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Das mehr als 300.000 Quadratkilometer große Gebiet beherbergt Korallenriffe und vielfältige Meereslebewesen, darunter auch Rochen.

© Niue Ocean Wide (NOW) Trust

Den Ozean sponsern: Wie der winzige Pazifikstaat Niue sein Meeresgebiet schützen will

Der kleine Inselstaat Niue hat sein Meeresgebiet in Einheiten eingeteilt und verkauft diese. Mit dem Finanzmodell wollen sich die Insulaner auch gegen den Klimawandel schützen.

Der winzige pazifische Inselstaat Niue hat einen neuartigen Plan zum Schutz seiner Hoheitsgewässer entwickelt: Das Naturschutzmodell misst Bereichen im Meer einen monetären Wert zu. Für diese sucht die Insel nun Sponsoren – Einzelpersonen wie auch Unternehmen.

Ein Quadratkilometer Ozean kann für 148 US-Dollar gesponsert werden – insgesamt stehen 127.000 Einheiten zur Verfügung. Letzteres entspricht der Größe eines Meeresschutzgebietes, das das Land geschaffen hat.

Mit dem auf 20 Jahre angelegten Konzept will das kleine Land insgesamt etwas über 18 Millionen US-Dollar aufbringen. Diese sollen dazu verwendet werden, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern, aber auch um gegen illegale Fischerei und Plastikmüll vorzugehen.

„Als kleiner Inselstaat ist Niues riesiges Meeresgebiet für unsere Bevölkerung von immensem ökologischen, kulturellen und wirtschaftlichen Wert“, sagte Niues Premierminister Dalton Tagelagi. „Der Ozean bedeutet für uns alles.“

Mit den Geldern der Sponsoren will Niue die Gesundheit der Korallenriffe und Fischbestände überwachen sowie Küstenmanagementpläne für die 14 Dörfer der Insel aufstellen. Geld soll auch in Bildungsprogramme und Stipendien für Kinder und Gemeindemitglieder fließen, die sich für den Schutz des Meeres einsetzen.

Niue, das einen Assoziierungsvertrag mit Neuseeland hat, ist wirtschaftlich auf Tourismus, Landwirtschaft und Fischerei angewiesen. Die Insel, die zwischen Samoa, Tonga und Fidschi liegt und einen dreieinhalbstündigen Flug oder knapp 2800 Kilometer von Neuseeland entfernt ist, ist mit nur etwas über 260 Quadratkilometern winzig. Ihr Meeresgebiet ist im Vergleich um 1200 Mal größer als die Landmasse.

Das über 300.000 Quadratkilometer große Gebiet beherbergt unberührte Korallenriffe, Unterwasserberge und vielfältige Meereslebewesen, darunter Haie, Wale, Delfine, Rochen und mehrere Schildkrötenarten. Die Region leidet besonders unter der Klimaerwärmung, die die Meerestemperaturen in die Höhe treibt, zu saureren Ozeanen und einem Anstieg des Meeresspiegels führt.

Da die weniger als 2000 Bewohner der Insel eng mit dem Meer verbunden sind, hatte Niue auch vor dem innovativen Schutzprogramm bereits Schritte unternommen, seine Meeresgebiete zu schützen.

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Im April vergangenen Jahres erklärte Niue seine gesamte Ausschließliche Wirtschaftszone – ein Gebiet etwa so groß wie Vietnam – zum Mehrzweck-Meerespark Niue Nukutuluea. 40 Prozent des Parks sind Meeresschutzgebiet, ein kleinerer Teil wird von den örtlichen Dörfern verwaltet. Der Rest des Parks sind eine allgemein genutzte Zone, in der kommerzielle Fischerei und andere Aktivitäten stattfinden könnten.

Wer sich nicht an diese Regelungen hält, den erwarten harte Strafen: Illegale Fischer können ihre Boote verlieren, hohe Geldstrafen erhalten oder müssen im schlimmsten Fall sogar mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen.

Coral Pasisi, Präsidentin einer lokalen gemeinnützigen Organisation in Niue namens Tofia Niue, hat das aktuelle Konzept, das mit der Finanzierung des Meeresschutzes helfen soll, mit ausgearbeitet. „Das Meeresschutzgebiet Moana Mahu macht 40 Prozent der Gewässer der Insel aus“, erklärte Pasisi vor Kurzem in einem Gespräch mit der Unternehmensberatung McKinsey.

Was kostet Meeresschutz?

Sie hätten sich hingesetzt und im Wesentlichen berechnet: „Was kostet es die Regierung und die Bevölkerung von Niue, das über einen Zeitraum von 20 Jahren effektiv zu bewältigen?“ Dabei hätten sie auch einkalkuliert, wie sie Unternehmen dazu bringen könnten, eine nachhaltige Tourismusstrategie einzuhalten, aber auch wie sie die nächste Generation und alle indigenen Völker von Niue mit einbeziehen könnten.

Das Konzept sieht vor, dass die gesponserten Einheiten, die sogenannten Ocean Conservation Commitments (OCCs), von einer gemeinnützigen Stiftung verwaltet werden. Zu den weiteren Sponsoren, die bereits zugesagt haben, zählen die Philanthropin Lyna Lam und ihr Ehemann Chris Larsen, die das Blockchain-Unternehmen Ripple mitgegründet haben, sowie die in den USA ansässige gemeinnützige Organisation Conservation International, die bei der Einrichtung einiger technischer Aspekte des Programms mitgeholfen hat.

Die Regierung von Niue wird selbst 1700 Einheiten kaufen – eine für jeden Bürger.

© Niue Ocean Wide (NOW) Trust

Niue ist nicht zuletzt durch seine abgelegene Lage im Pazifik normalerweise selten in den Weltnachrichten. Doch in den letzten Jahren hat es die Inselnation immer wieder mal in die globalen Schlagzeilen geschafft. Einmal verdankte das Eiland dies der vermutlich „einsamsten“ Ente der Welt.

„Trevor, the Duck“ lebte auf Niue in einer Pfütze, die sich nach Regen gebildet hatte, da es auf der felsigen Insel keine Flüsse, Seen oder Teiche gibt. Die Einwohner Niues rätselten damals, wie der einsame Migrant auf die Pazifikinsel gelangt sein könnte: Hatte ein Sturm die Ente von Neuseeland bis auf die kleine Insel geblasen oder war sie gar als blinder Passagier auf einem Schiff angereist?

Geklärt werden konnte diese Frage nie, obwohl bald die ganze Welt mit rätselte. Trevor nahm letztendlich ein trauriges Ende: Wenige Monate nach seinem Eintreffen starb er nach einem Hundeangriff.

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