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Bahnreisende am Hauptbahnhof in München am 04.10.2023.

© IMAGO/Sven Simon

Bahnstreik ab Mittwochabend: GDL fordert 555 Euro mehr, 35-Stunden-Woche und 3000 Euro Einmalzahlung

Von Mittwoch- bis Donnerstagabend kommt es zu einem bundesweiten Warnstreik im Fern- und Regionalverkehr. Was müssen Bahn-Kunden wissen?

| Update:

Bahn-Reisende müssen sich ab Mittwochabend auf zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Die Lokführergewerkschaft GDL kündigte am Dienstag einen ersten bundesweiten Warnstreik in der diesjährigen Tarifrunde ab Mittwoch 22 Uhr an. Der Ausstand soll bis Donnerstag 18 Uhr dauern.

Die Deutsche Bahn wird während des Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Fernverkehr einen Notfahrplan anbieten. Das Angebot an Fahrten werde stark reduziert, teilte der Konzern am Dienstagabend mit. „Für diese Fahrten setzt die DB längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können. Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden“, hieß es in der Mitteilung.

Im Regionalverkehr ist es ebenfalls das Ziel der Bahn, ein stark reduziertes Angebot auf die Schiene zu bringen. „In welchem Umfang dies möglich ist, unterscheidet sich regional stark. In jedem Fall wird es auch im Regionalverkehr massive Einschränkungen geben“, teilte der Konzern mit.

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Wir rechnen damit, dass weniger als 20 Prozent der Intercity- und ICE-Züge fahren“, sagte ein Bahnsprecher am Mittwochvormittag. 

Fahrgäste, die ihre für Mittwoch und Donnerstag geplanten Reisen verschieben möchten, könnten ihre Tickets zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung sei aufgehoben. „Die Fahrkarte gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.“

Die GDL ruft „Lokomotivführer, Zugbegleiter, Werkstattmitarbeiter und Disponenten in allen Unternehmen und zusätzlich Fahrdienstleiter und weitere Berufsgruppen bei DB Netz“ zur Arbeitsniederlegung auf. 

Weselsky verteidigt Streik

„Der Unmut der Beschäftigen ist groß, ihre Anliegen sind legitim“, erklärte Gewerkschaftschef Claus Weselsky. „Wer glaubt, zulasten der Mitarbeiter zynisch auf Zeit spielen zu können, befindet sich im Irrtum. Jetzt ist die Zeit, Verbesserungen zu erzielen, das duldet keinen Aufschub!“ Die Bahn sei bislang nicht bereit auf Kernforderungen wie eine Arbeitszeitverkürzung einzugehen. Eigentlich war für Donnerstag eine neue Verhandlungsrunde angekündigt.

Auch im Deutschlandfunk verteidigte Claus Weselsky den Streik. Die GDL habe „erst einmal Druck aufbauen müssen“, sagte er am Mittwoch im Deutschlandfunk. So wolle die GDL die Verhandlungsbereitschaft auch über die Absenkung der Wochenarbeitszeit herbeiführen. Viele Tarifverhandlungen liefen unter Begleitung von Arbeitskämpfen, sagte Weselsky weiter. Das sei „völlig normal“. 

Weselsky sagte außerdem, er gehe davon aus, „dass wir die Verhandlungstermine auch nutzen, um tatsächlich Kompromisse zu erzeugen“. 

Kein Streik an Weihnachten

Erneut betonte Weselsky, dass die GDL an Weihnachten nicht streiken werde. Das habe die GDL „noch nie“ getan, wie ein „Blick in die Historie“ zeige

„Streikbeschluss ist ein Unding“

Die Bahn (DB) kritisierte den aktuellen Streik. „Der Streikbeschluss zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Unding“, sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. Man habe gerade erst vier weitere Verhandlungstermine mit der GDL vereinbart und als Arbeitgeber in der Auftaktrunde ein 11-Prozent-Angebot auf den Tisch gelegt.

„Sollte die Lokführergewerkschaft tatsächlich vor den unmittelbar bevorstehenden Verhandlungen streiken, würde sie Millionen Menschen in Haftung nehmen und die Sozialpartnerschaft mit Füßen treten.“

Der Konzern sagte die zweite Tarifverhandlungsrunde, die für diese Woche vorgesehen war, ab. „Entweder man streikt, oder man verhandelt. Beides gleichzeitig geht nicht“, sagte Personalvorstand Martin Seiler am Mittwoch.

Schon vor und nach der ersten Verhandlungsrunde in der vorigen Woche hatte es Signale gegeben, dass es letztlich zu einem Arbeitskampf der GDL kommen werde. Der bisherige Tarifvertrag mit der Gewerkschaft ist Ende Oktober ausgelaufen. GDL-Chef Claus Weselsky hatte angedeutet, dass er eine Tarifrunde ohne Streiks für wenig wahrscheinlich hält. Die GDL verlangt unter anderem 555 Euro monatlich mehr.

Zudem soll die Arbeitszeit für Schichtarbeiter ohne Lohnkürzung auf 35 von 38 Stunden die Woche gesenkt werden. Außerdem wird einmalig die steuerfreie Inflationsprämie von 3000 Euro gefordert. Die Laufzeit soll zwölf Monate nicht übersteigen. Die Bahn lehnt die Forderungen als zu hoch ab. (AFP/Reuters/dpa)

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