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Auf einer Baustelle in Stuttgart werden Mehrfamilienhäuser errichtet.

© imago/Westend61 / imago/Westend61

Durchwachsene Entwicklung im Baugewerbe: Aufträge im Hochbau sinken – Anstieg beim Tiefbau

Hohe Baukosten treiben viele Projekte in die Unwirtschaftlichkeit. Branche fordert Eingreifen der Politik.

Nach einem Einbruch des Auftragseingangs im Bauhauptgewerbe zum Jahresbeginn hat sich die Branche im Februar durchwachsen entwickelt. Trotz gestiegener Material- und Zinskosten konnte die Baubranche im Februar mehr Aufträge an Land ziehen.

Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe wuchs inflationsbereinigt um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Im Januar hatte es noch einen Rückgang um 5,8 Prozent gegeben.

Zu verdanken hat die Branche den Zuwachs aber allein dem Tiefbau, wozu beispielsweise der Straßenbau zählt: Hier legte der Auftragseingang im Februar um 14,6 Prozent zu. Der Hochbau – der vor allem durch den Wohnungsbau geprägt ist – erhielt dagegen 6,0 Prozent weniger Bestellungen.

Im Tiefbau, zu dem etwa der Straßenbau gehört, läuft es etwas besser.

© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

„Der Wohnungsbau befindet sich im freien Fall“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrie-Verbandes, Tim-Oliver Müller, die Entwicklung. „Die explodierenden Baukosten treiben die Projekte in die Unwirtschaftlichkeit.“ Viele Projekte, die zwar genehmigt, aber mit deren Bau noch nicht begonnen wurde, würden mangels Rentabilität auf Eis gelegt.

Auch der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) blickt besorgt auf die Entwicklung. „Die Katastrophe mit Ansage geht immer weiter“, sagte BFW-Präsident Dirk Salewski. Die Politik müsse aktiv werden, sonst drohten viele Arbeitsplätze im Wohnungsbau verloren zu gehen.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) verfehlt die selbst gesteckten staatlichen Wohnungsbauziele.

© dpa/Peter Kneffel

„Was die Baugenehmigungen vorgezeichnet haben, setzt sich leider erwartungsgemäß beim Auftragseingang im Wohnungsbau fort“, erklärte der Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa. „Die Auftragsbücher laufen leer.“

Insgesamt fiel der Jahresauftakt damit schwach aus: Im Januar/Februar brachen die Bestellungen um 18,2 Prozent ein im Vergleich zu den ersten beiden Monaten des Jahres 2022. Die Preisentwicklung schlug sich auch auf den Umsatz nieder.

Nominal erhöhte sich der Umsatz im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,1 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Preisbereinigt entspricht dies jedoch einem Rückgang um 6,8 Prozent.

Ein Bündnis aus Mieterbund und Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden fordert von der Politik mehr Einsatz, um einen Absturz beim Wohnungsbau zu verhindern.

Denn massiv gestiegene Zinsen und anhaltend hohen Baupreise sorgten dafür, dass viele private Häuslebauer den Traum vom Eigenheim derzeit nicht umsetzen könnten und auch die Immobilienbranche sich bei Neubauprojekten zurückhalte.

Zudem verfehle Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) und mit ihr die Ampel-Koalition ihr Ziel von 100.000 neuen Sozialwohnungen jährlich, betonte das Bündnis Wohnungsbau. Die Allianz der Verbände forderte weniger Auflagen, um Bauen wieder günstiger zu machen. (AFP/Reuters)

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