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Metropolenliga. In der neuen „PHL“ sollen Teams aus Millionenstädten wie Barcelona (blau) und Berlin (gelb) antreten.

© dpa/Mehlis

Neue Weltliga im Handball: Revolution von Barcelona bis Berlin

Eine Investorengruppe will eine neue Weltliga mit zwölf Spitzenklubs im Handball einführen – nach dem Vorbild großer US-amerikanischer Ligen. Auch die Füchse Berlin sollen dabei sein.

Die Revolution hat drei Buchstaben – PHL, in ausgeschriebener Form: Premier Handball League. Unter diesem Namen soll ab dem Jahr 2019 ein Wettbewerb starten, der den internationalen Vereinshandball in seiner bisherigen Existenz auf den Kopf stellen würde und im Moment auch am Rande der Europameisterschaft in Polen diskutiert wird. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, hätte die Einführung einer sogenannten „Weltliga“ in erster Linie Konsequenzen für einen der wichtigsten Wettbewerbe der Europäischen Handballföderation (EHF), die Champions League. Falls die PHL ihre Pläne tatsächlich umzusetzen vermag, würde die Champions League höchstwahrscheinlich abgeschafft. Den formalrechtlichen Teil hat die private Investorengruppe um den bestens vernetzten deutschen Berater Wolfgang Gütschow an der Spitze bereits erfüllt: Seit November 2015 wird die PHL AG im Handelsregister in Zürich geführt. Handball habe bisher kein vermarktbares Premiumprodukt, begründete Gütschow. Das soll sich in naher Zukunft ändern.

Geplant ist demnach eine Liga mit zwölf Spitzenklubs aus Europas Metropolen nach dem Vorbild großer US-amerikanischer Ligen, sprich: ohne Auf- und Abstiege, quasi als geschlossene Gesellschaft. Zu den Kandidaten zählen unter anderem Moskau, Barcelona, Paris und Berlin, wie Bob Hanning auf Nachfrage des Tagesspiegels bestätigte. „Uns liegt ein Angebot vor, in der Weltliga mitspielen zu dürfen“, sagt der Geschäftsführer des Bundesligisten Füchse Berlin, „wir lassen das Konstrukt gerade juristisch prüfen.“ Grundsätzlich begrüßt Hanning den Plan ebenso wie sein Manager-Kollege Thorsten Storm vom deutschen Branchenführer THW Kiel. „Wenn das so umgesetzt wird wie geplant, sind plötzlich Reichweiten und Werbetöpfe möglich, an die unser Sport sonst nicht herankommen würde“, sagt Storm. Irgendwann, soweit jedenfalls die Theorie, soll das vor allem in Europa populäre Spiel sogar auf dem US-Markt angeboten und beworben werden.

Champions League: Aufwand und Ertrag stimmen nicht

Grundvoraussetzung dafür ist nach Ansicht der Investorengruppe und ihrer Partner zunächst die Konzentration auf Europas Millionenstädte. „Wenn wir Handball groß machen wollen, müssen wir in große Städte gehen“, sagt auch Hanning. Allerdings warnt der Füchse-Manager davor, die EHF bei der Zukunftsplanung zu übergehen. „Wir müssen gemeinsam einen Konsens finden“, sagt er, „prinzipiell sind sich ja alle einig, dass sich etwas ändern muss.“

Die Champions League krankt vor allem daran, dass Aufwand und Ertrag in keinem angemessenen Verhältnis stehen, und zwar in so ziemlich jeder Hinsicht: Bevor die K.-o.-Phase des Wettbewerbs beginnt, müssen die chronisch überlasteten Spieler der Spitzenklubs allein 14 Vorrundenspiele bestreiten. Abgesehen von der sportlichen Reputation gibt es finanziell zudem nicht viel für die Teilnehmer zu holen. Die Prämie für einen Finalsieg in der Champions League liegt bei lächerlichen 150 000 Euro. Obwohl die Klubs besagte Punkte seit Jahren kritisieren, hat die EHF sie bislang nicht ändern können respektive wollen. So gesehen ist die neuerliche Initiative der PHL-Investorengruppe durchaus als Quittung für die Versäumnisse der vergangenen Jahre zu deuten.

Dazu passt im übrigen, dass die EHF nun auch noch ausgerechnet jenen Mitarbeiter verloren hat, der bislang für die Vermarktung der Champions League verantwortlich war: Peter Vargo wechselt gewissermaßen zum größten Mitbewerber und soll ab Sommer 2016 bei der PHL einsteigen, nach beinahe 20 Jahren bei der EHF.

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