Energiekrise: Teure Forderungen aus der Mitte
Immer mehr Haushalte wollen angesichts der Energiepreise Hilfe vom Staat. Gerade die Mittelschicht fordert besonders viel Geld, zeigt eine Studie.
Zwei Drittel der Menschen gehören in Deutschland zur Mittelschicht. Das sagen zumindest das statistische Bundesamt und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD). Zur Mitte zählt offiziell, wer als Alleinstehender mindestens 1500 Euro im Monat oder in einer Familie mit zwei Kindern mindestens 3000 Euro zur Verfügung hat.
Seit Wochen geht es in der Politik immer wieder um genau jene „hart arbeitende Mitte der Gesellschaft“, wie Finanzminister Christian Lindner sie einst bezeichnet hatte.
Mittlerweile belasten steigende Energiepreise nunmehr nicht nur Geringverdiener, sondern rütteln zunehmend auch am Sicherheitsgefühl jener Menschen, die zu dieser Mitte zählen.
Gerade sie fühlen sich vom Staat bislang nicht ausreichend entlastet, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Das Institut hatte untersucht, wie hoch ein einmaliger staatlicher Zuschuss für Energiekosten für den eigenen Haushalt ausfallen sollte, wenn die Haushalte selbst entscheiden dürften.
Demnach fordern Haushalte mit einem mittleren Einkommen über alle Einkommensschichten hinweg am meisten Hilfe vom Staat ein. Wer zwischen 1.250 und 3.000 Euro verdient, hätte gern eine Einmalzahlung von 700 Euro.
Damit liegt der Entlastungswunsch der deutschen Mitte auffällig höher als zum Beispiel der von Geringverdienern. Wer unter 1.250 Euro netto im Monat hat, fordert eine einmalige Entlastung von nur 550 Euro.
Die Milieus der Mitte nehmen einen besonders hohen Druck wahr und fühlen sich vergessen von der Politik.
Tim Gensheimer
Die Umfrage macht deutlich, dass gerade die Mitte der Gesellschaft hohe Erwartungen an die deutsche Regierung hat – unabhängig davon, ob sie tatsächlich stärker belastet ist als andere Schichten.
Warum das so ist, erklärt Tim Gensheimer: „Die Milieus der Mitte nehmen einen besonders hohen Druck wahr und fühlen sich vergessen von der Politik“, sagt der Sozialforscher beim Sinusinstitut.
Tatsächlich sind zwar hierzulande alle Haushalte von den steigenden Energiekosten betroffen. Relativ leiden jedoch besonders Personen mit niedrigen Einkommen oder besonders hohen Einkommen unter den explodierenden Preisen, sagen die Experten vom IW.
Während bei Geringverdienern der hohe Anteil der Energie am Einkommen zu Buche schlägt, zahlen Gutverdiener aufgrund ihres relativ höheren Verbrauches mehr.
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