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Sport: Wortreich zum Abstieg

Dortmund redet viel und leistet wenig

Bielefeld - Dortmunds Trainer, von dem es immer heißt, er sei der nette Herr Doll, betrat den Presseraum im Bielefelder Stadion mit einer Miene, als sei er geneigt, diverse Gewalttaten auszuüben. Er habe sich „maßlos geärgert“, gab der Mann zu Protokoll, der beim BVB angetreten ist, um den sportlichen Gau zu verhindern: „Wir haben so viel geredet, und dann das. Das war einfach zu wenig.“ Mit 0:1 hatten die Dortmunder vor 26 600 Zuschauern die richtungweisende Begegnung am Freitagabend in Bielefeld verloren, das Tor des Tages gelang dem eingewechselten Jonas Kamper mit seiner ersten Ballberührung. Damit nimmt die Situation für den BVB dramatische Züge an. Erstmals in dieser Saison wird der Champions-League-Sieger von 1997 auf einem Abstiegsplatz geführt, und der blutleere Kick in Bielefeld macht wenig Hoffnung, dass sich daran etwas ändern wird.

Viel ist in Dortmund debattiert worden über das zu geringe Trainingsvolumen unter Bert van Marwijk und die antiquierten Methoden des Jürgen Röber. Doch spätestens jetzt, da mit Doll der dritte Trainer hilflos mit anschauen muss, wie sich eine lethargische Ansammlung von Profis willenlos in ihr Schicksal ergibt, wird klar, dass die Ursachen für die Krise eindeutig beim kickenden Personal zu finden sind. Wochenlang beteuerten die Profis, sie seien sich des Ernstes der Lage bewusst, doch nun stellt sich die Frage, ob ein Abstiegskampf mit seinen spezifischen Anforderungen mit den Spielern überhaupt zu bestehen ist. Am Samstag verbannte Doll Florian Kringe und Lars Ricken aus dem Profikader und schickte sie bis auf weiteres ins Regionalligateam. „Das hat Leistungs- und Disziplinar-Gründe“, sagte Sportdirektor Michael Zorc.

Der lahme Auftritt in Bielefeld machte deutlich, dass der BVB auf den Existenzkampf absolut unvorbereitet ist. Metzelder sieht sein Team „im Nachteil, weil diese Situation für die anderen Alltag ist, während wir uns erst daran gewöhnen müssen“. Es sieht so aus, als könnte das zu lange dauern.

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