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Abflug. Smail Prevljak (Mitte) hat seinen Platz bei Hertha BSC gefunden.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Neue Rolle, neues Glück: Smail Prevljak ist der Schattenmann von Hertha BSC

Hertha BSC hat Smail Prevljak im Sommer als Mittelstürmer verpflichtet. Im Moment aber hilft er dem Team in anderer Rolle – auch wenn er nicht immer aus seiner Haut kann.

Manche Dinge lassen sich nicht erklären, und manchmal ist das vielleicht auch ganz gut so. Vor allem bei Stürmern, denen man nachsagt, dass sie immer dann am besten sind, wenn sie nicht lange nachdenken. Wie er das denn bei seinem Tor gegen Schalke 04 gemacht habe, ist Smail Prevljak, der Offensivspieler von Hertha BSC, am Sonntag gefragt worden. „Ich weiß es selber nicht“, antwortete er.

Prevljak hatte beim 2:1-Erfolg des Berliner Fußball-Zweitligisten das 1:0 erzielt. Der Ball kam von der rechten Seite in den Strafraum, er flog an den Fünfmeterraum, wo Prevljak hinter Schalkes Innenverteidiger Timo Baumgartl lauerte. Im richtigen Moment zuckte sein Bein nach vorne, und als Baumgartl noch überlegte, was als nächstes zu tun wäre, zappelte der Ball bereits im Netz.

Intuition? Smail Prevljak lachte. „Deswegen habe ich so eine große Nase“, sagte er.

Dass der 28-Jährige über einen ausgeprägten Torriecher verfügt, wird immer offensichtlicher. Der Treffer gegen Schalke war bereits sein dritter für Hertha BSC. Prevljak trägt die Nummer 9 auf dem Rücken, die traditionelle Nummer der Mittelstürmer, und sein Tor am Sonntag war ein klassisches Mittelstürmertor. Nur spielt Prevljak bei den Berlinern im Moment – streng genommen – gar nicht als Mittelstürmer.

Seitdem Palko Dardai verletzt fehlt, läuft Prevljak als dessen Vertreter auf der Zehn auf. Ein typischer Spielmacher in der Tradition von Wolfgang Overath oder Günter Netzer ist der Bosnier natürlich nicht, aber er verfügt über die technischen Fertigkeiten am Ball, die ihm zumindest für den Moment einen Stammplatz bei Hertha BSC bescheren.

„Er ist mehr hängende Spitze, aber er muss sich wie ein Zehner verhalten“, sagt Trainer Pal Dardai, der für die Besetzung der Position auch andere Möglichkeiten gehabt hätte. Auch Bence Dardai, Florian Niederlechner und Bilal Hussein wären infrage gekommen. Dass er Prevljak den Vorzug gab, sei eine Bauchentscheidung gewesen. „Schön, dass ich so einen großen Bauch habe“, sagt Dardai. „Die Entscheidung war sehr gut von den Trainern.“

Vor seinem ersten Einsatz im zentralen offensiven Mittelfeld – im Auswärtsspiel bei Holstein Kiel – hat Prevljak von seinem Trainer „ein paar fiese SMS“ aufs Handy geschickt bekommen, mit Bildern, was er auf der neuen Position von ihm sehen wolle. Und was nicht. „Da muss man den Kopf manipulieren“, sagt Dardai.

Gegen Kiel funktionierte es. Gegen St. Pauli in der Woche darauf funktionierte es nicht, vor allem nicht in der ersten Hälfte, als die Berliner im eigenen Stadion viel zu zaghaft auftraten und den Gegner ungestört gewähren ließen. Prevljak kam bis zur Pause auf gerade mal sieben Ballkontakte. Auch deshalb fehlte Hertha im Mittelfeld die Präsenz.

Vor der Partie auf Schalke gab es daher leichte Meinungsverschiedenheiten in Herthas Trainerteam. Dardai setzte sich schließlich durch. „Diese Woche lassen wir ihn einfach in Ruhe“, sagte er zu seinem Assistenten Admir Hamzagic. „Der innere Smail muss einfach zeigen, was er kann. Ich glaube, es hat sich gelohnt.“ Gegen Schalke habe es Prevljak gut gemacht: „Er hat Körpereinsatz gezeigt, sehr gut gearbeitet.“

Prevljak ist so etwas wie Herthas Schattenmann. Einerseits spielt er als hängende Spitze im Schatten von Herthas Mittelstürmer Haris Tabakovic. Andererseits hat er lange auch in dessen Schatten gestanden. Tabakovic erzielte in seinen ersten sechs Pflichtspielen für Hertha acht Tore und stieg damit zum Publikumsliebling auf. Von Prevljak sprach in dieser Phase kaum jemand.

Inzwischen hat sich das geändert. Tabakovic ging in den vergangenen drei Spielen leer aus, während Prevljak zwei Tore erzielte und eins vorbereitete. „Wenn Tabakovic nicht trifft, dann trifft Smail“, sagt Trainer Dardai. Gemeinsam mit Fabian Reese, der gegen Schalke der überragende Feldspieler war, ist Prevljak mit drei Toren und drei Assists der zweitbeste Scorer der Berliner hinter Tabakovic. „Er ist torgefährlich, er kann Tore vorbereiten“, sagt Pal Dardai. „Das ist eine Qualität.“

Erst zehn Tage vor Saisonbeginn in der Zweiten Liga hat Hertha Prevljak in diesem Sommer verpflichtet. Er war ablösefrei, nachdem sein Vertrag beim belgischen Erstligisten KAS Eupen nicht verlängert worden war. Weil er große Teile der Vorbereitung verpasst hatte, musste er in den ersten Wochen in Berlin allerdings erst noch seinen Trainingsrückstand aufholen. „Mit Sinn“ habe man ihn herangeführt, sagt Trainer Dardai.

Prevljak lief in Herthas U 23 auf, um sich die nötige Spielfitness zu holen. Nach fünf Kurzeinsätzen bei den Profis stand er gegen Kiel erstmals – und seitdem immer – in der Startelf. „Ich war geduldig“, sagt Smail Prevljak. „Ich war nicht so ganz fit. Jetzt bin ich fit, jetzt bin ich da.“

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