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Wirtschaft: Deutsche haben keine Ahnung von Altersvorsorge

Studie: 80 Prozent kennen die Rürup-Rente nicht/ Allianz verkauft mehr Lebensversicherungen

Berlin – Die Deutschen kennen sich kaum mit den seit Jahresbeginn geltenden Neuregelungen der Altersvorsorge aus. Einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zufolge wissen 81 Prozent der Befragten „überhaupt nicht“ oder „nur ungefähr“, dass die gesetzliche Rente ab 2005 schrittweise voll steuerpflichtig wird. 80 Prozent haben von der so genannten Rürup-Rente noch nie etwas gehört. Sparer können danach 60 Prozent der Beiträge für die Altersvorsorge als Sonderausgaben steuerlich geltend machen.

Als „alarmierend“ bezeichnete Wolfgang Klein, Privatkunden-Vorstand der Postbank, die Ergebnisse der Studie, die im Auftrag der Bank entstand. Wer das neue System der nachgelagerten Besteuerung zu spät begreife und nicht entsprechend handele, steuere auf enorme Versorgungslücken im Alter zu, sagte Klein am Mittwoch in Berlin. Ein Informationsdefizit beklagte auch Carsten Maschmeyer, Vorstandschef des Finanzdienstleisters AWD: „Viele Bundesbürger wissen noch gar nicht, dass sie seit Januar zusätzliche Chancen besitzen, privat für das Alter vorzusorgen.“ Nach einer Forsa-Umfrage, die AWD wie die Postbank 2004 in Auftrag gegeben hatte, fühlen sich 74 Prozent der Deutschen nicht ausreichend über die gesetzlichen Änderungen des Alterseinkünftegesetzes informiert. Gut im Bilde ist die Bevölkerung hingegen über die Änderung bei Lebens- und Direktversicherungen. Alle Policen, die nach 2004 abgeschlossen werden, sind bei der Auszahlung steuerpflichtig. 47 Prozent der Deutschen gaben an, hierüber „ziemlich genau“ Bescheid zu wissen. „Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister haben breit informiert und für einen Abschluss noch im Jahr 2004 geworben“, erklärte Jochen Hansen, Studienleiter bei Allensbach.

So hat etwa die Allianz wegen des Wegfalls der Steuervorteile im vergangenen Jahr mehr Lebensversicherungen verkauft als jemals zuvor. Insgesamt wurden über 1,3 Millionen Assekuranzen verkauft, im Vorjahr waren es 960 000.

Das Informationsbedürfnis der Deutschen in Bezug auf die Altersvorsorge ist eher mäßig. Lediglich 35 Prozent der insgesamt 2063 Befragten wünschen sich mehr Informationen. Als zuverlässige Quellen gelten dabei vor allem die Rentenversicherungsanstalten. Mehr als die Hälfte der Befragten halten diese für „gute und zuverlässige Informanten“.

Ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen nach wie vor die staatliche Rente und das Eigenheim. 65 beziehungsweise 62 Prozent der Deutschen halten diese für die ideale Altersvorsorge. An dritter Stelle folgt mit 42 Prozent die private Rentenversicherung. „Gegenüber den Ergebnissen des vergangenen Jahres ist die private Rentenversicherung der klare Gewinner“, sagte Klein. So planten 24 Prozent der berufstätigen Deutschen, die ihre Altersvorsorge ausbauen wollen, eine private Rentenversicherung abzuschließen.

Tanja Kewes

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