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Wirtschaft: Metropole der Gründer

Die digitale Wirtschaft ist für Berlin fast so bedeutend wie der Tourismus. Bei der Langen Nacht der Start-ups stellen sich die jungen Unternehmer vor. Die terminliche Nähe zur Music Week ist dabei durchaus gewollt.

Berlin ist Gründerhauptstadt. Nirgends sonst in Deutschland entstehen so viele Unternehmen, mehr als 40 000 waren es im vergangenen Jahr. Natürlich sind längst nicht alle dieser Jungunternehmen aus dem IT- und Biotech-Bereich, über die sich die Start-up-Szene definiert. Dennoch: Auf 10 000 Einwohner entstanden in Berlin nach einer Untersuchung des IT-Branchenverbands Bitkom seit 2008 rund 2,67 Start-ups jährlich. Knapp 1000 Unternehmen im Jahr, die sich mit der Entwicklung von Apps, Spielen oder anderer Software, mit Beratung und Dienstleistung oder Hardware, also Computerbauteilen, befassen. Inzwischen ist die digitale Wirtschaft in der Hauptstadt fast ebenso bedeutend wie der Tourismus. Mit einer Bruttowertschöpfung von 3,9 Milliarden Euro erreicht sie einen Anteil von 4,2 Prozent an der Berliner Wirtschaftsleistung. Das hat eine Studie der Investitionsbank Berlin (IBB) ergeben, die die Förderbank im Auftrag des Senats erstellt hat.

Doch wer sind diese Firmen, wer sind die kreativen Köpfe, wer finanziert ihre Ideen und warum? „Auf den vielen Start-up-Veranstaltungen bleibt die Szene meist unter sich“, sagt Sandra Schumann von Modomoto. Sie hofft, dass sich dies nun ändert. Das Berliner Start-up, das für seine männlichen Kunden Bekleidungskombinationen aussucht und in einer Box verschickt, ist eine von 70 jungen Firmen, die sich an diesem Sonnabend bei der Langen Nacht der Start-ups einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Die Berliner sollen ihre Start-up-Unternehmer besser kennenlernen.

„Mit der Langen Nacht wollen wir verdeutlichen, dass Start-ups einen großen und positiven Einfluss auf das Berliner Leben sowie unsere Wirtschaft haben und die innovativen Produkte zeigen, die sie auf den Markt bringen“, sagt Cem Ergün- Müller von T-Labs, der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Deutschen Telekom. Das Unternehmen finanziert die Lange Nacht gemeinsam mit anderen Konzernen wie Amazon, Detecon, Facebook und Ebay. Sie fördern systematisch Start-ups, auch in der Hoffnung später von deren Ideen und Entwicklungen zu profitieren. Die IBB beteiligt sich ebenfalls an der Veranstaltung. Das Förderinstitut steht den Jungunternehmern als Berater und Kapitalgeber zur Verfügung.

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bemüht sich inzwischen um ein besseres Verhältnis zu den jungen Firmen, nachdem die Branche ihm lange ein gewisses Desinteresse an ihr bescheinigt hatte. Bei der digitalen Wirtschaft in Berlin gehe es um mehr als „ein paar Internetbuden“, stellt er klar. Wohl nicht zuletzt deshalb unterstützen Senat und die landeseigene Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner die Lange Nacht. Ganz bewusst habe man sich darum bemüht, den Termin in die Berlin Music Week zu legen, heißt es aus der Senatsverwaltung. „An der Schnittstelle von Musik und Technologie entwickelt sich in der Hauptstadt bereits seit Jahren eine vielfältige Online-Start-up- Szene“, begründet Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU).

Neben dem Programm für „normale“ Besucher (siehe Kasten unten) soll die Veranstaltung auf einer begleitenden Konferenz auch Gründer und Geldgeber einander näherbringen. Denn die Finanzierung ist nach wie vor die größte Herausforderung für die jungen Unternehmen. Während Gründer in Deutschland in der ersten großen Investorenrunde im Schnitt knapp eine Million Dollar von Risikokapitalgebern einsammeln, sind es in den USA sieben Millionen Dollar. Noch fehlt ein Facebook aus Deutschland – vielleicht ist es bei der Langen Nacht dabei.

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