wellinger „kurz davor ist, sportlich zu ,explodieren‘“, werde er dank seiner Erfahrung nicht sofort unruhig, wenn es mal nicht funktioniert. „Wenn ein Sprung nicht klappt, macht er sich in Ruhe Gedanken und ruft seine Abläufe ab.“

Genau diese Stärke offenbarte er beim dritten Springen der Tournee in Innsbruck, als die Windverhältnisse häufig wechselten. In der Qualifikation war Wellinger nur auf dem 15. Platz gelandet, auch der Probedurchgang gelang nicht wirklich. „Aber danach habe ich mich von Sprung zu Sprung gesteigert“, sagte er anschließend. Im Springen wurde er Fünfter.

In Bischofshofen muss Wellinger nun noch einmal an seine Grenzen gehen, um seine sportliche Wiederauferstehung zu krönen. Sechs Jahre nach den olympischen Medaillen von Südkorea ist jedenfalls die Ausstrahlung eines Champions zurück. (mit dpa)

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