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Am Ende mit Pokalduplikat oder dem Original. In seinem Leben versäumte Johann Holzapfel (li.) kaum ein Mariendorfer Saisonereignis.

© Heiko Lingk

Wenige Tage vor dem Buddenbrock-Rennen: Johann Holzapfel im Alter von 77 Jahren verstorben

Der Unternehmer war einer der prominentesten Akteure in der deutschen Trabrennsport-Szene. Sein Name könnte am Sonntag auf der Trabrennbahn Mariendorf posthum in die Siegerliste des Buddenbrock-Rennens eingetragen werden.

Von Heiko Lingk

In den vergangenen Jahren erhielt der Mariendorfer Rennverein am Folgetag bedeutender Veranstaltungen häufig einen sehr speziellen Anruf. „Bitte seien Sie mir nicht böse – aber ich benötige unbedingt ein Duplikat des gestern übergebenen Siegerpokals“, meldete sich eine sonore Stimme mit bayerischem Akzent und allen Beteiligten war sofort klar, wer am anderen Ende der Leitung war: nämlich Johann Holzapfel.

Ein in der unweit von München gelegenen Gemeinde Anzing lebender Unternehmer aus der Immobilienbranche, der von seiner Leidenschaft für den Trabersport regelrecht besessen war. Am vergangenen Wochenende ist Holzapfel, der trotz der weiten Anreise stets kein wichtiges Mariendorfer Saisonereignis versäumte, nach schwerer Krankheit verstorben. Er gehörte zu den prominentesten Akteuren der deutschen Rennsportszene und wäre an diesem Samstag 78 Jahre alt geworden.

Holzapfel wird also nicht mehr mit dabei sein, wenn am Sonntag (Beginn der Veranstaltung: 13.30 Uhr) ein absoluter Klassiker auf der Trabrennbahn Mariendorf ausgetragen wird: das Buddenbrock-Rennen. Die mit 25.000 Euro Preisgeld dotierte Prüfung fand bereits 1901 – damals noch auf der schon seit Langem nicht mehr existierenden Bahn in Westend – das erste Mal statt und besitzt eine bewegte Geschichte.

Namensgeber des Rennens war Freiherr von Buddenbrock, der in seiner Funktion als Hofmarschall des Herzogs Ernst Günther zu Schleswig-Holstein – einem für seinen ausschweifenden Lebensstil berüchtigten Adligen – eng mit dem Präsidium der Rennbahn Westend verbunden war. Obwohl sie phonetisch ähnlich klingt, hat die Bezeichnung des Wettkampfs also rein gar nichts mit Thomas Manns Roman „Buddenbrooks“ zu tun, der allerdings genau im selben Jahr erschien und rasch Weltberühmtheit erlangte.

25.000
Euro. Mit dieser Summe ist das Buddenbrock-Rennen auf der Trabrennbahn Mariendorf dotiert.

Nicht nur der Roman, auch das Rennen genoss schnell einen exzellenten Ruf. Denn es entwickelte sich zur Generalprobe für das Deutsche Traber-Derby. Und obwohl Johann Holzapfel verstorben ist, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass sein Name am Sonntag posthum in die Siegerliste eingetragen wird. Denn Holzapfel hatte sich kurz vor seinem Tod mit einer sechsstelligen Summe an dem Hengst Gio Cash beteiligt, der im Buddenbrock-Rennen als Ultrafavorit antreten wird.

Dieses Verhalten entsprach genau jener Methodik, mit der Holzapfel immer vorging. Denn im Gegensatz zu der überwältigen Mehrheit der Pferdebesitzer, die ihre Schützlinge entweder selber züchten oder schon als Fohlen erwerben, wartete Holzapfel stets erst einmal ab und kaufte dann erst viel später Anteile an denjenigen Trabern, die ihm am besten gefielen.

Dies war auch der Grund, warum er sich manchmal mit einem Duplikat des Siegerpokals zufriedengeben musste. Denn die Pferde, denen die Lorbeerkränze im Mariendorfer Winner-Circle umgehängt wurden, gehörten Holzapfel niemals allein und alle Trophäen mussten geteilt werden.

Aber das war überhaupt nicht schmerzlich für ihn – ganz im Gegenteil. Holzapfel genoss das Gefühl, einen großen Triumph gemeinsam mit anderen Menschen feiern zu dürfen, in vollen Zügen. Und Erfolgserlebnisse gab es viele, denn der Pferdenarr war in den zurückliegenden zehn Jahren an nicht weniger als vier Derby-Siegern beteiligt.

Der Hengst Gio Cash könnte nun schon bald der nächste sein, der das bedeutendste Trabrennen der Bundesrepublik gewinnt. Holzapfel hatte sehr gehofft, diesen Moment noch erleben zu dürfen. Aber die Erfüllung des Wunsches war ihm nicht vergönnt.

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