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© AFP

Afrika-Cup: Team Ghana: Begabt und besonnen

Ghanas Spieler überzeugen beim Afrika-Cup. Und das mit einem Team, das zu großen Teilen aus den U-20-Weltmeistern von 2009 besteht.

Solche Worte hört man selten, wenn ein Ghanaer über seine Nationalmannschaft spricht. Erst recht wenn es ein Spieler der „Black Stars“ ist, den selbst ernannten Brasilianern unter Afrikas Fußballern. „Sie sind alle viel besser als wir: Algerien, Ägypten, Kamerun, Nigeria und auch die Elfenbeinküste – alle sind uns weit voraus“, sagt André Ayew vor dem heutigen Afrika-Cup-Halbfinale gegen Nigeria (17 Uhr, live bei Eurosport). Und er meint es wirklich ernst.

Der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler und Sohn der ghanaischen Fußballlegende Abedi Pélé hat ein ersatzgeschwächtes und stark verjüngtes Team ins Halbfinale geführt. Mit dem entscheidenden Tor – seinem ersten im Nationalteam – im letzten Vorrundenspiel gegen Burkina Faso und fast aufreizender Gelassenheit angesichts von 50 000 angolanischen Fans beim 1:0-Sieg im Viertelfinale gegen den Gastgeber hatte Ayew großen Anteil daran, dass sich Ghana jetzt doch noch Hoffnungen auf seinen fünften Kontinentaltitel machen kann. Und das mit einem Team, das zu großen Teilen aus den U-20-Weltmeistern von 2009 besteht. Inter Mailands Sulley Muntari wurde aus disziplinarischen Gründen nicht eingeladen, Abwehrchef John Mensah und Mittelfeldstratege Steven Appiah fielen vor Turnierbeginn verletzt aus. Die ghanaische Mannschaft war plötzlich ein Ensemble aus jungen, unbekannten Gesichtern. „Als klar war, dass wir hier ohne unsere wichtigsten Spieler antreten, hat das der Stimmung unter uns keinen Bruch gegeben“, sagt Ayew. „Uns war klar, dass wir alle noch enger zusammenstehen und mit noch mehr Einsatz spielen müssen.“ Nachdem auch noch Michael Essien vom FC Chelsea in der Halbzeit des Spiels gegen Burkina Faso mit Krücken aus dem Stadion gehumpelt war, setzten die jungen Ghanaer im Viertelfinale die Defensivtaktik ihres Trainers konsequent durch.

Die 2:3-Niederlage der Elfenbeinküste um Stars wie Didier Drogba und die Touré-Brüder gegen Algerien am Tag darauf zeigte, wie schwierig es auch für eine Mannschaft mit hervorragenden Einzelspielern ist, beim Afrika-Cup zu bestehen, wenn interne Streitigkeiten das Team schwächen. Auch für Kamerun war gegen Ägypten in der Runde der letzten acht Schluss. Ägyptens Spieler sind seit langem als eingeschworene Mannschaft zusammengewachsen und können in Angola ihren dritten Titel in Folge gewinnen, ganz ohne Ausnahmespieler.

Aber vergleichen will und kann sich diese ghanaische Mannschaft in ihrer derzeitigen Situation mit niemandem. Die Mannschaft, die im Juni bei der WM gegen Deutschland spielt, wird eine komplett andere sein als die, die gegen Nigeria antritt. Die geringen Erwartungen sind für die aufstrebenden Spieler sowohl Erleichterung als auch Anreiz. „Ob Vorrunde, Viertelfinale oder Halbfinale: Spiele gegen Nigeria sind für uns immer große Spiele. Sie sind zwar erfahrener als wir, aber jetzt wollen wir auch ins Finale“, sagt Ayew und klingt dabei gelassen. „Zu Hause in Ghana sind sie schon jetzt stolz auf das, was wir in Angola geleistet haben.“

Moses März[Luanda]

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