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Werbefoto des „Rosa Salons“ zum 6ten Christopher Street Day 1984 in Berlin.

© Rosa Salon

75 Jahre Freie Universität Berlin: Bilder einer Uni

Die Freie Universität feiert im Juni ihr 75-jähriges Bestehen. Die markanten Orte des Campus sind mehr als nur Marksteine ihrer Entwicklung. Sie zeugen auch von der bewegten Nachkriegsgeschichte.

Mit 75 Jahren ist die Freie Universität vergleichsweise jung – aber ihre Geschichte ist bewegt: Das würdigten alle Redner:innen beim Jubiläumsfestakt am Donnerstag, dem 1. Juni. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner erinnerte an die „historischen Momente, mit der die FU die Stadt- und Weltgeschichte prägte“. Michael Schaepman, Rektor der FU-Partneruni in Zürich, sprach schwungvoll über Ironie und Witz als Grundlage freien Denkens, FU-Präsident Günter M. Ziegler philosophierte über Freiheit als Gründungsimpuls der Uni. Studierende meldeten sich ebenfalls zu Wort: Sie protestierten mit Flugblättern gegen „75 Jahre Ignorieren studentischer Anliegen“. 75 Jahre FU lassen sich auch an Orten festmachen. Einige Marksteine stellen wir hier vor.

Nein, der Mäusebunker ist keine Festung des Nager-Widerstands gegen die Menschheit. In der Forschungseinrichtung für experimentelle Medizin wurden bis 2020 Laborversuche mit Tieren durchgeführt. Allzu düster? Bis vor Kurzem hieß es, das markante Gebäude auf dem Campus Benjamin Franklin wird abgerissen. Doch dann die Wende: Mit seinen großen Betonplatten und hervorstehenden Lüftungsrohren steht der Mäusebunker jetzt unter Denkmalschutz – eine Ikone des Brutalismus. (mne)

© Boris Buchholz

Lianen, Kakteen, Fächerpalmen: Das Tropenhaus ist mit seiner schwülen Luft weit entfernt von der Kühle und Strenge eines Hörsaals. Hier zeichnet man lieber Blumen ab oder posiert für Instagram im gekünstelten Grün. 1906 als moderne Glas-Stahl-Konstruktion gebaut, zählt das Haus als Teil des Botanischen Museums zur FU. Zwar erinnert der Eifer, mit dem in der Gründerzeit exotische Pflanzen gesammelt wurden, auch an den Kolonialismus. Und doch zieht es Berliner:innen an grauen Tagen immer wieder hierher. (evm)

© imago/ZUMA Press

So freizügig wie hier ist die FU nicht immer. Das Foto entstand 1984 vom Kollektiv des legendären „Rosa Salons“. Es handelte sich um ein Werbefoto, das anlässlich des CSD 1984 aufgenommen wurde. Der „Rosa Salon“ war eines der ersten schwulen Cafés an einer deutschen Uni überhaupt: Einige schwule Studenten hatten Anfang der 80er einen Aufenthaltsraum in der Rostlaube besetzt. Bald war der „Rosa Salon“ einer der beliebtesten Treffs an der Uni. Er steht auch für die Tradition vieler anderer autonomer Studi-Cafés an der FU, die zum Teil noch bis heute existieren. (tiw)

© Rosa Salon

Was ist nur aus dem OSI geworden? Ab den 1960ern galt das Institut für Politikwissenschaften den einen als Schmiede linker Intellektueller, den anderen als Brutstätte von Linksterroristen. Angewandte Revolutionswissenschaften werden am Otto-Suhr-Institut aber spätestens seit der Bologna-Reform nicht mehr studiert. Im Fokus der Lehre stehen heute eher systemkonforme Inhalte wie internationale Beziehungen und Institutionen, Policy-Analysen. Governance statt Plenum? Auch die Studierenden sind heute in der Breite nicht mehr ganz so links wie früher. (mne)

© Reinhard Friedrich/Universitätsarchiv der Freien Universität Berlin

Das „Gehirn“ bekam die FU 2001. Die Bib für Sprachen und Literatur reagiert auf Licht, das Surren der Verdunklung gehört zur Geräuschkulisse wie Flüstern und raschelnde Seiten. Unvergesslich aber ein Bild aus den 2010ern: Regenwasser tropft von der Decke in leere 10-Liter-Mayo-Eimer (Leihgabe aus der Mensa). Während Studis hier ihre Neuronen neu verknüpfen, ist das FU-Hirn durchlässig. (evm)

© imago/Reiner Zensen

Vor einem modernen Universitätsgebäude in Holzbauweise stehen blühende Kirschbäume.
Holzlaube, das klingt doch richtig gemütlich. Der 2015 eröffnete Anbau an die Rost- und Silberlaube ist der Bereich der Geschichts- und Kulturwissenschaften. 14 der „kleinen Fächer“ der FU kuscheln sich hier unter ein Dach und teilen sich eine gemeinsame Bibliothek. Und die ist alles andere als klein: Würde man alle Bücher aneinanderreihen, käme man auf stolze 30 Kilometer – das entspricht der Strecke vom Alexanderplatz bis zum Wannsee. (cld)

© FU Berlin

Wohl nirgendwo an der FU wurde so viel Geschichte geschrieben wie im Henry-Ford-Bau. Zu sehen ist hier, wie John F. Kennedy dort 1963 die Ehrenbürgerwürde der FU bekommt. Das Audimax des Henry-Ford-Baus war ab 1966 auch Schauplatz der Studentenproteste. Rudi Dutschke hielt hier seine Reden, 1968 rissen Protestierende das FU-Siegel von der Wand im Audimax und verbrannten es vor dem Rektorat. (tiw)

© pa/AP

Gerade noch nach Dahlem geschafft, in der U3 die Texte für die erste Seminarsitzung zu Ende gelesen – doch dann das Irren durch die Rostlaube: Wo zum Teufel ist Raum JK 32/123? Dabei ist „das wichtigste Gebäude des Strukturalismus“ (Florian Nagler) ganz logisch angelegt. Die Flure bezeichnen Buchstaben aus der Mitte des Alphabets, damit man rechts und links noch anbauen kann. Wie viele seiner Zeitgenossen hatte auch dieser Bau im mittleren Alter eine kleine Asbestkrise. Doch dank Sanierung werden sich auch in Zukunft noch viele Erstsemester in ihm verlieren können. (evm)

© imago/Joko

Knarrende Dielen und weite Wege: Vor dem Bau der Holzlaube 2015 waren die „kleinen Fächer“ wie Ägyptologie, Koreanistik oder Iranistik in den Dahlemer Villen untergebracht. Denn die in der Nachkriegszeit gegründete FU platzte nach einigen Jahrzehnten bald aus allen Nähten: Im ersten Gebäude der Uni war jeder Raum von einem anderen Institut belegt. Heute hausen in den Villen einige Verwaltungen. (cld)

© Bernd Wannenmacher

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