zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Euro: EZB-Chefvolkswirt lobt Währung als Stabilitätsanker

Ein mögliches Chaos an den Devisenmärkten ist im Gefolge der Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten am 11. September ausgeblieben.

Ein mögliches Chaos an den Devisenmärkten ist im Gefolge der Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten am 11. September ausgeblieben. Otmar Issing, Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), hält dies der neuen Gemeinschaftswährung zugute. "Der Euro ist ein ganz wesentliches Element, das zur Stabilisierung der Verhältnisse in Europa beiträgt", erklärte Issing dem Handelsblatt. "Der Euro hat die Unsicherheiten des alten Wechselkurssystems beseitigt. Ohne seine Existenz wären die langfristigen Zinsen aufgrund des Abwertungsrisikos in einzelnen Ländern dramatisch gestiegen."

Zum Thema Online Spezial: Der Euro kommt - Infos zur Währungsumstellung Dass der Dollar nach den Angriffen nicht an Wert gewonnen hat, spiegelt für Issing Vorbehalte der Anleger wider. Wenn sich in der Vergangenheit die Sorge um kriegerische Auseinandersetzungen ausgebreitet habe, sei der Dollar neben dem Schweizer Franken traditionell die Fluchtwährung gewesen.

Dass in unsicheren Zeiten verstärkt nach der Notenbank gerufen wird, kann man sich Issing zufolge an fünf Fingern abzählen. Gerade bei einem Arrangement wie in Europa - einheitliche Geldpolitik und Dezentralität in anderen Politikbereichen - liege es nahe zu verlangen, dass die EZB die Kohlen aus dem Feuer holen müsse. "Wir sind da und jederzeit handlungsfähig", sagte Issing. "Von daher wird uns teilweise eine Verantwortung zugeschoben, die wir in dieser Form nicht akzeptieren können. Der Geldpolitik wird häufig ein Einfluss unterstellt, den sie gar nicht haben kann."

Issing dämpfte die Hoffnung derer, die für den Fall einer Verschärfung des politischen Konflikts auf die Geldpolitik setzen: "Von der Geldpolitik kann man nicht erwarten, dass sie militärische Bedrohungen im Bewusstsein der Bevölkerung gleichsam vorauseilend kompensiert." Gerade in unsicheren Zeiten komme es darauf an, dass die Notenbanken ihre Entscheidungen unverändert ruhig und in Abwägung aller Risiken fällten. Die EZB sei keine Institution, die am Prinzip der Preisstabilität festhalte, ohne Wahrnehmung dessen, was in der Welt vor sich gehe. Notenbanken müssten auch berücksichtigen, wie bestimmte Maßnahmen psychologisch wirkten. "Hier liegt ein wichtiger Grund, warum wir am 17. September konzertiert mit den Amerikanern die Zinsen gesenkt haben", sagte Issing. "Wir wollten bewusst ein Zeichen setzen. Dies ist und war ein Ausnahmefall und nicht der Beginn einer Abkehr von unserer Strategie."

mak

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false