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Klimaserie, Teil 8: Das erwarten Politiker und Wirtschaftsführer vom Klimagipfel

In der letzten Folge der Tagesspiegel-Klimaserie schildern Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik wie Kanzlerin Merkel, Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit oder Siemens-Chef Löscher exklusiv ihre persönlichen Erwartungen an den Uno-Klimagipfel in Kopenhagen.

Klimaschutz finden alle gut. Das Wort Nachhaltigkeit, das noch vor wenigen Jahren exotisch klang, findet sich heute in nahezu jeder politischen Rede. Was einst den Grünen vorbehalten war, ist heute zum Mainstream geworden und von Hinterzimmern ins Zentrum der Gesellschaft gerückt. Öffentliche Warnungen vor zu ambitionierten Klimazielen, wie sie der neue Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) ausspricht, sind sehr selten geworden. Und die Unternehmen wollen den grünen Megatrend erst recht nicht verpassen, auch wenn manche Initiative sich bei genauem Hinsehen als reine PR entpuppt. So wird häufig schöngerechnet, wenn belegt werden soll, wie wenig bestimmte Produkte das Klima belasten. Der Tagesspiegel hat in seiner Klima-Serie in den vergangenen Wochen zu zeigen versucht, in welchen Branchen Nachhaltigkeit tatsächlich zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell werden kann. In dieser letzten Folge schildern Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik exklusiv für den Tagesspiegel ihre persönlichen Erwartungen an den Uno-Klimagipfel in Kopenhagen.

Angela Merkel, Bundeskanzlerin und CDU-Chefin

„Es ist dringend notwendig, dass dieses Jahr als ein Jahr internationaler Kooperation in einer der großen Menschheitsfragen in Erinnerung bleibt. Dafür muss Kopenhagen ein Erfolg werden. Wir brauchen eine Einigung, die uns den Weg zum Erreichen des Zwei-Grad-Ziels eröffnet und eine internationale Überprüfung vorsieht, ob die Verpflichtungen der einzelnen Länder auch wirklich eingehalten werden. Das klare politische Bekenntnis dazu sollte und muss in Kopenhagen erfolgen. Und es muss auch klar sein, dass wir auf dieser Grundlage im nächsten Jahr – und ich sage: möglichst im ersten Halbjahr – ein rechtlich bindendes Abkommen mit international verpflichtenden Zielen unter dem Dach der Vereinten Nationen bekommen.“

Sigmar Gabriel, SPD-Chef und Ex-Umweltminister

„Wenn die Staats- und Regierungschefs nicht zu weltweiten Versagern werden wollen, müssen sie Kopenhagen zum Erfolg machen. Die ganze Gipfeldiplomatie ist nichts wert ohne ein rechtsverbindliches Abkommen. Deutschland darf von seinem Ziel nicht abrücken, den Ausstoß von Klimagasen bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren. Wir in den Industriestaaten müssen zeigen, dass engagierter Klimaschutz und Wirtschaftswachstum kein Widerspruch sind, sondern einander bedingen. Deshalb ist das Gejammere etwa von Minister Brüderle über angeblich überzogene Klimaauflagen nicht nur dumm, sondern für die internationalen Verhandlungen höchst gefährlich.“

Wolfgang Reitzle, Linde-Chef und Aufsichtsratschef von Continental

„Ich erwarte keine völkerrechtlich verbindliche Übereinkunft, aber ein deutliches politisches Signal: Industrie- und Schwellenländer sollten angemessene Verpflichtungen zu einer künftigen CO2-Reduktion eingehen. Europa hat dabei bereits eine Vorreiterrolle eingenommen. Aus Sicht der europäischen Industrie ist jetzt darauf zu achten, dass die richtigen Anreize für die Entwicklung und Verbreitung von klimafreundlichen Technologien beschlossen werden und es nicht zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen kommt.“

Rüdiger Grube, Chef der Deutschen Bahn

„Die Deutsche Bahn unterstützt die Vereinten Nationen in ihrem Ziel, ein faires globales Klimaabkommen in Kopenhagen zu erreichen. Die Eisenbahn hat für den Klimaschutz eine Schlüsselfunktion. Die Politik ist daher gefordert, für den Verkehrsträger Schiene entsprechende politische Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Klaus Wowereit (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin

„Die Themen Umweltschutz, Naturschutz und vor allem Klimaschutz gehören zu den großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Der Uno-Klimagipfel sollte endlich die nötigen Entscheidungen zum Stopp des globalen Klimawandels auf den Weg bringen. Ich appelliere und hoffe auf die Vernunft der Weltpolitik. Wenn wir den Klimawandel stoppen wollen, dann brauchen wir klare Regeln, an die sich alle halten. Es gibt schlicht keine Alternative. Bei diesem Thema kann sich die Welt ein Scheitern nicht leisten. Berlin ist seit einigen Jahren auf diesem Gebiet aktiv. So haben sich auf Initiative des Senats 13 namhafte Unternehmen zum Klimabündnis Berlin zusammengeschlossen, um den CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren. Die großen Städte stehen in der Verantwortung und sie verfügen zugleich über das Know-how, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Peter Löscher, Siemens- Vorstandschef

„Völlig unabhängig davon, ob es in Kopenhagen zu einem verbindlichen Klimaschutzziel kommt – die grüne Revolution hat längst begonnen, und die deutschen Unternehmen führen sie an.“

aufgezeichnet von Moritz Döbler

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