zum Hauptinhalt
Volltreffer! Statt einer festen Berufsbezeichnung lohnt es sich, einzelne Tätigkeiten oder Fähigkeiten in die Suchmaske des Job-Portals einzugeben.

© Getty Images

Mit Denglisch zum Traumjob: Wie man Job-Portale für sich nutzt

Junior, Senior, CEO – bei der Jobsuche wünscht man sich manchmal ein Wörterbuch. Mit etwas Offenheit kann man trotzdem die passende Stelle finden.

| Update:

Ohne Anglizismen kommt man in der Berufswelt kaum noch aus. Wer hatte in den letzten Jahren im „Homeoffice“ keine „Online-Meetings“ oder „Calls“? Und wer wünscht sich am Ende des Tages im „Job“ kein positives „Feedback“?

In Online-Job-Portalen stößt aber man immer öfter auf Berufsbezeichnungen, die mehr Fragen aufwerfen, als die Tätigkeit verständlich zu umschreiben. Vor allem Berufs- und Quereinsteiger:innen, die sich im digitalen Bereich umschauen, landen schnell bei kryptisch anmutenden Wortkombinationen wie „Junior Consultant Platform Solutions“, „Working Student Trade Marketing Analyst“ oder „Digital Recruiter“. Doch statt verwirrt zum nächsten Stellenangebot überzugehen, lohnt sich eine kurze Recherche, um zu verstehen, was es mit den kuriosen Anglizismen auf sich hat. Oft steckt dahinter eine Tätigkeit, die gar nicht so ungewöhnlich ist. Wenn man die grundlegenden Begriffe kennt, hat man die erste Hürde zur passenden Stelle schon überwunden.

Die Chiefs findet man oben, die Manager:innen nahezu überall

Der CEO, kurz für Chief Executive Officer, ist der oder die Geschäftsführer:in oder ein geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Generaldirektor oder Präsident in einem Unternehmen. Ein CEO steht ganz oben in der Firmen-Hierarchie. Denn auch, wenn man oft von „flachen Hierarchien“ liest – sie existieren. Andere Berufsbezeichnungen, die mit „C“ („Chief“) beginnen, sind der sogenannten „C-Suite“ zugeordnet, aber sie leiten untergeordnete Bereiche eines Unternehmens.

Der viel verwendete Job-Titel „Manager“ ist nicht nur in der Vertretung von Künstler:innen zu finden, sondern kann in allen möglichen Bereichen erscheinen. Entsprechend vielfältig ist das Aufgabenspektrum eine:r Manager:in. Zum Beispiel kann er für die Organisation, Kontrolle und Planung in einem Team zuständig sein. Am ehesten trifft hier die deutsche Bezeichnung „Abteilungsleiter“ zu. Aber Achtung: Der oder die „Social Media Manager:in“ managt kein Team, sondern lediglich die Präsenz eines Unternehmens in den sozialen Medien. Ein „Key Account Manager“ betreut als persönlicher Ansprechpartner meistens Schlüsselkunden eines Unternehmens und sorgt durch Beratung und Beziehungspflege für ein gutes und dauerhaftes Geschäftsverhältnis.

Ein „Senior Manager“ ist gleichbedeutend mit dem Bereichsleiter eines Unternehmens. Die Zusätze „Junior“ und „Senior“ können beinahe allen englischen Berufstiteln hinzugefügt werden. Sie beziehen sich auf die Berufserfahrung. Im Deutschen kennt man die Bezeichnung auch, etwa bei „Junior“- oder „Senior- Chef“.

Englische Job-Titel sind international vergleichbar

Doch warum tummeln sich die vielen Anglizismen eigentlich in den Stellenanzeigen? Viele neuere Berufe, wie etwa aus dem Bereich Marketing (zu Deutsch: Markt- oder verbraucherbezogene Unternehmenspolitik beziehungsweise Maßnahmen zur Absatzförderung), haben ihren Ursprung im englischsprachigen Raum. Kontakte aus dem B2B – „Business- to-Business“, also Kontakte mit Geschäftspartnern – bewegen sich in der globalisierten Wirtschaft immer häufiger auf internationaler Ebene. Eine Übersetzung von Jobtiteln ins Deutsche wäre unnötig und vielleicht sogar kontraproduktiv. So sind die Berufsbezeichnungen vergleichbar und lassen sich international schneller einordnen.

Oft reicht schon ein Blick in die detaillierte Beschreibung einer Anzeige, um zu erkennen, welche Aufgabe gemeint ist. Es lohnt sich also, statt einer festen Berufsbezeichnung auch mal einzelne Tätigkeiten oder Fähigkeiten in die Suchmaske des Job-Portals einzugeben. Das empfiehlt auch Yvonne Scholz, Spezialistin im Bereich der digitalen Berufswelt aus dem HR (Human Recources-Management und Recruiting, zu Deutsch: Personalwesen) bei dem Schleswig-Holsteinischen Unternehmen Liquam.

An den Titel ihres ersten Jobs nach dem Studium kann sich Yvonne Scholz noch gut erinnern: Volontariat Online Conversations HR. „Bevor ich mich 2007 dort nach meinem Studium der Medienwissenschaften beworben habe, musste ich die Bezeichnung ,HR’ erst einmal googeln“, erzählt sie.

Offenheit bei der Jobsuche lohnt sich

Auf die Stellenanzeige war sie gestoßen, weil sie ein Volontariat im Online- Bereich machen wollte und in den Job- Portalen anhand der Schlüsselbegriffe „online“ und „Volontariat“ danach suchte. An eine Tätigkeit im Personalwesen hatte sie dabei noch gar nicht gedacht. „Durch die thematische Offenheit bin ich aber beruflich zu einer Aufgabe gekommen, die meine Leidenschaft ist“, sagt sie. „Digitale Kommunikation und Human Recources ziehen sich seitdem wie ein roter Faden durch meine beruflichen Stationen.“ Bei einem Neustart in den Beruf empfiehlt Yvonne Scholz deshalb, zu überlegen, was man besonders gut kann und was am meisten Spaß macht – und erst dann zu schauen, in welchen Jobs man die Aufgaben findet, die dazu passen.

Job-Spezialistin Yvonne Scholz, Human Recources-Management und Recruiting.

© Foto: Liquam

Und sie hat noch einen Tipp: Wenn man gekündigt wurde oder selbst gekündigt hat, sollte man sich in der eigenen Firma Feedback aktiv einholen, gerade von Menschen, mit denen man eng oder auch auf mittlerer Distanz zusammengearbeitet hat. „Auch wenn man dann vielleicht etwas hört, was man nicht so gerne hören möchte“, sagt Yvonne Scholz. Aber das Feedback sei dann oft ehrlicher – und damit wertvoll. „Vielleicht dachte man, man wirkt sehr organisiert, aber das ist eigentlich gar nicht so. Stattdessen erfährt man aber möglicherweise andere Sachen, wie zum Beispiel, dass man immer einen Plan B hat und für schnelle, kreative Lösungen geschätzt wird.“

Man sollte sich überlegen, in was für einem Unternehmen man arbeiten will, so Scholz. Groß, Mittel oder klein? „Oder man denkt branchenorientiert: Wofür brenne ich? Welche Themen interessieren mich? Dann kann man gezielt nach Unternehmen in der Branche suchen und gucken, was die an Positionen anbieten“, rät die Spezialistin.

Nicht immer sind Aglizismen sinnvoll. Zum Beispiel wenn Unternehmen versuchen, mit englischen Titeln den angebotenen Job interessanter, wichtiger oder moderner erscheinen zu lassen. „Accountant“ klingt zum Beispiel spannender als Buchhalter:in, „Facility Manager“ aufregender als „Hausmeister:in“. Es ist aber auch die Aufgabe der Personalverantwortlichen, dass die richtigen Bewerber sich melden, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, findet Yvonne Scholz. „Stellenanzeigen müssen wirklich aussagekräftig sein, auch beim Titel. Wenn die Stellenanzeige einen Jobtitel beinhaltet, nach dem Bewerber und Bewerberinnen gar nicht suchen, können sie auch die Stellenanzeige nicht finden“, folgert sie.

Auch wenn die Jobsuche nicht immer Spaß macht – einige englische Job-Titel bringen doch zum Schmunzeln: Was genau macht zum Beispiel der „Director of First Impressions“? Der Beruf „Feel-Good-Manager“ klingt nach guter Laune – vielleicht genau das Richtige zum Start der kalten Jahreszeit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false