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Hannes Arnhold und sein Vater Henning.

© IMAGO/NurPhoto

Vater und Sohn bei den Special Olympics World Games: Familie Tischtennis

Hannes Arnhold startet für das deutsche Team im Tischtennis. Der 19-Jährige sitzt während der Partien im Rollstuhl. Sein Vater weicht ihm dabei nicht von der Seite.

Von Max Fluder

In Halle 2 auf dem Messegelände ist Hannes Arnhold eine Ausnahme. Der 19-Jährige aus Sachsen-Anhalt spielt Tischtennis bei den Weltspielen von Special Olympics – und er ist am Montag der einzige Laufende, der im Rollstuhl sitzt, während er die Matches bestreitet. Bei den Landesspielen war das schon so. Bei den Nationalen Spielen, wo er in seiner Klasse Gold gewann, auch.

Hannes Arnhold hat Epilepsie. Der Rollstuhl gibt ihm Stabilität während der Matches. Denn wenn er sitzt, dann kann er bei einem epileptischen Anfall nicht stürzen und sich im Zweifel schwer verletzen. Die Epilepsie ist auch der Grund, weshalb Vater Henning Arnhold als Eins-zu-Eins-Betreuer in Berlin dabei ist. Das ist eine Position im Trainerteam, zuständig ist der Vater aber ausschließlich für seinen Sohn. Bei einem Anfall ist es besser, wenn er eingreift, sagt Henning Arnhold: „Wir, die jeden Tag damit zu tun haben, kennen die Symptome am besten.“

Montagmittag in Halle 2.2, das dritte Match des Tischtennisspielers steht an. Hannes Arnhold trägt eines der signalroten Trikots der deutschen Tischtennisspieler. Er wird von seinem Vater zum Rollstuhl begleitet und setzt sich hinein. Henning Arnhold fährt seinen Sohn bis zur Tischtennisplatte, ganz nah an die Kante.

Mal nörgelt Henning Arnhold, mal gibt er Ratschläge

Der Rollstuhl wird ausgerichtet und Henning Arnhold verlässt den abgetrennten Bereich. In ihm dürfen während des Spiels nur die beiden Athleten, der Schiedsrichter und ein Volunteer sein, die Hannes die Bälle reicht, wenn sie auf dem Boden liegen. Der Vater sitzt auf einem Klappstuhl neben der Absperrung, Tipps darf er während eines Matches keine geben.

Es ist mit Vater und Sohn nicht immer einfach, das ist ja klar.

Henning Arnhold

Für Hannes Arnhold geht es gegen einen Spieler aus Pakistan. Den ersten Satz gewinnt Arnhold locker, doch der Pakistani zieht nach. Alles hängt vom letzten Satz ab. Ein Fan, der ebenfalls aus Sachsen-Anhalt angereist ist, ruft von der Tribüne: „Konzentration, Hannes. Konzentration!“ Es klingt besorgt. Doch Arnhold holt den Sieg. Es ist das erste Match, das er heute gewinnt. Seine Fans – Familie und Freunde – bilden eine kleine Laolawelle und jubeln.

„Die Fans waren nicht zu überhören“, sagt Arnhold nach dem Match. Er und sein Vater haben sich auf die Tribüne gesetzt. Der Athlet ist müde, einmal muss er gähnen. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man im Turnier seinen ersten Sieg gefeiert hat. Und auch mit einem wirklich schönen Spiel“, sagt Henning Arnhold, der Vater.

Wie ist das eigentlich, wenn man sowohl sportlich als auch familiär so nah beieinander ist, oder eher: sein muss? „Während des Spiels sitzt er ja draußen“, sagt Hannes Arnhold über seinen Vater. Und wenn er daheim im Verein spielt, dann größtenteils selbstständig. Im Verein kennen sie ihn alle, wissen um seine Epilepsie. Für Hannes Arnhold bedeutet das Sicherheit – aber auch Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit.

Aber emotional, da kann man das alles nicht fein säuberlich trennen. Mal nörgelt der Vater, mal gibt der Trainer gutgemeinte, aber ungewollte Ratschläge. „Es ist mit Vater und Sohn nicht immer einfach, das ist ja klar“, sagt Vater Henning Arnhold.

Was Vater und Sohn von den Weltspielen mitnehmen werden, sind die Eindrücke. Von den Sportlern aus der ganzen Welt zum Beispiel: Pakistan, China, wann trifft man Menschen aus diesen Ländern schonmal an der Tischtennisplatte? Flugreisen sind für Hannes Arnhold wegen der Epilepsie nur schwer zu absolvieren.

Nach jedem Match kommt der deutsche Tischtennis-Coach an die Absperrung und schießt ein Foto: Mit Hannes sowie Henning Arnhold. Aber auch mit dem Gegner, egal wo dieser herkommen mag. Ein bisschen sieht das aus, als würde da ein Familienfoto angefertigt. Ein Foto der Tischtennis-Familie.

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