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Wirtschaft: US-Konjunktur: Wirtschaftswachstum sinkt auf 1,4 Prozent

Das US-Wachstum hat sich Ende vergangenen Jahres weiter deutlich abgeschwächt. Wie das US-Handelsministerium am Mittwoch mitteilte, wurde im vierten Quratal nach ersten Berechnungen nur noch ein Wachstum von 1,4 Prozent verzeichnet.

Das US-Wachstum hat sich Ende vergangenen Jahres weiter deutlich abgeschwächt. Wie das US-Handelsministerium am Mittwoch mitteilte, wurde im vierten Quratal nach ersten Berechnungen nur noch ein Wachstum von 1,4 Prozent verzeichnet. Das war der schlechteste Wert seit fünf Jahren. Das Gros der Analysten zeigte sich überrascht. Sie hatten mit einem Zuwachs von 2,2 Prozent gerechnet - nach 2,4 Prozent im dritten Quartal. Hingegen hatte Fed-Chef Alan Greenspan dieser Tage erklärt, das Wirtschaftswachstum liege mittlerweile bei "fast Null".

Angesichts einer deutlichen Schwäche des US-amerikanischen Wachstums haben bereits zahlreiche Firmen den Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen angekündigt. Entsprechend rechnen Analysten bis zum Jahresende noch mit mehreren Zinssenkungen. Erst Anfang des Jahres hatte die US-Notenbank auf Grund der ausgeprägten Konjunkturabkühlung die Leitzinsen überraschend um einen halben Prozentpunkt auf sechs Prozent gesenkt - und damit ein Kursfeuerwerk an den Börsen ausgelöst.

Konsumentenvertrauen im Blickpunkt

Wie das US-Handelsministerium weiter mitteilte, wurde das US-Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2000 vor allem durch den Binnenmarkt gestützt. Die Binnennachfrage wuchs um 1,9 Prozent, während die US-Exporte um 4,3 Prozent zurück gingen. Gleichwohl hat sich der private Konsum gegenüber den Vormonaten abgeschwächt. So liegt der Zuwachs mittlerweile deutlich unter dem Niveau des dritten Quartals, als noch ein Plus mit 4,5 Prozent verzeichnet wurde. Eine deutliche Zurückhaltung wird insbesondere bei Ausgaben für langlebige Güter wie Autos registriert. Am Dienstag hatte das Conference Board, ein privates Konjunkturinstitut, mitgeteilt, dass das Verbrauchervertrauen der US-Konsumenten im Januar auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren gefallen ist.

Das Verhalten der Verbraucher steht gegenwärtig im Zentrum des Interesses. Denn bislang war es vor allem die Zuversicht der Konsumenten, die zum US-Wirtschaftswachstum und dem Boom an den Börsen beigetragen hat. Der Anteil des privaten Konsums am Bruttoinlandprodukt beträgt in den USA immerhin 67 Prozent - in Europa sind es 57 Prozent. Schlägt das Vertrauen der Konsumenten in Misstrauen um, könnte das auch gefährlich für die Wirkung der US-Geldpolitik werden. Fed-Beobachter schließen nicht aus, dass trotz niedrigerer US-Zinsen die Amerikaner künftig aus Angst vor der wirtschaftlichen Zukunft mehr Geld auf die hohe Kante legen. Dann aber würde die erhoffte Wirkung niedrigere Zinsen verpuffen. Eine Parallele zu den japanischen Verhältnissen drängt sich auf. Dort ist das geldpolitische Instrumentarium mit Zinsen um Null seit geraumer Zeit zur Bedeutungslosigkeit verkommen. Dieses "worst-case"-Szenario muss aber nicht eintreten, sollten sich die Warnungen vor einer Rezession als übertrieben herausstellen.

Für das Gesamtjahr 2001 rechnen die Volkswirte deutscher Großbanken mit einem Wachstum von nur noch 1,8 Prozent in den Staaten, nach rund fünf Prozent im vergangenen Jahr. Fest steht, dass die seit 1997 anhaltende Phase eines Wachstums von über vier Prozent vorbei ist. Dass aber die US-Volkswirtschaft, die für fast ein Drittel der globalen Ökonomie steht, in diesem Jahr in die Rezession abdriftet, halten die meisten Volkswirte für eher unwahrscheinlich.

Druck auf die EZB wächst

Die Diskussion über die anhaltende Wirtschaftsschwäche der USA führt unterdessen auch hier zu Lande zu immer neuen Forderungen nach Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB). So sprach sich der Wirtschaftsweise Jürgen Kromphardt dafür aus, dass die EZB zusätzlichen Spielraum nutzen sollte, die Zinsen zu senken. Demgegenüber warnte Klaus-Dieter Kühbacher, Präsident der Landeszentralbank in Berlin und Brandenburg, vor Schnellschüssen und sprach sich für "eine Politik der ruhigen Hand" aus. Vertrauen sei jetzt besser als Aktion. Auch seine hessischer Amtskollege, Hans Reckers, ist gegen eine Zinssenkung. Dazu gebe es keine Notwendigkeit.

In der Tat liegen die Preissteigerungsraten im Euroraum immer noch deutlich über dem selbstgesetzten Stabilitätsziel der EZB von zwei Prozent. Allerdings dürfte damit der vorläufige Höhepunkt in der Entwicklung erreicht sein. Volkswirte verweisen jedenfalls darauf, dass sich der Rückgang der Ölpreise in der Preissteigerungsrate demnächst bemerkbar machen werde.

mo

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