zum Hauptinhalt
Passend zum Karriereende sicherte sich Denise Herrmann-Wick noch die kleine Kristallkugel für den Gesamtsieg in der Disziplin Sprint.

© Imago/Bildbyran

Ende einer großen Karriere: Biathletin Denise Herrmann-Wick tritt ab und hinterlässt eine große Lücke

Nach ihrem Wechsel vom Langlauf zum Biathlon kürte sich die Sächsin zur Olympiasiegerin und Weltmeisterin. Ihr Streben nach Perfektion zeichnete Herrmann-Wick aus.

Von Kristina Smirnov

Für Denise Herrmann-Wick war das vergangene Jahr bereits die Krönung ihrer Biathlon-Karriere. Unvergessen: Der goldene Moment in Peking 2022, Hermann-Wick gelang überraschend der Olympiasieg im Einzel. Mit dem Olympiasieg hat sich für die ehemalige Skilangläuferin ein Kindheitstraum erfüllt.

In Oslo, am legendären Holmenkollen, wo Herrmann-Wick einst als Skilangläuferin ihre erste Weltmeisterschaft bestritten hatte, beendete die 34-Jährige am Sonntag ihre bemerkenswerte Karriere nun. Am vergangenen Dienstag hatte Hermann-Wick in den sozialen Netzwerken mitgeteilt: „Nach 16 Jahren Skilanglauf und sieben Jahren Biathlon ist es an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen.“

Und besser hätte Herrmann-Wick das Kapitel Biathlon nicht schließen können. Mit einem furiosen Sieg im letzten Sprint-Rennen ihrer Karriere sicherte sie sich am Samstag die kleine Kristallkugel in dieser Disziplin. „Ich werde jetzt alles genießen“, hatte Herrmann-Wick vor ihrem letzten Auftritt als Biathletin gesagt. Im Nebel von Oslo lief die 34-Jährige im Massenstart mit drei Fehlern in ihrem letzten Rennen am Sonntag schließlich auf den sechsten Rang. Dementsprechend groß waren die Emotionen im Ziel. „Es ist alles gerade überwältigend. Dass es jetzt vorbei sein soll, geht mir noch gar nicht so richtig in den Kopf“, sagte sie bei der ARD.

2014 gewann Herrmann-Wick Langlauf-Bronze in Sotschi

Der Kampf an die Spitze begann früh. Hermann-Wicks Talent für das Skilanglaufen wurde früh erkannt und so nahm sie schon als Kind an sachsenweiten Wettkämpfen teil. Mit 12 Jahren wechselte sie auf das Sportinternat in Oberwiesenthal. Doch ihre Laufbahn als Skilangläuferin sollte nicht nur von Erfolgen geprägt sein. Im November 2007 wurde die damals 18 Jahre alte Herrmann-Wick positiv auf den verbotenen Wirkstoff Clenbuterol getestet. Grund dafür sei die Einnahme eines Hustensaftes gewesen. Für ein Jahr wurde Hermann-Wick gesperrt.

Die größte Errungenschaft in ihrer Skilanglauf-Karriere feierte sie dann bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi. Mit der Staffel gab es Bronze. Insgesamt stand Herrmann-Wick sechsmal auf dem Podium in einem Sprint-Weltcup. Nach diesen Erfolgen reifte bei Herrmann-Wick die Entscheidung heran, Biathletin zu werden.

2016 war der Umstieg vom Skilanglauf zum Biathlon perfekt. Herrmann-Wick verbrachte unzählige Stunden am Schießstand, lernte Waffenkunde und die Grundlagen. Wechsele man vom Skilanglauf zum Biathlon, müsse man sich erst eine Konstanz am Schießstand erarbeiten, hatte Herrmann-Wick mal gesagt: „Das ist eine Detailarbeit, das funktioniert nicht von heute auf morgen.“ Bereits im Dezember 2016, in ihrem ersten internationalen Rennen im IBU-Cup, der zweiten Liga im Biathlon, gelang der Newcomerin der erste Sieg im Sprint.

In der Loipe war sie selten zu schlagen

Und das, obwohl Hermann-Wick sechs Strafrunden geschossen hatte. Von ihrer starken Laufform sollte sie nicht nur einmal profitieren. Über die gesamte Karriere hinweg habe Herrmann-Wick davon „gut gezehrt“, sagt sie. Durch harte Arbeit und dem ständigen Streben nach Perfektion entwickelte sich Herrmann-Wick über die Jahre zu einer soliden Schützin. In der Loipe war sie von der Konkurrenz selten zu schlagen.

Den ersten Weltcup-Sieg schaffte Herrmann-Wick im Sprint 2017 in Östersund. Es war ihre erst zweite Saison bei den besten Biathletinnen der Welt. 15 weitere Weltcup-Siege sollten folgen, 11 davon in Einzelwettkämpfen. Bei den Weltmeisterschaften 2019, ebenfalls in Östersund, ging Herrmann-Wicks großer Biathlon-Stern schließlich auf. In der Verfolgung schnappte sie sich Gold.

Sie wurde Einzel-Olympiasiegerin in der Königsdisziplin des Biathlons, wurde Weltmeisterin in der Verfolgung und gewann zuletzt im Februar Sprint-Gold bei der Heim-WM in Oberhof. Herrmann-Wick hat im Biathlon fast alles gewonnen, nur zum Gesamtweltcup-Sieg fehlt die nötige Konstanz.

In welcher Position und Funktion die Ausnahmesportlerin künftig dem Deutschen Skiverband (DSV) erhalten bleiben wird, ist noch offen. Jetzt möchte sich Herrmann-Wick erstmal „mehr der Familie, Freunden und dem Hausbau“ widmen. Vermissen werde sie am Biathlon auf jeden Fall den Nervenkitzel und die Angriffslust im Wettkampf.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false