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© Foto: Volvo

Weltpremiere Volvo EX90 : Mit unsichtbarem Schutzschild fahren

Der schwedische Autobauer punktet beim neuen Premium-SUV mit elegantem Design, revolutionärer Sicherheitstechnik und 600 Kilometer Reichweite. 

Am Anfang ist es irritierend. Einen Startknopf gibt es nicht. Dafür wird der oder die Fahrer*in vom flachen Bildschirm überm Lenkrad persönlich begrüßt und erfährt, dass alles okay ist zum losfahren. Mach es so einfach wie möglich - keine komplizierte und überfordernde Betriebsanleitung, das ist der Anspruch der Volvo-Ingenieure. Einen Schlüssel gibt es auch nicht. Aufschließen, starten und abschließen geht mit dem Mobiltelefon. Auf der Mittelkonsole befindet sich zwar ein – und zwar der einzige - Schalter im neuen Volvo EX90. Doch dort, wo einst scheinbar naturgegeben der Schalthebel oder ein Schalter für die Fahrmodi seinen Platz hat, ist der Drehknopf lediglich für den 14,5 -Zoll großen Touchscreen zuständig. Aus der Ferne kann man via Alexa den Batterieladezustand abfragen und die serienmäßige Standheizung anschalten. Mit der Volvo Smartphone-App lässt sich auch die nächstgelegene öffentliche Ladesäule suchen als auch das Laden bequem per App bezahlen. Dass der EX90 - kein Gimmick - auch noch zum fahrenden Kraftwerk werden soll, wirkt da schon folgerichtig irritierend.

Nicht nur der Start eines neuen Autos, sondern einer neuen Ära

Volvo-Chef Jim Rowan

Die Ansprüche beim schwedischen Autobauer sind jedenfalls sehr hoch – und müssen es sein, weil derzeit der Automarkt enorm in Bewegung ist und die Weichen gestellt werden, welche Unternehmen auch künftig erfolgreich sein werden. Der Konkurrent Audi hat gerade die neue Generation des Q8 e-tron vorgestellt, auch Mercedes und BMW sind überaus aktiv. Der vollelektrische SUV sei „nicht nur der Start eines neuen Autos, sondern einer neuen Ära“, betonte deswegen auch Volvo-Chef Jim Rowan: „Skandinavisches Design und neueste Technologie in einer perfekten Verbindung.“

In der Tat ist das neue Volvo-Topmodell EX90 der Startpunkt für eine ehrgeizige Modelloffensive. Jedes Jahr soll ein neues vollelektrisches Modell vorgestellt werden, um ab 2030 nur noch Elektroautos anzubieten. Den Beginn machte vor einem Jahr das vollelektrische XC40-Coupe. Klimaneutral will das Unternehmen bis 2040 werden. Bereits jetzt werden die Produktionsstätten in Ridgeville (USA) und Chengdu (China) auf einen klimaneutralen Betrieb umgestellt, ehe der Volvo EX90 ab 2023 vom Band läuft.

Thors Hammer leuchtet weiter – in zeitgemäßem LED-Lamellenlicht. 

© Foto: Volvo

Gelungen ist den Entwicklern ein allradgetriebenes siebensitziges Fahrzeug, dass trotz seiner Größe mit eleganten Proportionen und großer Funktionalität überzeugt, bis 600 Kilometer Reichweite hat und gleichzeitig die Sicherheit betont.

Immer auf der sicheren Seite

Der EX90 sei das „sicherste Auto, das Volvo je gebaut hat – mit einem unsichtbaren Schutzschild“, sagte Volvo-CEO Jim Rowan bei der Weltpremiere. Dabei ist Volvo schon seit langem Vorreiter in Sachen Sicherheit. Schon vor Jahren haben die Autobauer das Ziel verkündet, dass mit einem neuen Volvo kein Menschen mehr verletzt oder getötet wird. Volvo begrenzt auch die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 180.

Beim EX90 werde sich mit einer revolutionär neuen Technologie die Unfallgefahr um weitere 20 Prozent verringern, wurde bei der Vorstellung betont. Verantwortlich dafür ist der Lidar-Sensor – der in einer Erhöhung auf dem Dach untergebracht ist. Er beobachtet die vorausliegende Straße – und das zuverlässig bei Tag und Nacht, auch bei höheren Autobahngeschwindigkeiten. Objekte werden 250 Meter im Voraus erkannt, auf brenzlige Situationen kann dadurch frühzeitig reagiert werden. Die Kombination von 5 Radar-Sensoren, 8 Kameras, 16 Ultraschall-Sensoren und dem Lidar ist mit Hochleistungscomputern verbunden und schafft so eine 360-Grad-Echtzeitansicht der Umgebung.

Die Sensoren tragen auch dazu bei, die Zuverlässigkeit des Pilot Assist zu verbessern, der mit einer neuen Lenkunterstützung nun auch beim Spurwechsel hilft. Zudem kommt erstmals ein Fahrer-Monitoring-System zum Einsatz: Spezielle Sensoren und Kameras erkennen, wenn der Fahrer abgelenkt, schläfrig oder anderweitig unaufmerksam ist. Reagiert er nicht auf immer eindringlicher werdende Warnungen – beispielsweise, weil er eingeschlafen oder ohnmächtig ist –, kann der Volvo EX90 sogar selbstständig am Fahrbahnrand anhalten und Hilfe alarmieren.

Windschlüpfrig – bündig eingefügte Scheiben und versenkte Türgriffe. 

© Foto: Volvo

Dazu gibt es serienmäßig ein umfangreiches Paket an Assistenz- und weiteren Sicherheitssystemen. So soll etwa ein Warn-System verhindern, dass Radfahrer gegen eine unbedacht aufgestoßene Tür prallen können. Auch ein Head-up-Display, das wichtige Daten wie Tempolimits, Verkehrszeichen und Navi-Infos in die Scheibe einspiegelt, ist serienmäßig. 

Unverkennbar Volvo und doch auf neue Weise anders. So kommt der EX90 auf die Straße. Mächtig ist er, aber mitnichten ungefügig massig. An der Front ist die traditionelle Thors-Hammer-Lichtsignatur überzeugend aktualisiert worden, die Leuchten ziehen sich in senkrechter Linie sehr weit nach unten. Auf eine Fake-Kopie des nicht mehr notwendigen Frontgrill wurde verzichtet, die komplett glatte Front ziert lediglich ein selbstbewusst großes Volvo-Signet.

Der 5,03 lange Wagen, der noch nicht gefahren werden konnte, steht auf riesigen 22-Zoll-Rädern, die für eine bessere Aerodynamik verkleidet sind. Auch die Scheiben an der Seitenfront schließen zur besseren Windschlüpfrigkeit komplett bündig mit der Karosserie und der Mittelsäule ab. Auch die Türgriffe sind versenkt. Die leicht abfallende Dachlinie mit dem Panoramadach endet in einem Heckspoiler. Die Rückleuchten sind teilweise vom Polestar 2 übernommen worden, der Konkurrenzmarke unterm gemeinsamen Konzerndach des chinesischen Eigners Geely. Sehr elegant wirkt zugleich die ergänzende senkrechte Leuchtenleiste beidseits der Heckscheibe.

Ohne Schlüssel, ohne Startknopf – und das Auto begrüßt den Fahrer.

© Foto: gn

Erstklassige Sitze und eine gelungene skandinavische Designsprache mit erstklassigen Materialien sind kennzeichnend für den Innenraum. Serienmäßig gibt es etwa hintergrund-beleuchtete Dekoreinlagen. Premium-mäßiges Raumangebot gibt es auch auf der ersten Rückbank. Der senkrecht über der Mittelkonsole stehende 14,5-Zoll-Touchscreen bietet einen intuitiven Zugang zum Infotainmentsystem mit Echtzeit-Navigation und Musik-Streaming. Das Bowers & Wilkins Premium-Audiosystem mit 25 Lautsprechern, Dolby-Atmos-Technik und in die Kopfstützen integrierte Lautsprecher bietet allen Insassen ein erstklassiges Audio-Erlebnis. Drei Sitzreihen machen den EX90 zum Wagen für große Familien. Beide hinteren Sitzreihen können bodenbündig umgeklappt werden. Das Kofferraumvolumen vergrößert sich dadurch schrittweise von bescheidenen 310 auf 1915 Liter. Das bisherige Topmodell XC 90 wird in Hybrid-Version übrigens bis 2025 weitergebaut, weil die Nachfrage unverändert gut sei, heißt es bei Volvo.

Volle Batterie in 30 Minuten

Angeboten werden zum Marktstart im kommenden Jahr zunächst zwei Allradversionen. Elektromotoren an beiden Achsen leisten insgesamt 300 kW (408 PS) bzw. 380 kW (517 PS) – die ein starkes Drehmoment von 770 oder 910 Newtonmeter auf die Straße bringen. Volvo setzt dabei auf das one-pedal-drive-Prinzip. Im Stadtverkehr reicht es dann, vom Gaspedal zu gehen, damit der Wagen bis zu stehen abbremst. Dank einer Schnellladefunktion soll sich die 111 kWh große Hochvoltbatterie innerhalb von 30 Minuten von zehn auf 80 Prozent aufladen lassen. Wer nicht so viel Zeit hat: Zehn Minuten laden reichen für 180 Kilometer Reichweite – was für viele Alltagstouren vollauf genügen wird. 

Volvo betont den Einsatz von natürlichen und nachhaltig hergestellten Materialien. Das von Volvo entwickelte und unter anderem aus Vinyl, recycelten PET-Flaschen und Weinkorken hergestellte Material „Nordico“ ersetzt beispielsweise Leder - ohne Einbußen bei Komfort und Wertigkeit, wird betont. Darüber hinaus enthält der Volvo EX90 etwa 15 Prozent recycelten Stahl, etwa 25 Prozent recyceltes Aluminium sowie 48 Kilogramm Kunststoffe recycelten oder biobasierten Ursprungs, was rund 15 Prozent aller verwendeten Kunststoffe im Fahrzeug entspricht.

Sparsame Eleganz. Die Dekoreinlagen haben eine Hintergrundbeleuchtung. 

© Foto: Volvo

Revolutionär neu ist auch, dass der Volvo EX90 als erstes Volvo-Modell über die notwendige Hardware für bidirektionales Laden verfügt. Damit wird der EX90 zum fahrenden Kraftwerk, der das Zuhause ebenso mit Strom versorgen kann wie elektrische Geräte – zum Beispiel das E-Bike. Hört sich merkwürdig an, nachdem bislang viele Kunden eher die Sorge hatten, dass ihnen auf längeren Fahrten fernab einer Ladestation der Strom ausgehen könnte.

Aber Lutz Stiegler, zuständiger Chef-Entwickler, ist überzeugt, dass in Deutschland „die Energiewende nur durch mobile Speicher möglich ist“. Die Rückspeisung ins Netz habe zudem keine negative Wirkung auf die Lebensdauer der Batterie. Im Gegenteil: „Einspeisen ist besser als eine große Batterie kaputtstehen zu lassen“, so Stiegler. Volvo wird eine bidirektionale Wallbox anbieten, die den Energieverbrauch eines Haushalts optimiert. Das spezielle Energiemanagement hilft, die Umweltbelastung zu verringern, CO2-Emissionen zu senken und Geld zu sparen – auch und gerade zu Hause. So lasse sich der SUV kostengünstig laden, wenn viel nachhaltiger Strom im Netz verfügbar ist.

Der Volvo EX90 kann ab sofort bestellt werden. Die sehr umfangreich ausgestattete Basisversion Ultra mit 300 kW und im Farbton Vapour Grey soll 105.550 Euro kosten; die stärkere Twin Performance-Version beginnt bei 110.650 Euro. Kunden können dabei zwischen Kauf, Leasing und Auto-Abo wählen – entweder online oder beim lokalen Volvo Partner.

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