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Fast bereit. Im Steffi-Graf-Stadion fliegen ab Sonnabend wieder die Tennisbälle.

© dpa/Wolfgang Kumm

Tennisturnier beim LTTC Rot-Weiß: Da ist Musike drin

Am Sonnabend beginnt die nächste Auflage des Rasenturniers im Steffi-Graf-Stadion. Das Event ist auch diesmal wieder hochklassig besetzt. Und auch sonst haben die Veranstalter einiges vor.

Auf der Tennisanlage des LTTC Rot-Weiß Berlin wird derzeit eifrig gewerkelt. Schließlich beginnt hier am Sonnabend das große Rasenturnier im und rund um das Steffi-Graf-Stadion. „Wir arbeiten hier gerade täglich von 7 Uhr morgens bis 22 Uhr abends“, erzählt Markus Zoecke und meint damit sein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der frühere Tennisprofi ist in diesem Jahr der „Head of Team Berlin“ bei Emotion Sports, dem Veranstalter des Turniers an der Hundekehle.

Über seine neue Rolle will der 55-Jährige an diesem Tag aber nicht reden, lieber erzählt er über die Neuerungen in diesem Jahr auf der Anlage. Die Players Area ist umgezogen, der VIP-Bereich hat auch einen neuen Platz, aber im Wesentlichen kommt einem inzwischen alles bekannt vor beim größten deutschen Profisportereignis für Frauen in Deutschland. So jedenfalls bewirbt es der Veranstalter und verweist auf das Gesamtpreisgeld von 850.000 US-Dollar.

32 Spielerinnen starten ab Montag im Hauptfeld, zuvor steigt am Wochenende die Qualifikation. Für den Sonntag zur offiziellen Eröffnung hat sich sogar der Regierende Bürgermeister Kai Wegner angesagt. Dagegen wird Steffi Graf auch in diesem Jahr nicht in „ihrem“ Stadion in Berlin sein. Deutschlands Tennis-Legende, die am Mittwoch 54 Jahre alt wurde, verspürt nach wie vor keine Lust auf großen Trubel. Auch deswegen hat sie ihre im vergangenen Jahr übernommene Schirmherrschaft wieder abgegeben.

50.
Weltranglistenplatz, der war mindestens nötig, um es in Berlin direkt ins 32er-Hauptfeld zu schaffen.

Auf eine Nachfolge des eher symbolischen Titels haben die Organisatoren dann auch gleich verzichtet. „Vor zwei Jahren hatten wir Angela Merkel, dann Steffi – wer soll da jetzt kommen?“, sagt Barbara Rittner, die in Berlin weiterhin Turnierdirektorin ist. Im Vorfeld hat sie auch diesmal wieder gute Arbeit geleistet, zumindest wenn man sich das Teilnehmerfeld anschaut. Acht Spielerinnen aus den Top Ten der Tennis-Weltrangliste sind vertreten. Um sich direkt für das Hauptfeld zu qualifizieren, war diesmal Platz 50 nötig. Allein das zeigt die geballte Klasse, die in der kommenden Woche an der Hundekehle zu sehen sein wird.

Natürlich wäre es schön gewesen, wenn es auch ein deutsches Zugpferd beim größten nationalen Frauen-Turnier gegeben hätte. Aber nur ein Jahr nach dem deutschen Viertelfinale in Wimbledon zwischen Tatjana Maria und Jule Niemeier ist das Tennis hierzulande im Frauen-Bereich in der Krise. Keine Spielerin wäre über die Weltrangliste direkt für Berlin qualifiziert, der Veranstalter denkt im Moment noch darüber nach, Niemeier oder Sabine Lisicki eine Wildcard für das Hauptfeld zu geben. So ist zumindest gesichert, dass eine Deutsche in der kommenden Woche mit dabei ist.

Das ist natürlich nicht unser Anspruch.

Barbara Rittner über die aktuell schwierige Situation im deutschen Frauentennis mit nur zwei Spielerinnen in den Top 100 der Weltrangliste.

„Das ist natürlich nicht unser Anspruch“, sagt Barbara Rittner, die immerhin auch Bundestrainerin für die Frauen im Deutschen Tennis-Bund ist. Den Vorwurf, dass sie für die momentan schwache Situation mitverantwortlich ist, weist sie allerdings von sich. „Den Schuh ziehe ich mir nicht an“, sagt sie. Immerhin gibt es einige hoffnungsvolle Talente, die sich in der Qualifikation beweisen dürfen. Dass eine Tatjana Maria, die in Wimbledon 2022 so begeistern konnte, in Berlin nicht startet, sei bedauerlich. Die 35-Jährige zieht es vor, sich direkt in Großbritannien auf den Grand-Slam-Klassiker vorzubereiten.

Den gewann im vergangenen Jahr überraschend die für Kasachstan startende Russin Jelena Rybakina im Finale gegen Ons Jabeur aus Tunesien. Jabeur siegte vorher in Berlin und wurde dabei lautstark von vielen ihrer Landsleute unterstützt. Kein Wunder, dass die Turnierverantwortlichen auch diesmal wieder auf die 28-Jährige setzen. Daneben konnte sich Cori „Coco“ Gauff 2022 in die Herzen des Berliner Publikums spielen, auch die junge US-Amerikanerin wird wieder am Start sein. Iga Swiatek hat hingegen nicht gemeldet, die Weltranglistenerste aus Polen konnte gerade zum dritten Mal die French Open gewinnen und wird vor Wimbledon wohl nur in Bad Homburg an den Start gehen, auch wenn Barbara Rittner noch auf ein kleines Wunder hofft und Swiatek, solange es geht, einen Platz für das Feld in Berlin offen hält.

Djs legen während Matches live im Stadion Musik auf

Neben dem Sportlichen gibt es in der Berliner Tennis-Woche wieder ein buntes Drumherum. So werden junge Berliner DJs ihre Sets auflegen – und das direkt auf dem Platz während der Seitenwechsel in den Matches. Im Moment aber muss dafür auf der Anlage noch ein bisschen Hand angelegt werden, dem Publikum soll schließlich ein erstklassiges Event geboten werden.

Und wie sieht es mit dem Zuschauerzuspruch aus? Im Vorjahr waren die insbesondere zu Beginn des Turniers recht leeren Tribünen ein kleiner Wermutstropfen. „Das wird diesmal auch nicht viel anders sein, gerade von Montag bis Donnerstag“, erklärt Barbara Rittner und findet das auch nicht verwunderlich. Schließlich würden die Spiele ja bereits um 11 Uhr beginnen und da „müssen viele Menschen ja auch arbeiten“.

Aktuell bewege sich der Ticketverkauf in etwa auf dem des Vorjahres, sagt Markus Zoecke. Der Zuspruch hänge natürlich auch mit der Gesamtsituation vieler Menschen zusammen und da würde im Moment bei vielen eben auf jeden Euro geschaut werden müssen. „Wer sich dennoch entscheidet, bei uns vorbeizukommen, darf sich auf einen entspannten Tag freuen und wird das sicher nicht bereuen“, glaubt Zoecke. Bis dahin liegen allerdings noch ein paar 15-Stunden-Schichten vor ihm und seinem Team.

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