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Langer Weg. Mikkel Kaufmann, hier nach einem Treffer in der Hinrunde.

© imago/Matthias Koch

Neue Sturmspitze beim 1. FC Union Berlin: Mikkel Kaufmann will seine Chance nutzen

Nach einem langen Anlauf kommt Stürmer Mikkel Kaufmann in Berlin endlich an. Ob er die Lösung für Unions Effizienz-Probleme ist, bleibt aber noch fraglich.

Mit 23 Jahren ist Mikkel Kaufmann schon lange genug im Geschäft, um eine Falle zu erkennen. Als er am Samstagabend gefragt wurde, ob der 1. FC Union Berlin in einer Woche den designierten Deutschen Meister Bayer Leverkusen schlagen könnte, zögerte der Stürmer kurz: „Du willst da doch nur eine Schlagzeile, oder?”

Dabei hätte Kaufmann eigentlich schon auf dem Platz für die Schlagzeilen sorgen können. Beim 0:0 gegen Eintracht Frankfurt hatte der dänische Stürmer einige Chancen, seine Mannschaft zu einem Auswärtssieg zu schießen. Eine davon war sogar ein Hochkaräter. Doch am Ende ging Kaufmann wieder leer aus, und Union mit nur einem Punkt zurück in den Osten. 

Trotzdem stellte er sich nachher mit einem Grinsen vor die Presse. Immerhin war das ein gewonnener Punkt für Union. Und immerhin stand Kaufmann zum zweiten Mal hintereinander in Folge in der Startelf. Nach einem schwierigen ersten Jahr in Berlin war das doch Grund zur Freude. Der Däne, der nach seinem Wechsel zu Union im vergangenen Sommer monatelang nur eine Reservistenrolle spielte, scheint jetzt langsam anzukommen. 

„Das erste halbe Jahr war schon schwierig für mich, aber ich habe immer versucht, positiv zu bleiben und hart zu arbeiten. Ich bin froh, dass ich jetzt spiele”, sagte er am Samstag. In den letzten Wochen hat Kaufmann von einer taktischen Umstellung im Union-Sturm profitiert. Statt mit der Doppelspitze von Benedict Hollerbach und Kevin Volland spielen zu lassen, setzte Trainer Nenad Bjelica gegen Bremen und Frankfurt auf eine neue Angriffs-Troika mit Kaufmann, Yorbe Vertessen und Brenden Aaronson. 

Es fehlt nur dieser letzte Schuss. Wir haben ein gutes Gefühl, brauchen nur die Tore.

Mikkel Kaufmann

Es ist der neueste Versuch, eine zuletzt torallergische Mannschaft wieder in Schusslaune zu bringen. Und es hat - wie schon bei anderen Varianten – durchaus seine Logik. Die drei Spieler ergänzen sich auf den ersten Blick ganz gut, mit dem großen, etwas altmodischen Kaufmann als Anker für die schnellen, fragilen Techniker Vertessen und Aaronson. Weil der Däne auch immer wieder tiefer fallen oder die Position kurz tauschen kann, hat man auch mehr Variabilität im Angriff.

„Ich finde, dass es mit uns drei gut funktioniert, besonders auf Konter, weil Brenden und Yorbe beide so schnell und stark am Ball sind”, sagte Kaufmann in Frankfurt. „Es fehlt nur dieser letzte Schuss. Wir haben ein gutes Gefühl, brauchen nur die Tore.”

Das ist aber auch der Haken. Denn so gut es gegen Frankfurt teilweise auch aussah, kam Union doch am Ende auf null Treffer und nur zwei Schüsse auf das Tor. Kaufmanns verpasste Chance kurz nach der Halbzeit – als er frei vor dem Tor den Ball hoch neben dem kurzen Pfosten setzte – war sinnbildlich für die Unions andauernde Effizienz-Probleme. Bei der Frage, was zum Tor gefehlt hatte, fiel Kaufmanns Antwort recht simpel aus: „Qualität”. 

Ob das brutale Ehrlichkeit oder nur der Freudscher Verrutscher eines Deutsch-Lerners war, musste man selbst entscheiden. Kaufmann meinte auf jeden Fall die Qualität des spezifischen Abschlusses, und nicht sein Niveau als Stürmer per se. Gleichzeitig ist es aber klar, dass er alleine nicht die Lösung für Unions fehlende Kaltschnäuzigkeit ist. Dafür ist der 23-Jährige, der bisher nur in Dänemark und in der zweiten Liga gespielt hatte, noch zu grün. Wie er selbst zugab, sei der Schritt zur Bundesliga „schwerer als gedacht” gewesen.

Das ist an sich kein Problem, denn wie Bjelica am Samstag betonte, ist Kaufmann noch „ein sehr junger Spieler”. Er hat Zeit, und er wäre nicht der erste Stürmer, der nur mit etwas Anlauf und dann auch überraschend bei Union aufblüht. Blöd ist nur, dass Union schon jetzt einen Torjäger braucht, der solche Chancen auch konsequent nutzt. Weder bei Kaufmann noch bei Aaronson, Vertessen oder Hollerbach ist das der Fall. 

„Es fehlt vielleicht ein bisschen die letzte Konsequenz, sich selber zu sagen, ich haue den auf jeden Fall rein. Es sind ein paar Zweifel noch dabei”, sagte Abwehrchef Kevin Vogt zu den Problemen nach vorne. „Das brauchen sie aber nicht zu haben, denn das sind gute Jungs. Das haben sie heute gezeigt.”

Am kommenden Samstag hat Kaufmann womöglich dann die nächste Chance, sich zu zeigen. Und obwohl er weder Tore noch Schlagzeilen lieferte, blickte er immerhin mit Optimismus auf das Spiel gegen Leverkusen: „Wir werden alles versuchen. Im Fußball weiß man nie, was passieren kann.”

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