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Wirtschaft: Landesbank: Das Bieterfeld lichtet sich

Finanzinvestoren sind in Berlin nicht mehr dabei – Commerzbank letzter privater Interessent

Berlin - Die letzten verbliebenen Finanzinvestoren Lone Star und Christopher Flowers sind nach Informationen des Handelsblatts aus dem Bieterverfahren um die Landesbank Berlin (LBB) ausgeschieden. Wie es in Finanzkreisen hieß, sahen die beiden US-Investoren keinen Sinn darin, sich auf ein Bietergefecht mit dem öffentlich-rechtlichen Finanzsektor einzulassen. Die Chancen, zum Zuge zu kommen, wurden als gering eingestuft. Damit ist die Commerzbank der letzte private Interessent im Bieterkampf. Ausländische Interessenten sollen ebenfalls nicht mehr im Rennen sein.

Der Sparkassenverband und die Landesbanken sind offenbar bereit, eine hohe Prämie dafür zu zahlen, dass die zur LBB gehörende Berliner Sparkasse im öffentlich-rechtlichen Bankenlager bleibt. Die diskutierten Kaufpreise für die LBB – bislang ist die Rede von rund 4,5 Milliarden Euro – würden jenseits der Bewertung liegen, hieß es. Auf Anfrage wollten sich weder der Mehrheitseigner, das Land Berlin, noch die beiden Finanzinvestoren äußern.

Mit dem Ausstieg hat sich die Zahl der aktuellen Bieter für die LBB von sieben auf fünf reduziert. Ursprünglich hatten 19 Investoren ihr Interesse angemeldet. Vier Bieter stammen aus dem öffentlich-rechtlichen Lager: Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), die WestLB, die BayernLB und die Landesbank Baden-Württemberg. Konkurrenz macht ihnen nur noch die Commerzbank. Deren Chef Klaus-Peter Müller hat sich stets starkgemacht für ein Aufbrechen des Drei-Säulen-Systems aus Sparkassen, Genossenschafts- und Privatbanken.

Bis zum Ende des Monats haben die Bieter Zeit, ein verbindliches Angebot vorzulegen. Anfang Juni will Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) entscheiden, ob ein Bieter den Zuschlag erhält oder der 81-Prozent-Anteil über die Börse verkauft wird. Beide Varianten betrachtet Sarrazin als gleichwertig. Nach Informationen des Handelsblatts wurden die Börsenprospekte bereits bei der Finanzaufsicht BaFin eingereicht. Zudem wurde bereits ein Bankenkonsortium für die Platzierung der Anteile verpflichtet.

Die Börse bewertet die LBB derzeit mit rund sieben Milliarden Euro. Somit hat der Landesanteil einen Wert von 5,7 Milliarden Euro. Da die frei handelbaren Aktien lediglich neun Prozent des Börsenkapitals ausmachen, gilt der Kurs aber nicht als sehr aussagekräftig.

Auf Druck der EU-Kommission muss sich das Land Berlin von seinem Anteil an der LBB trennen. Mit milliardenschweren Beihilfen rettete das Land die Bankgesellschaft Berlin, zu der die LBB gehörte, vor dem Aus. Brüssel gab grünes Licht mit der Maßgabe, den Anteil in einem „diskriminierungsfreien“ Verfahren zu veräußern. Mit einer Änderung des Sparkassengesetzes sorgte Berlin dafür, dass auch ein privater Investor erstmals in Deutschland eine Sparkasse übernehmen könnte – samt Bezeichnungsschutz.

Die Berliner Sparkasse gilt als wertvollster Teil der LBB mit einem Marktanteil im Privatkundengeschäft von knapp 50 Prozent. 2006 erzielte die LBB ein operatives Ergebnis von rund 780 Millionen Euro, was im Vorjahresvergleich fast eine Verdreifachung war.

Sowohl Flowers als auch Lone Star mit seinem Chef Roger Orf hatten bereits 2003 für die damalige Bankgesellschaft Berlin geboten. Christopher Flowers hatte sich zu diesem Zweck mit David Bonderman zur BGB Capital Partners zusammengetan. Finanzsenator Sarrazin hatte die Privatisierung dann jedoch abgebrochen, weil ihm die gebotenen Kaufpreise zu gering erschienen. (HB)

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