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Die Amazon-Zentrale in Seattle, USA

© dpa/Elaine Thompson

Historischer Personalabbau: Amazon streicht über 18.000 Stellen – deutlich mehr als angenommen

Kürzlich hieß es noch, dass von den weltweit 1,5 Millionen Beschäftigten lediglich 10.000 gehen müssen. Die Kündigungen sollen mehrere Sparten betreffen.

Die Entlassungswelle beim weltgrößten Online-Versandhändler Amazon fällt deutlich größer aus als zunächst angenommen. Vorstandschef Andy Jassy kündigte am Mittwochabend (Ortszeit) in einem Memo an die Beschäftigten die Streichung von mehr als 18.000 Stellen an.

Im November war noch von lediglich 10.000 Jobs die Rede gewesen. Es handelt sich um den ersten größeren Personalabbau in der Geschichte des 1994 gegründeten US-Konzerns. Amazon hatte zuletzt weltweit rund 1,5 Millionen Beschäftigte, die meisten von ihnen arbeiten in der Liefer- und Lagerinfrastruktur.

Amazon hatte seine Beschäftigtenzahl im Zuge der Corona-Pandemie, als der Onlinehandel sprunghaft anstieg, noch deutlich aufgestockt. Im ersten Quartal 2022 waren 1,62 Millionen Menschen für das Unternehmen tätig. Seitdem sank die Mitarbeiterzahl wieder, Ende September betrug sie 1,54 Millionen Beschäftigte weltweit. Nicht mit eingerechnet sind Saisonarbeitskräfte, die bei Amazon etwa während der Weihnachtszeit arbeiten.

Im dritten Quartal 2022 ging der Nettogewinn um neun Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Für das vierte Quartal erwartet Amazon ein für seine Verhältnisse schwaches Wachstum zwischen zwei und acht Prozent im Jahresvergleich und einen operativen Gewinn zwischen 0 und 4 Milliarden Dollar gegenüber 3,5 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Der Konzern will seine Jahresbilanz am 1. Februar vorlegen.

Kündigungswelle traf zunächst Echo und Alexa

Die Online-Handelsplattformen in den USA leiden unter Einsparungen der Anzeigenkunden, die damit auf die Inflation und den Anstieg der Zinsen reagieren. „Amazon hat in der Vergangenheit ungewisse und unsichere Wirtschaftslagen durchstanden und wird dies auch weiterhin tun“, erklärte Konzernchef Jassy im Firmenblog.

Das Führungsteam sei sich im Klaren darüber, wie schwierig die Entlassungen für die Betroffenen seien und mache sich solche Entscheidungen nicht leicht. Doch der Schritt sei notwendig, um die Kosten zu senken. Amazon hatte bereits im November begonnen, im größeren Stil Stellen zu streichen.

Amazon-Vorstandschef Andy Jassy

© AFP/Auston James

Die Kündigungswelle betraf zunächst vor allem die defizitäre Gerätesparte rund um Echo-Smartlautsprecher und das Sprachassistenzprogramm Alexa. Doch Jassy hatte die Mitarbeiter Mitte November bereits auf einen weiteren Jobabbau eingestellt und signalisiert, dass es auch im kommenden Jahr zu Entlassungen kommen werde.

Die Stellenstreichungen sollen nun noch weitreichender ausfallen und zusätzliche Sparten umfassen. Laut Jassy wollte das Management dies zunächst vertraulicher an die Betroffenen kommunizieren. Doch dies sei nicht möglich gewesen, da die Pläne geleakt worden seien. Das US-Finanzblatt „Wall Street Journal“ hatte unter Berufung auf Insider vorab darüber berichtet.

Weiterer Beleg für das jähe Ende des Tech-Booms

Der Jobabbau bei Amazon ist ein weiterer Beleg für das jähe Ende des Job-Booms in der Tech-Branche. Nachdem die Geschäfte in der Pandemie florierten, macht das von Inflations- und Rezessionssorgen geprägte derzeitige Marktumfeld vielen Firmen schwer zu schaffen.

Die Reihe der Unternehmen, die Entlassungen ankündigten, wird schon seit Monaten immer länger. So kam es etwa bei der Facebook- und Instagram-Mutter Meta sowie dem von Tesla-Chef Elon Musk übernommenen Online-Netzwerk Twitter zu regelrechten Job-Kahlschlägen.

Meta kündigte im November die Streichung von 11.000 Jobs an, rund 13 Prozent seiner Belegschaft. Der neue Twitter-Chef Musk entließ im Oktober etwa die Hälfte seiner 7500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Am Mittwochmorgen (Ortszeit) hatte bereits der US-Softwarehersteller Salesforce angekündigt, jeden zehnten Mitarbeiter loswerden zu wollen. Zuletzt hatte der SAP-Rivale nach eigenen Angaben vom Dezember weltweit mehr als 79-000 Beschäftigte. Damit dürften fast 8000 Jobs bei dem Spezialisten für Vertriebssoftware wegfallen.

Salesforce hatte Investoren erst Ende November mit dem Ausblick für das Schlussquartal enttäuscht. Zudem hatte der Konzern damals mitgeteilt, dass Co-Konzernchef Bret Taylor seinen Posten räume. (dpa, AFP)

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