zum Hauptinhalt
Die Piloten-Gewerkschaft VC fordert unter anderem mehr Ruhezeiten für die Piloten von Eurowings.

© Foto: dpa/Marcel Kusch

Update

30.000 Passagiere bleiben am Boden: Zahlreiche Flugausfälle bei Eurowings-Streik in Köln und Düsseldorf

Weil Gespräche mit Eurowings zu keiner Einigung geführt haben, ruft die Vereinigung Cockpit die Piloten am Donnerstag zum Streik auf. Jeder zweite Flug fällt aus.

| Update:

An den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn fielen am Donnerstag wegen eines Pilotenstreiks knapp 250 Eurowings-Flüge aus. Bis zu 30.000 Passagiere blieben am Boden. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte die Eurowings-Piloten zum Streik aufgerufen, nachdem die Verhandlungen über einen Manteltarifvertrag gescheitert waren.

Besonders hart betroffen von der Streikaktion waren die deutschen Flughäfen. Allein in Düsseldorf, dem größten Standort von Eurowings, wurden nach früheren Angaben des Flughafens 118 Flüge abgesagt. In Köln/Bonn wurden 61 der geplanten 90 Verbindungen gestrichen, in Hamburg 72 und in Stuttgart 64 Flüge. An beiden Flughäfen sei die Situation trotzdem ruhig geblieben, heißt es. Die Passagiere hatten sich wohl vorab informiert.

Dass Eurowings trotz des Streiks noch knapp die Hälfte der geplanten Flüge anbieten konnte, lag vor allem daran, dass die Maschinen der österreichischen Tochter Eurowings Europe nicht vom Arbeitskampf betroffen waren. Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte zum Arbeitskampf von 00.00 bis 23.59 Uhr aufgerufen.

Zwar ist der Streik auf einen Tag begrenzt, dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass manche Passagiere auch am Freitag noch hier und da mit Problemen konfrontiert werden. Eurowings betonte, das Unternehmen treffe derzeit alle Vorbereitungen, um direkt nach Streikende zu einem normalen Flugbetrieb zurückzukehren. Ein Cockpit-Sprecher sagte allerdings: „Es dürfte Anlaufprobleme geben, weil Flugzeuge infolge des Streiks nicht da sind, wo sie seien sollten - und auch Crews nicht am richtigen Ort sind.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die Vereinigung Cockpit hatte den Streik angekündigt, nachdem Verhandlungen über den Manteltarifvertrag bei Eurowings zuvor gescheitert waren. Zehn Gesprächsrunden hatten laut Gewerkschaft zu keiner nennenswerten Annäherung geführt. Eurowings verurteilte den Streik als „unverhältnismäßig und unverantwortlich“.

Zentrale Forderungen der VC sind die Entlastung der Beschäftigten etwa durch die Reduzierung der maximalen Flugdienstzeiten sowie die Erhöhung der Ruhezeiten. Seit 2015 habe es hier keine Anpassungen gegeben. Die Arbeitsbelastung sei erheblich gestiegen, erklärte die Gewerkschaft. „Der Arbeitgeber schöpft regelmäßig die Einsatzzeit der Kolleginnen und Kollegen bis zum zulässigen Maximum aus, das kann kein Dauerzustand sein.“

Man bedauere die Einschränkungen für die Fluggäste. Doch aufgrund des mangelnden Entgegenkommens des Managements bleibe derzeit nur die Option, den Forderungen mit einem Arbeitskampf Nachdruck zu verleihen. „Wir sind offen für Gespräche darüber, wie wir langfristig zumutbare Arbeitszeiten für die Mitarbeiter bei Eurowings erreichen können“, sagte Marcel Gröls, Vorsitzender Tarif der Vereinigung Cockpit.

Eurowings-Personalchef Kai Duve nannte die Forderungen „in Zeiten, in denen sich Millionen Menschen vor einem kalten Winter und der nächsten Heizkostenrechnung fürchten“ maßlos und gefährlich für die Zukunftsfähigkeit des Flugbetriebs und die Arbeitsplätze.

Auch bei der Lufthansa hatte es zuletzt Streiks gegeben

Das Unternehmen verwies auf zwei anstehende Gehaltserhöhungen in den nächsten vier Monaten von deutlich mehr als zehn Prozent. Die Umsetzung der Forderungen der Gewerkschaft „würden 20 Prozent unserer Flüge unmöglich machen“, erklärte der Unternehmenssprecher. Trotzdem wollen beide Seiten wollen ihre Tarifverhandlungen fortsetzen. Es seien Termine vereinbart, sagte der Sprecher weiter.

Anfang September hatte es auch bei der Konzern-Mutter Lufthansa einen eintägigen Streik gegeben. Weil die Piloten ihre Arbeit niederlegten, mussten fast alle geplanten Flüge gestrichen werden, sodass rund 130.000 Passagiere nicht wie geplant reisen konnten.

Später wurde ein geplanter Ausstand nach Verhandlungsfortschritten kurzfristig abgesagt: Die VC einigte sich mit der Lufthansa auf Gehaltserhöhungen und einen Ausschluss von Streiks. Seitdem gilt laut der Vereinigung Cockpit eine Friedenspflicht bis zum 30. Juni 2023, um die offenen Themen in Ruhe verhandeln zu können.

Beide Parteien hätten sich darauf verständigt, die Grundvergütung während der Laufzeit zwei Mal um jeweils 490 Euro zu erhöhen, hieß es weiter. „Das gute monetäre Ergebnis ist erfreulich, aber ebenso freuen wir uns, dass wir einen weiteren Schritt in Richtung einer tragfähigeren Partnerschaft erzielen konnten“, sagte der Vorsitzende Tarifpolitik der VC, Marcel Gröls. „Wir sind aktuell auf einem guten Weg mit der Lufthansa.“ (Reuters, AFP, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false