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Wirtschaft: Viel Krach im neuen Jahr

Das Geschäft mit dem Feuerwerk lief bestens

Berlin - Silvester ohne Feuerwerk? Undenkbar. Der Brauch, dem der Komponist Georg Friedrich Händel ein musikalisches Denkmal setzte, gehört wie das Anstoßen mit Sekt zum Repertoire der letzten Nacht des Jahres. Und nicht nur den Berlinern schien es so, als ob in dieser Silvesternacht so viel geballert wurde wie seit der Millenniumsparty nicht mehr. Auch die Hersteller von Sekt hatten zum Jahreswechsel mehr verkauft als in den Vorjahren – und das als Zeichen des Aufschwungs gewertet.

Die Produzenten von Raketen und anderem Lichterwerk bestätigen den Eindruck. „Wir gehen davon aus, 20 Prozent mehr als 2005 verkauft zu haben“, sagt Hans-Georg Kehse, der Geschäftsführer der Firma Pyro-Art Feuerwerke in Berlin-Buchholz. In der Menge an Böllern, Raketen und anderen Knallern, die Ende des Jahres über die Ladentheken wanderten, habe sich „die derzeitige positive Grundstimmung“ gezeigt, sagt auch Andreas Krämer von der Rewe-Handelsgruppe. Im Vergleich zu 2005 hätten die Verkäufe leicht zugenommen. Die Metro-Gruppe, zu der Galeria Kaufhof und Extra gehören, rechnet dagegen mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau.

Verlässliche Zahlen über den Gesamtumsatz gibt es erst in einigen Wochen. Davor seien noch die Retouren abzuwarten, erklärt Jens Thomas von der Bremerhavener Feuerwerksfirma Comet. Der Gesetzgeber hat die Hersteller verpflichtet, unverkaufte Ware zurückzunehmen. Aber der Verband der pyrotechnischen Industrie, in dem knapp 20 Firmen organisiert sind, hofft insgesamt auf einen leichten Umsatzzuwachs auf etwas mehr als 100 Millionen Euro. „Das wurde zuletzt 2003 erreicht“, sagt Geschäftsführer Klaus Gotzen. Ein Jahr später erlebte die Branche einen kräftigen Einbruch: Nach der Tsunami-Katastrophe in Südostasien sank der Verkauf 2004 auf 87 Millionen Euro. 2005 wurden 96 Millionen umgesetzt.

Feuerwerkskörper dürfen hierzulande nur in den letzten drei Tagen des Jahres an Privatpersonen verkauft werden. Fällt Silvester wie dieses Mal auf einen Sonntag, ist der Verkauf auch am viertletzten Tag erlaubt. Die Branche erwirtschaftet daher 80 bis 85 Prozent ihrer Umsätze in der Zeit zwischen den Jahren. Ganzjährig verkauft werden nur ungefährliche Böller, wie etwa Knallbonbons.

Wer es in der Neujahrsnacht so richtig krachen lassen wollte, musste dieses Mal übrigens nicht mehr Geld ausgeben als in den Vorjahren. „Der Wettbewerbsdruck ist groß, Preisanhebungen sind kaum möglich“, sagt Gotzen. Längst sind auch die Discounter ins Knall-Geschäft eingestiegen. Zudem drängen ausländische Firmen auf den Markt, oft mit illegalen Produkten.

Und was bringen die Deutschen bevorzugt zum Jaulen und Zischen? „Beliebt sind Batterie- und Systemfeuerwerke mit mehreren Leuchtkombinationen“, sagt Thomas. Die sind einfach zu bedienen, es muss nur eine Lunte gezündet werden. Anders als höfische Riesenfeuerwerke zu Händels Zeiten sind die heutigen für alle erschwinglich. Der Preis liege zwischen drei und 20 Euro.

Juliane Schäuble

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