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Nokia: NRW will Fördergelder zurück

Noch in diesem Jahr soll in Bochum das letzte Nokia-Handy produziert werden. Jahrelang sind Fördergelder von Land und Bund geflossen. Nun will sich Landes-Wirtschaftsministerin Thoben wenigstens einen Teil des Geldes zurück holen.

Für die 2300 Beschäftigten des Bochumer Nokia-Werks war es gestern ein schwarzer Tag als der finnische Konzern bekannt gab, sein Werk in NRW schließen zu wollen. Nun prüft die Landesregierung, ob wenigstens die Möglichkeit besteht, Fördergelder in Millionengeldern zurück zu fordern. 17 Millionen Euro will die nordrhein-westfälische Landesregierung von Nokia zurückfordern. Insgesamt soll der Handykonzern seit 1995 fast 90 Millionen Euro vom Land NRW und vom Bund erhalten haben.

Nach Angaben der nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerin Christa Thoben sollen nun weitere öffentliche Mittel fließen, um einen neuen Standort in Rumänien aufzubauen - in diesem Fall von der EU. Der Aufsichtsratschef der Nokia GmbH, Veli Sundbäck, wies diese Spekulationen dagegen zurück. Das Unternehmen habe weder Subventionen vom rumänischen Staat noch von der EU erhalten.

Gewinne mit Hilfe Fördergeldern

Trotz aller Finanzspritzen schien die Produktion in NRW nicht lukrativ zu sein. Als Begründung für die Schließung des Werks nannte der finnische Welt-Konzern Kostengründe. Die Fertigung soll daher nach Rumänien, Ungarn und nach Finnland verlagert werden. Die Arbeitskosten in Deutschland lägen im Vergleich zu Rumänien um das Zehnfache höher. "Wir folgen der globalen Nokia-Strategie, die auf Kosteneffizienz und Flexibilität in der Logistik setzt", sagte Nokia-Manager Sundbäck.

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers reagierte empört. Die Begründung, in NRW seien die Lohnkosten zu hoch, sei "Unsinn, nichts als Unsinn". Immerhin seien Gewinne gemacht worden - auch dank der Fördergelder.

Auch Zulieferer und Zeitarbeiter möglicherweise betroffen

Noch in diesem Quartal soll nach Angaben der Nokia-Sprecherin Arja Suominen die Produktion im rumänischen Cluj aufgenommen werden. Ein weiterer Teil der bisherigen Massenfertigung in Bochum soll auf das Werk Komárom in Ungarn verlagert werden. Für Spitzenprodukte mit Bedarf an hoch qualifizierter Arbeitskraft ist die Verlagerung in das finnische Nokia-Werk in Salo geplant.

Nokia will jetzt zügig mit den Arbeitnehmervertretern in Verhandlungen gehen, um eine zufriedenstellende Lösung zu erzielen. Landespolitiker verlangten Sozialpläne für die Beschäftigten. "Wir werden alles tun, um den Mitarbeitern zu helfen", versicherte Rüttgers. Einer Rettung des Standortes wird aber wenig Spielraum eingeräumt.

Nach Informationen der "Rheinischen Post" sind neben den 2300 Stellen in Bochum weitere 2000 Stellen in Gefahr: 1000 Stellen bei Zulieferbetrieben sowie weitere 1000 Stellen von Leiharbeitern.

Nokia folgt BenQ und Motorola

Das vor knapp 20 Jahren gegründete Bochumer Werk, größter industrieller Arbeitgeber der Stadt hinter Opel, stand bereits 2001 vor dem Aus. Damals wurden letztlich 340 der 3000 Stellen gestrichen. Der finnische Konzern war 1987 nach Deutschland gekommen und hatte zwei Jahre später die Fertigung von Handys in Bochum aufgenommen. Insgesamt zählt Nokia weltweit zusammen mit dem Telekomausrüster Networks rund 112.000 Beschäftigte.

Mit der Entscheidung, das Werk in Bochum Mitte des Jahres schließen zu wollen, kehrt der finnische Riese als letzter Handyhersteller dem Produktionsstandort Deutschland den Rücken. Erst vor einem Jahr hatte BenQ Mobile seine Produktion eingestellt, vor sechs Monaten kündigte auch der US-Hersteller Motorola seinen Rückzug aus Deutschland an. (nim/dpa)

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