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Handwerker montieren Solarpaneele (Symbolbild)

© imago/Westend61

Update

Rekrutierungskosten steigen: Unternehmen mangelt es an geeigneten Arbeitskräften

Betriebe haben Schwierigkeiten, passende Arbeitskräfte zu finden. Besonders das Klimahandwerk erlebt einen Aufschwung, mit vielen offenen Stellen.

Der Personalmangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist dreimal so groß wie vor 13 Jahren. Das geht aus einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Demnach habe es Jahr 2010 lediglich 0,17 offene Stellen pro arbeitssuchender Person gegeben, während es im vergangenen Jahr 0,56 waren.

„Damit fällt es Betrieben zunehmend schwer, geeignete Arbeitskräfte zu rekrutieren“, heißt es von den Nürnberger Arbeitsmarktforschern am Mittwoch. Die Beschäftigung in Deutschland hätte um 1,8 Millionen Menschen mehr wachsen können, wenn das Verhältnis im Vergleich zu 2010 konstant geblieben wäre.

Die höhere Anspannung am Arbeitsmarkt betrifft alle Berufsbereiche und geografisch besonders Süddeutschland. „Hier übersteigt die Zahl der offenen Stellen die Zahl der arbeitsuchenden Personen bereits“, erklärte das IAB.

Im untersuchten Zeitraum stieg nach IAB-Angaben allem die Zahl der offenen Stellen massiv: um 139 Prozent auf rund zwei Millionen. Die Zahl der Arbeitssuchenden sank demnach zugleich um 28 Prozent auf rund vier Millionen. „Wir haben in den letzten Monaten beobachtet, dass Unternehmen bei den Neueinstellungen aufgrund vieler Unsicherheiten zurückhaltender geworden sind“, sagte Oliver Stettes, Arbeitsmarktexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) , dem Tagesspiegel mit Blick auf die Ergebnisse. „Anhand der sinkenden Anzahl an Arbeitssuchenden, wird deutlich, dass der demografische Wandel zuschlägt. Viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt, es gibt zu wenige Bewerber.“

Stettes geht davon aus, dass sich die Situation noch weiter verschärfen wird: „Mittlerweile kommen wir von Fachkräfteengpässen zu Arbeitskräfteengpässen.“ Zwar habe die Bundesregierung mit dem Einwanderungsgesetz schon etwas getan, aber das reiche nicht aus, sagte der Experte und forderte weitere Regelungen. So sollten mehr Menschen in Vollzeit statt Teilzeit arbeiten, darüber hinaus müsse eine längere Lebensarbeitszeit geben und eine bessere Integration von Arbeitslosen zurück in den Arbeitsmarkt.

Für Unternehmen habe die Entwicklung Stettes zufolge unmittelbare Konsequenzen: „Sie müssen damit rechnen, dass ihre Arbeitskosten steigen.“ Das bestätigt auch die Studie. Demnach wird die Suche nach Arbeitskräften nicht nur schwieriger, sondern auch merklich teurer. „Eine Verdoppelung der Arbeitsmarktanspannung steigert die betrieblichen Einstellungskosten um durchschnittlich 13,7 Prozent, was auf eine geringere Zahl an Bewerbungen, eine verlängerte Dauer der Personalsuche sowie auf eine höhere Zahl an Suchkanälen zurückzuführen ist“, erklärte IAB-Mitarbeiter Martin Popp.

Unternehmen suchen Nachwuchs

Das Jobportal Stepstone registrierte im Mai vor allem bei Klimajobs einen Boom: Zu Handwerksberufen, die für den Einbau und den Betrieb klimafreundlicherer Technologien besonders wichtig sind, waren im Mai 2023 auf dem Portal je nach Jobtitel bis zu doppelt so viele Stellenanzeigen zu finden als noch im gleichen Monat des Vorjahres, wie das Unternehmen mitteilte.

Die Nachfrage nach Dachdeckern, die auch Solaranlagen auf Häuser montieren, habe sich beispielsweise binnen eines Jahres versiebenfacht. Auch Mechatroniker für Kältetechnik, Elektrotechniker der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, Solartechniker und Heizungsmonteure werden gesucht.

Gefragt sind laut Stepstone nicht nur erfahrene Fachkräfte und Meister. „Bald ist Ausbildungsstart, dann wird sich erneut zeigen, dass auch beim Nachwuchs der Bedarf ungebrochen ist“, sagte Stepstone-Arbeitsmarktexperte Tobias Zimmermann.

Das Bruttomediangehalt in der Berufsgruppe Handwerk liegt laut Stepstone Gehaltsreport 2023 bei 39.956 Euro. Im Klimahandwerk könnten Beschäftigte in Deutschland vergleichbare Gehälter erwarten, so das Portal. Der Median ist der Wert, der genau in der Mitte aller Werte liegt. Das heißt, es gibt exakt gleich viele Gehälter, die niedriger und die höher sind als das Mediangehalt. (mit dpa/AFP)

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