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Sprechenden Geräten wurde mehr Gefühl zugetraut.

© Duke University/Veronique Koch

Ein Saugroboter, ein Sprachprogramm und ein Android: Darf man Roboter hauen?

Kinder bewerten die Fähigkeiten interaktiver Technologien durchaus unterschiedlich, aber immer mit Respekt.

Wenn die Maschine nicht gefrühstückt hätte, wäre sie dann hungrig? Und wenn sie über den Fuß eines Freundes gefahren und ihm wehgetan oder etwas Gemeines zu ihm gesagt hat, war das absichtlich?

Befragt zu den körperlichen, geistigen und emotionalen Fähigkeiten von kommunizierenden, als „intelligent“ vermarkteten Haushaltsgeräten – im Vergleich zu einem menschlich erscheinenden Roboter – geben Kinder differenzierte Antworten. Weitgehend einig sind sie sich aber darüber, dass man sie alle weder anschreien noch ihnen Schaden zufügen sollte. Dahinter müssen aber nicht unbedingt moralische Bedenken stehen.

Inspiriert von der Fernsehserie „Westworld“ und dem Film „Ex Machina“, fiktiven Geschichten, in denen Mensch und Roboter in Konflikt geraten und auch Gewalt anwenden, haben Teresa Flanagan und Tamar Kushnir von der Duke University in Durham, USA, untersucht, wie Kinder im Alter von vier bis elf (im Durchschnitt siebeneinhalb) mit interaktiven Technologien umgehen würden.

Kinder glauben, dass Alexa auch ohne eigenen Körper Gefühle und ein Bewusstsein hat.

Teresa Flanagan, Duke University

Flanagan zeigte 127 Mädchen und Jungen, die mit ihren Eltern ein Museum besuchten, kurze Filme. Darin wurden ein „Roomba“-Saugroboter, ein Gerät mit dem Amazon-Sprachservice „Alexa“ und der humanoide Roboter „Nao“ des französischen Herstellers Aldebaran Robotics vorgestellt. Anschließend ging sie mit den Kindern einen Fragenkatalog durch, nach dem sie die Technologien bewerten sollten.

Gefragt wurde etwa, ob die Geräte Gefühle und eigene Gedanken haben, ob sie selbst über ihre Handlungen entscheiden und sie bestraft werden sollten, wenn sie ihren Aufgaben nicht nachkommen oder etwas Falsches tun. Die Kinder sollten auch einschätzen, ob die Geräte sich anders hätten entscheiden können.

Wie Flanagan und Kushnir im Fachjournal „Developmental Psychology“ berichteten, stimmten die meisten Kinder darin überein, dass die Geräte wahrscheinlich weder kitzelig sind noch Schmerz spüren würden, wenn man sie zwickt. Dass sie fähig sind, eigene Gedanken zu haben oder auch traurig zu sein, wenn jemand gemein zu ihnen ist, wurde eher der sprachbegabten Alexa als dem Saugroboter Roomba zugetraut.

„Kinder glauben, dass Alexa auch ohne eigenen Körper Gefühle und ein Bewusstsein hat“, wird Flanagan in einer Mitteilung der Duke University zitiert. Doch auch der nicht verbal kommunizierende Saugroboter Roomba sollte nach Einschätzung der Kinder nicht schlecht behandelt werden. „Wir sollten ihn nicht hauen oder anschreien, auch wenn er das gar nicht hören kann“, berichtet die Forscherin.

Ältere Kinder sind eher bereit, gegenüber den Geräten auch kritische Töne anzuschlagen.

© Duke University/Veronique Koch

Der Respekt vor der körperlichen Unversehrtheit der Roboter ließ jedoch mit dem zunehmenden Alter der Befragten nach. Ältere Kinder äußerten weniger Bedenken als Vier- und Fünfjährige. „Sie scheinen zwar zu denken, dass es nicht toll ist, einen Roboter anzugreifen, aber dass man schon die Freiheit hat, es zu tun.“

Flanagan und Kushnir wollen diese Frage noch weiter untersuchen. Denn befragte Zehnjährige machten unterschiedliche Angaben. Ein Kind nahm an, dass Roboter nach verbalen oder tätlichen Angriffen „wirklich traurig“ werden würden, während ein anderes nur befürchtete, dass Mikrofone beschädigt werden könnten, wenn man sie zu laut anschreit.

Flanagan vermutet, dass hinter den moralisch erscheinenden Bedenken der Kinder nur das Wissen stehen könnte, dass die Geräte jemandem gehören und man sie deshalb nicht beschädigen darf.

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