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Erstklässler:innen sitzen im Halbkreis und eine Schülerin meldet sich.

© Foto: picture alliance/dpa/Uncredited

INSM-Monitor 2022: Berlin bessert sich leicht in der Bildung

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft vergleicht Bildungssysteme der Länder. Dank Digitalisierungs-Fortschritten steigt Berlin im Ranking auf Platz 11.

In den meisten deutschen Bundesländern haben sich die Bildungssysteme seit 2013 nicht verbessert, in beinahe der Hälfte verschlechtert. Zu diesem Befund gelangt der aktuelle Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), der am Mittwoch in Berlin präsentiert wurde.

„Vor allem Schulkinder, die keine elterliche Förderung haben, sind weiter massiv benachteiligt“, sagte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Fast überall fehle es an genügend Ganztagsbetreuungen. Pellengahr kritisierte auch den massiven Mangel an Lehrkräften.

So könnten angehende Fünftklässler im Bundesdurchschnitt heute etwa so gut lesen und zuhören, wie es Kinder vor zehn Jahren im bildungsschwächsten Bundesland Bremen konnten, das im Länder-Ranking nach wie vor den letzten Platz einnimmt. Das langjährige Schlusslicht Berlin hingegen konnte sich mit Platz 11 (2021: Platz 13) verbessern und setzt damit den Trend der beiden Vorjahre fort.

Im erstmals untersuchten Bereich Digitalisierung kann die Hauptstadt mit vergleichsweise schnellem Schul-W-Lan punkten und liegt in diesem Ranking auf Platz 6.

Grundlage des Rankings: Vorliegende Bildungsstudien

Die von Arbeitgeberverbänden finanzierte marktliberale Lobbyorganisation INSM – ein Tochterunternehmen des Instituts der Deutschen Wirtschaft – vergleicht die Bildungssysteme der Länder seit 19 Jahren aus einer wachstumsorientierten Perspektive. Das Ranking wird in einem guten Dutzend Kategorien mit jeweils mehreren Unterpunkten erhoben, schließlich wird ein Punkteschnitt für die Gesamtwertung ermittelt.

Überprüft werden etwa die Bereiche Schulqualität, Bildungsarmut, Hochschule und MINT sowie Integration und Forschungsorientierung

Ein Porträtbild vor dem Mikrofon.
Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft am 17. August bei der Vorstellung des INSM-Bildungsmonitors.

© IMAGO/Christian Ditsch

Allerdings werden für den Bildungsmonitor in der Regel keine eigenen Schulleistungstests durchgeführt, sondern von anderer Seite vorliegende Studien miteinander verrechnet. So werden viele Felder auf der Basis der Schulländervergleiche des Berliner Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) bewertet. Mithin stammen die meisten Daten aus den Jahren 2020 und 2021, in einigen Bereichen auch aus 2018.

Wie in den Jahren zuvor liegen Sachsen und Bayern mit 65,9 und 63,9 Punkten auf Platz 1 und 2 der Ländertabelle. Berlin hat sich mit seinem 11. Platz um 5,6 Punkte verbessert und liegt mit 45,8 Punkten im Mittelfeld. Brandenburg und Nordrhein-Westfalen teilen sich Platz 13, vor Sachsen-Anhalt und dem abgeschlagenen Bremen. Im neuen Handlungsfeld Digitalisierung ist die Hansestadt allerdings Tabellenführerin.

Massive Diskrepanzen im Bereich Schulqualität

Dass manche Länder im Gesamtranking so schlecht abschneiden, obwohl sie in einigen der 13 Bereiche durchaus gute Werte verzeichnen, liege vor allem an den massiven Diskrepanzen im Bereich Schulqualität, erklärte Studienleiter Axel Plünnecke auf Nachfrage des Tagesspiegels.

Wo die Abstände in vielen Bereichen eher marginal seien, offenbarten alle Vergleichsarbeiten einen krassen Unterschied der Schulqualität zwischen den besten und den schlechtesten Ländern.

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So ist etwa die Betreuungsrelation an Kitas und Schulen in Berlin vergleichsweise gut, auch gibt es verhältnismäßig viele Ganztagsangebote. Im Hochschulbereich wartet Berlin mit vielen Forschenden und ausländischen Studierenden auf. Demgegenüber seien der Anteil unversorgter Jugendlicher und die Schulabbrecherquote trotz Fortschritten hoch. Viele Jugendliche erreichten nicht die Mindeststandards an Kompetenzen, die besonders in den MINT-Fächern niedriger seien als in vielen anderen Bundesländern.

Schlechte Schulqualität, ungleich verteilte Bildungschancen und ein Rückgang an MINT-Kompetenz seien allerdings bundesweite Probleme, die sich im Zuge der Corona-Pandemie weiter verschärft hätten, so Plünnecke. So müsse die digitale Infrastruktur an Schulen weiter ausgebaut und der MINT-Bereich massiv gestärkt werden.

Zum Beispiel brauche es ein bundesweites Schulfach Informatik. In den Kitas müsse noch mehr auf frühe Sprachförderung gesetzt – und insgesamt der Ganztag ausgebaut werden. Pellengahr forderte eine umfassende Bildungsinitiative und mehr Erhebungen zum Lernstand: „Wir brauchen bundeseinheitliche Zielvorgaben und einen echten datengestützten Wettbewerb um das beste Bildungssystem.“

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