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Gesine Grande, Präsidentin der BTU Cottbus, sprach am 21. Januar auf einer Demonstration gegen Rechtsextremismus in Cottbus.

© BTU/Ralf Schuster

Gegen Rechtsextremismus: Viele Hochschulen positionieren sich öffentlich

Die Wissenschaft in Deutschland ist international aufgestellt. Nun senden viele Hochschulen eindeutige Statements gegen Rechtsextremismus, einige beteiligen sich an Demonstrationen.

Als vor kurzem in Cottbus Tausende gegen Rechtsextremismus demonstrierten, war darunter auch Gesine Grande, Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU). Sie hielt sogar eine Rede und rief zu Vielfalt und Offenheit auf. „Wir haben fast 3000 Studierende bei uns, die aus aller Welt kommen, weil sie sich eine Zukunft erhoffen“, sagte Grande. „Sie sind unsere Zukunft – und für sie müssen wir alles tun.“

Die BTU Cottbus gehört zu vielen Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen, die sich nach Bekanntwerden des Potsdamer Geheimtreffens offen gegen Rechtsextremismus und für mehr Vielfalt positionieren – auch aus Sorge um die eigene, international diverse Belegschaft.

So haben sich in Brandenburg nicht nur die BTU, sondern praktisch alle Hochschulen des Landes dem Bündnis „Brandenburg zeigt Haltung für Demokratie und Zusammenhalt“ angeschlossen. Die Berliner Hochschule für Technik (BHT) unterstützt das Bündnis „Hand in Hand“, das zur Großdemo am Samstag in Berlin aufruft.

In einem Statement bekräftigt die BTU, eine „international aufgestellte Universität“ zu sein, mit mehr als 40 Prozent internationalen Studierenden. „Der respektvolle Umgang miteinander bildet die Basis für ein friedvolles Leben in unserer Gesellschaft. Menschen- und demokratiefeindliche, rassistische und diskriminierende Positionen tolerieren wir in keiner Form“, heißt es dort. Die Geschäftsführung des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI) erklärte: „Wer Hass schürt und menschenverachtende Pläne schmiedet, greift unsere Werte an. Deshalb verurteilen wir jegliches antidemokratische Gedankengut.“

380.000
internationale Studierende sind in Deutschland eingeschrieben

Auch bundesweit haben viele Wissenschaftsorganisationen sich deutlich für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie ausgesprochen, etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). „Wissenschaft ist seit jeher weltoffen und mit ihrer Weltoffenheit essenziell für unsere Gesellschaft und die liberale Demokratie“, erklärte etwa DFG-Präsidentin Katja Becker. Rechtspopulistischen und antidemokratischen Tendenzen, menschenverachtenden Parolen, Antisemitismus und Remigrationsfantasien werde die Wissenschaft entschieden entgegentreten.

Wie international die Wissenschaft in Deutschland aufgestellt ist, unterstreicht Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Forschung des Bundestags. Allein an den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen würden „über 75.200 internationale Wissenschaftler*innen sowie jedes Jahr etwa 30.000 Gastwissenschaftler*innen arbeiten“, sagte Gehring dem Tagesspiegel. Dazu würden „unzählige Forschende mit Migrationshintergrund“ kommen, die das Land verlassen müssten, gehe es nach den rechtsextremistischen Plänen, sowie 380.000 internationale Studierende.

„Gerade angesichts des Fachkräftemangels ist es in unserem Interesse, dass sich viele von ihnen für einen Berufsweg in Deutschland entscheiden“, sagte Gehring. Er sei sehr froh, dass sich die Hochschulen und Organisationen so klar für offene und internationale Wissenschaft und gegen Rechtsextremismus positionierten. Nur liberale Demokratien würden maximale Wissenschaftsfreiheit garantieren.

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