zum Hauptinhalt
Wann erreichen wir wieder Inflationsraten von nahe zwei Prozent?

© Getty Images/fcafotodigital (Bearbeitung: Tagesspiegel)

Sinkende Teuerung: Wann erreichen wir wieder Inflationsraten von nahe zwei Prozent?

Die Teuerung nimmt im Vergleich zum Vormonat weiter ab. Dennoch bleiben die Preise auf hohem Niveau. Wie lange noch? Drei Experten geben eine Einschätzung.

Die Inflation schwächt sich im März ab. Insgesamt stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,4 Prozent. Im Januar und Februar war jeweils noch eine Rate von 8,7 Prozent verzeichnet worden. In unserer Serie „3 auf 1“ äußern sich drei Experten zu der Frage: „Wann erreichen wir wieder Inflationsraten von nahe zwei Prozent?“ (Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.)


Kosten könnten in den kommenden Jahren weiter steigen

Nach knapp neun Prozent im letzten Herbst ist die Inflationsrate in Deutschland mittlerweile auf 7,4 Prozent zurückgegangen. Das ist erfreulich, aber lange noch nicht ausreichend. Ob wir in absehbarer Zeit, also in den nächsten vier oder fünf Jahren, wieder das EZB-Ziel von zwei Prozent erreichen können, ist keineswegs ausgemacht. Denn neben den Energiepreisen, die die jüngsten Bewegungen der Teuerungsrate stark beeinflussen, gibt es weitere Faktoren, die zu mehr Preisdruck führen dürften.

Dazu gehört die Tendenz zur De-Globalisierung, die schon vor der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine zu beobachten war. Mehr Protektionismus führt zu steigenden Kosten. Die grüne und digitale Transformation wird durch staatliche Investitionen vorangetrieben und neue geopolitische Realitäten erfordern steigende Rüstungsausgaben. Zudem könnte der demografische Wandel für höhere Löhne sorgen. Dies alle spricht dafür, dass die Kosten für Unternehmen und Verbraucher in den kommenden Jahren weiter steigen werden.


Der Druck, die Zinswende fortzusetzen, bleibt hoch

Die deutsche Inflation ist 2022 gemessen an den Erfahrungen der Nachkriegsgeschichte auf ein historisch hohes Niveau gestiegen. Das hat eine deutliche Reaktion der Geldpolitik erfordert. Inzwischen haben wir den Hochpunkt der Inflation hinter uns gelassen. Vor einem Jahr hatte die russische Invasion zu einem starken Anstieg der Energiekosten geführt, während aktuell Preisbremsen und die Entspannung an den Gasmärkten das Niveau der Energiepreise stabilisieren. Im März ist die Teuerung deshalb deutlich gefallen.

Allerdings hat der Preisdruck sich stark verbreitert und weite Teile der Wirtschaft erfasst. Die Kerninflation ist bisher langsam weiter gestiegen und die Inflationserwartungen liegen noch über dem Inflationsziel. Für die EZB folgt daraus, dass der Druck, die Zinswende fortzusetzen, hoch bleibt. Wenn die Notenbank konsequent Kurs hält und die Lohnsteigerungen ausgewogen bleiben, dürfte die Zielmarke von zwei Prozent im Frühjahr 2024 wieder in Sichtweite sein.


Werte von nahe zwei Prozent frühestens im nächsten Jahr

Der erneute Rückgang der monatlichen Inflationsrate auf 7,4 Prozent im März nach Höchstständen von 8,8 Prozent Ende 2022 ist ein gutes Zeichen. Dazu beigetragen haben neben dem Rückgang der internationalen Energiepreise für Öl und Gas auch die Preisbremsen der Bundesregierung.

Dennoch wird die Inflation voraussichtlich aber frühestens im Laufe des kommenden Jahres wieder auf Werte in der Nähe von zwei Prozent sinken. Das liegt daran, dass der rasante Anstieg von Energie- und Erzeugerpreisen im vergangenen Jahr erst zeitlich verzögert in die Verbraucherpreise überwälzt wird. Außerdem steigen inflationsbedingt die Löhne. Die gestiegenen Lohnkosten werden dann ebenfalls in die Preise überwälzt und den Inflationsrückgang verzögern. Da sich aber keine Lohn-Preisspirale abzeichnet, die Konjunktur verhalten ist und die jetzt wieder rückläufigen Energie- und Erzeugerpreise spiegelbildlich mit Verzögerung überwälzt werden, ist mit einem schrittweisen Rückgang der Inflation zu rechnen. Die Richtung stimmt also, es braucht aber noch etwas Geduld.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false