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Jule Niemeier hatte in diesem Jahr bisher nicht viel Grund zum Jubeln und ist in der Weltrangliste bis auf Platz 120 abgerutscht.

© Imago/tennisphoto.de

Tennisturnier in Berlin: Jule Niemeier glaubt wieder an sich

Nach vielen Rückschlägen in diesem Jahr feiert Jule Niemeier in Berlin einen großen Sieg. Darauf will sie für die kommenden Wochen aufbauen.

Vor dem Turnier in Berlin hatte der Veranstalter lange offen gelassen, wem er eine Wildcard für das Hauptfeld geben würde. Sabine Lisicki oder Jule Niemeier standen aus deutscher Sicht zur Debatte, am Ende fiel die Wahl nicht ganz überraschend auf die Berliner Lokalmatadorin. Niemeier musste hingegen durch die Qualifikation und hatte vor ihrem Erstrundenmatch am Dienstag gegen Titelverteidigerin Ons Jabeur schon zwei Spiele auf dem Rasen von Berlin hinter sich. Erfolgreiche wohlgemerkt.

Nach dem 7:6, 6:4 gegen die Tunesierin nannte es die 23 Jahre alte Dortmunderin selbst einen „Vorteil“, schon ein paar Matches auf Gras bestritten zu haben, denn: „Das Tennis auf Rasen ist komplett anders.“ Niemeier beherrscht es ziemlich gut, im Vorjahr schaffte sie es in Wimbledon bis ins Viertelfinale. Doch weil es damals wegen des Ausschlusses von russischen und belarussischen Profis keine Weltranglistenpunkte gab, schlug sich Niemeiers Erfolg nicht im Ranking nieder. Ansonsten müsste sie sich heute bei Turnieren der 500er-Kategorie nicht erst durch die Mühen der Qualifikation kämpfen.

Was die Sache nicht einfacher macht, ist die Tatsache, dass Niemeier auch noch viel Pech hatte mit den Auslosungen bei vielen Turnieren. Bei den French Open in Paris erwischte sie zum Auftakt mit Daria Kasatkina die Nummer neun der Setzliste, beim Turnier in Stuttgart die Wimbledon-Siegerin Jelena Rybakina und bei den Australian Open zu Beginn des Jahres bekam sie es gleich mit der Weltranglistenersten Iga Swiatek zu tun. Niemeier verlor nicht nur diese Matches, sondern noch weitere acht in diesem Jahr direkt in der ersten Runde.

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Erstrundenniederlagen hat Jule Niemeier in diesem Jahr im Hauptfeld eines Turniers kassiert.

In einer solchen Situation wird im Spitzensport oft alles hinterfragt. Für Niemeier stand das nicht zur Debatte. „Ich war die ganze Zeit von meinem Team überzeugt“, sagte sie am Dienstag und fügte hinzu: „Manchmal sind solche Phasen auch wichtig, diese Zeit war für mich sehr lehrreich.“

Dass ein Tennismatch im Kopf entschieden wird, mag eine Phrase sein. Im Falle von Jule Niemeier trifft es das aber ziemlich genau. Sie verfügt immer noch über einen starken Aufschlag, mindestens solide Grundschläge und ein gutes Spielverständnis. Aber wie es Rainer Schüttler, Teamchef der deutschen Frauen für den Billie-Jean-King-Cup, vor kurzem beim Turnier in Stuttgart formulierte: „Wenn das Selbstvertrauen fehlt, dann fliegt ein riskanter Ball manchmal einfach vorbei, mit Selbstvertrauen landet er auf der Linie.“

Gegen Ons Jabeur hatte Niemeier auch das nötige Glück, das es zuweilen einfach braucht in engen Matches. Am Donnerstag dürfte die Erwartungshaltung nun eine andere sein, dann geht es für die Deutsche weiter gegen Marketa Vondrousova aus Tschechien. Die erhielt für das Turnier in Berlin übrigens eine Wildcard, die Niemeier verwehrt blieb. Inzwischen dürfte die darüber schmunzeln können – drei Siege in Folge wie auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß konnte Jule Niemeier in dieser Saison schließlich noch bei keinem anderen Turnier einfahren.

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