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So soll das Stadion An der Alten Försterei nach dem Ausbau aussehen.

© 1. FC Union Berlin e.V.

Wachstumsschmerzen beim 1. FC Union: Der Stadionausbau wird zum inneren Zwiespalt

Die von 2300 Fans mit viel Herzblut errichteten Stehplatztribünen werden abgerissen, Union zieht vorübergehend ins Olympiastadion. Doch nicht nur deshalb haben viele Anhänger Bauchschmerzen.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Der 1. FC Union hat mittlerweile fast 50.000 Mitglieder, 2300 von ihnen wird die Nachricht vom Montagabend besonders hart getroffen haben. Wie Präsident Dirk Zingler auf der Mitgliederversammlung verkündete, müssen die drei Stehplatztribünen für den Stadionausbau entgegen der ursprünglichen Planungen komplett abgerissen werden. Eben jene Stehplatztribünen, die zwischen 2008 und 2009 von 2300 freiwilligen Helfern mit 140.000 Arbeitsstunden und jeder Menge Herzblut errichtet wurden. Es ist eine besondere Art von Wachstumsschmerz, der sich bei Union breit macht.

Die Fans bauen sich ihr eigenes Stadion: Dieses Alleinstellungsmerkmal im professionellen Weltfußball war ein wesentlicher Bestandteil der fast schon märchenhaften Köpenicker Erfolgsgeschichte und ein Grund für die besonders enge Beziehung zwischen den Fans und dem Stadion An der Alten Försterei. Dass die Traversen vermutlich 2024 abgerissen werden, ist emotional ein schwerer Schlag. Dass ein Neubau von Gegentribüne, Wald- und Wuhleseite aus statischen und bautechnischen Gründen alternativlos ist, wie Zingler betonte, taugt da kaum zum Trost.

Es ist ein mächtiger Zwiespalt, in dem sich Unions Fans befinden. Der Verein entwickelt sich nicht nur sportlich und wirtschaftlich rasant, sondern auch das Interesse wird immer größer. Die Mitgliederzahl hat sich in den vergangenen vier Jahren mehr als verdoppelt, das Stadion ist durchgehend ausverkauft. Union braucht mehr Platz, um weiter wachsen zu können. Das ist den Fans bewusst – und doch haben viele von ihnen Bauchschmerzen mit dem Ausbau.

Ist das noch unser Stadion, wenn es zu großen Teilen neu aufgebaut wird? Bleiben die besondere Stimmung und der Charakter erhalten? Dazu nun der angekündigte Abriss der selbst gebauten Tribünen. Verglichen mit diesen entscheidenden Fragen der Vereinsidentität ist der vorübergehende Umzug ins Olympiastadion für die Zeit des Umbaus für viele Unioner gar nicht so ein großes Thema. Das scheint vor allem die Fans des regulären Stadionmieters, Hertha BSC, umzutreiben.

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