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Sport: Streiten und siegen

Die Zukunft von Albas Finalgegner Bamberg ist ungewiss

Bamberg. Krise. Dirk Bauermann kann dieses Wort nicht mehr ertragen. Zu oft war es in dieser verrückten Woche gefallen. „Wo gibt es hier eine Krise?“, würde der Bamberger Trainer am liebsten lauthals heraus schreien. Der Provinzklub TSK Bamberg hat die große Überraschung geschafft. Heute steht der fränkische Basketballverein erstmals seit zehn Jahren wieder in einer Finalpartie um die Deutsche Meisterschaft. Im Halbfinale setzten sich die Bamberger mit 3:1-Siegen gegen die Telekom Baskets Bonn durch. Nicht mal einen halben Tag dauerte es da, bis die heimische Halle gegen Meister Alba Berlin ausverkauft war. Heute treffen beide Teams dort im ersten Play-off-Finale aufeinander.

Autokorsos starten jetzt schon fast stündlich durch die Stadt, und nackte Menschen sprinten durch die Fußgängerzone. Sie machen mit beim Wettbewerb des kleinen lokalen Radiosenders, der solche Aktionen von seinen Zuhörern fordert, wollen sie noch eine Karte ergattern. „Was hier los ist, das glaubt kein Mensch“, sagt selbst Bauermann erstaunt. Seine optimistischen Statements tragen dabei nicht gerade dazu bei, den Wahnsinn auf den Straßen Bambergs zu drosseln. „Mir ist Alba als Gegner sehr lieb. Was gibt es Schöneres, als gegen den amtierenden Meister das Finale zu gewinnen.“

Sieht so eine Krise aus? Im Fall Bamberg muss die Frage mit „Ja“ beantwortet werden. Begeisterung und sportlicher Erfolg spielen kaum noch eine Rolle. Hinter den Kulissen brodelt es gewaltig. Die Zukunft des gesamten Vereins ist in Gefahr. Schuld ist ein Disput zwischen Manager Wolfgang Heyder und Alleingesellschafter Günter Tröster. „Mein Geld wird aus dem Fenster geworfen", beschuldigt Tröster das Management. Der Verein habe unerlaubt sein Stammkapital benutzt, um ein zu teueres Team zusammenzustellen. Für Tröster wurde der Erfolg „illegal“ erschlichen. Er fordert eine sofortige Rückerstattung von 600 000 Euro. Es ist zu befürchten, dass die Finalserie gegen Alba Berlin zur Abschiedstour generieren könnte. Eine vertrackte Situation, war es doch Tröster, der einst den Klub vor dem sicheren Kollaps rettete.

Als der Industrielle vor vier Jahren sein Engagement im Bamberg begann, stand der Verein vor dem finanziellen Aus. Nach den erfolgreichen Neunziger Jahren, als man neun Mal in Folge im Halbfinale stand, ging es rapide bergab. Zu wenig Zuschauer und zu teure Spieler ließen den damaligen TTL Bamberg fast in die Insolvenz schlittern. Erst als Tröster einstieg, ging es wieder aufwärts. Millionenbeträge pumpte er in den Verein. Mit dem Forum wurde eine neue Halle für 4700 Zuschauern errichtet. Der Klub stand plötzlich wieder auf einem soliden Fundament. Die nun vermeintliche Veruntreuung will Tröster keinesfalls akzeptieren. Manager Heyder hingegen betitelt Trösters Vorwürfe als „Blödsinn“. Die Ausgaben für Spieler seien abgesprochen gewesen.

Seit Wochen verkehren die Beiden nur noch schriftlich miteinander. So haben die zwei streiltlustigen Funktionäre schon eigene Lösungswege für die nächste Saison vorangetrieben. Bereits im Januar wurde eine neue Basketballgesellschaft gegründet. Verträge mit den meisten Spielern sind schon gemacht, wie Heyder bestätigt. Auch Bauermann hat bis 2005 verlängert. Der Erfolg soll nun genutzt werden, um den Basketball in Bamberg doch noch zu sichern. Allerdings ohne Tröster. Ein neuer Hauptsponsor scheint schon gefunden.

Allerdings gibt es da noch einen entscheidenden Knackpunkt: die Lizenz für die Spielberechtigung bei der Basketball-Bundesliga hält Tröster. Und der plant den Aufbau eines „Frankenteams“. Er will den Spielort Bamberg aufgegeben und mit dem Bundesliga-Absteiger Würzburg in Nürnberg ein Retortenteam aufbauen. Um den Standort Bamberg zu halten, müssen die Bamberger eine Wildcard beantragen. Was durchaus klappen könnte, wird doch die Bundesliga ab kommender Saison von 16 auf 18 Teams aufgestockt. Einen wichtigen Unterstützer haben Heyder und Partner schon. Ligachef Otto Reintjes meint: „Dass dieser Standort gehalten werden muss, ist doch irgendwie klar." Dennoch sind sich die Gesellschafter, die potenziellen Entscheidungsträger, noch uneins. Der Countdown läuft. Am 11. Juni soll entschieden werden.

Den Gewinn der Deutschen Meisterschaft gegen Alba Berlin, den Titelträger der vergangenen sechs Jahre“ durch sein Team sieht Bauermann dabei als bestes Überzeugungsmittel an: „So könnten wir allen zeigen, dass man Basketball nicht aus Bamberg vertreiben darf.“

Christoph Bertling

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