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Lucas Tousart (l.) könnte bald mit Rani Khedira zusammen bei Union spielen.

© IMAGO/Jan Huebner

Update

Wechsel von Herthas Tousart zu Union: Fans zwischen Fassungslosigkeit und Hoffnung

Der französische Mittelfeldspieler wechselt von Hertha zu Union. Dass das nicht bei allen Fans der beiden Klubs gut ankommt, liegt in der Natur der Sache.

Eigentlich will der 1. FC Union nach wie vor doch alles andere als der Big City Club sein. Dass er mittlerweile zumindest der Big Club in der City ist, wird in diesem Transferfenster aber immer deutlicher.

Nach den Gerüchten um Robin Gosens, den zwei Neuzugängen aus der Premier League und dem Nachspiel zum geplatzten Isco-Transfer gab es in dieser Woche den nächsten Paukenschlag im verrückten Transfersommer der Köpenicker. Wie zuerst der „kicker“ und dann verschiedene Medien berichteten, wechselt der französische Mittelfeldspieler Lucas Tousart von Hertha BSC zu Union. Die Klubs bestätigten den Deal am Mittwochnachmittag, ohne zunächst Details mitzuteilen.

Es ist nur ein weiterer Beweis für die Wachablösung im Berliner Fußball und den Kontrast zwischen den zwei Hauptstadt-Vereinen. Als Tousart im Januar 2020 für 25 Millionen Euro von Olympique Lyon zu Hertha wechselte, war Union gerade erst aufgestiegen. Drei Jahre später spielt Union in der Champions League und zahlt wohl nur einen Bruchteil dieser Summe, um Tousart vom frischgebackenen Zweitligisten Hertha zu kaufen. Die Rede ist von drei bis vier Millionen Euro, durch verschiedene Boni soll sie sich noch auf sechs bis sieben Millionen erhöhen können.

Von „einem neuen Höhepunkt des Hohns für Hertha BSC“ schrieb der Hertha-Fan und RBB-Journalist Marc Schwitzky auf Twitter. Andere nahmen es eher mit Resignation zur Kenntnis. „Für einen Hertha-Fan ist es natürlich nicht schön, so einen Spieler zu verlieren, vor allem nicht an Union. Für seine Entwicklung ist es aber besser, da er dort dann auch Champions League spielt”, sagte Hertha-Dauerkarteninhaber Fabio dem Tagesspiegel

In Köpenick weiß man derweil auch nicht so richtig, was von diesem Transfer zu halten ist. In Union-Kreisen war Tousart bisher vor allem dafür bekannt, dass er in seinem ersten Berliner Derby sein rechtes Ohr fast an den Stollen von Robert Andrich verlor. Dass er irgendwann zu Andrichs Nachfolger im Union-Mittelfeld werden könnte, hatte keiner auf dem Schirm. „Zunächst habe ich es nicht geglaubt”, sagte Oliver Jauer vom Union-Blog Textilvergehen am Mittwoch.

Dabei ist Tousart nicht einmal der erste ehemalige Herthaner im Union-Dress. Chinedu Ede und Genki Haraguchi wurden in Köpenick sogar beliebt. Allerdings kamen diese Spieler erst über Umwege zu Union, waren anders als Tousart keine Schlüsselspieler, als sie Hertha verließen. Einen solchen, hochkarätigen Spieler direkt vom Stadtrivalen zu holen, ist für die Köpenicker ein Stück weit auch Neuland.

Die Abneigung zwischen den Fanlagern ist zuletzt größer geworden

Es bleibt abzuwarten, wie er empfangen wird. Denn was einst eine relativ lockere Rivalität war, ist spätestens seit Unions Aufstieg anders, die Abneigung zwischen den beiden Fanlagern ist immer stärker geworden. Als der langjährige Union-Spieler Toni Leistner vor einigen Wochen zu Hertha wechselte, äußerten einige Hertha-Fans auf nicht gerade feine Art und Weise ihren Unmut darüber.

Eine ähnliche Reaktion auf Tousart in Köpenick erwartet Jauer nicht. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir Tousart etwas reservierter als andere Spieler begrüßen werden. Ich kann mir auch vorstellen, dass Einzelne ein Problem mit einem Hertha-Spieler haben, weil er von dort kommt. Eine konzertierte Aktion von Fan- bzw. Ultragruppierungen, die sich gegen Lucas Tousart richtet, kann ich mir aber nicht vorstellen.”

Auch das Beispiel Rani Khedira bietet Grund zur Hoffnung, dass Tousart in Köpenick akzeptiert wird. Als Khedira 2021 bei Union ankam, gab es aufgrund seiner Vergangenheit bei RB Leipzig den eine oder andere gehobene Augenbraue. Zwei Jahre später ist er Vizekapitän, absoluter Publikumsliebling, und praktisch schon Vereinslegende bei Union.

Einen ähnlichen Weg erhofft sich Union-Fan Jauer für Tousart, und blickt mit Anerkennung auf die Leistung des Franzosen in den vergangenen Jahren: „Wer in einem Umfeld und Team, was so schlimm wie Hertha in der letzten Saison war, dennoch rennt, spielt und kämpft, wird sich hoffentlich klasse bei uns einfügen. Unser Team hat schon so viele Spieler integriert und verbessert. Es liegt dann am Ende halt alles bei Lucas selber.“

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