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Tim Berners-Lee hat den Grundstein des World Wide Web gelegt.

© imago images/Leemage

Heute vor 33 Jahren: Drei Buchstaben verändern die Welt

Vor 33 Jahren geht die erste Webseite der Welt online. Das World Wide Web revolutioniert das Leben von Milliarden Menschen – und macht einen Mann sehr wütend.

Eine Kolumne von David Will

Im Jahr 2021 ging beim Auktionshaus Sotheby’s ein Stück Menschheitsgeschichte über den Ladentisch. Für rund fünf Millionen Dollar erwarb ein unbekannter Käufer ein NFT – eine Art digitaler Eigentümerurkunde – für den Quellcode des World Wide Web: ein paar tausend Zeilen Computercode, die Geschichte geschrieben haben.

Der Einfluss, den das World Wide Web haben würde, war anfangs nicht abzusehen. Als am 13. November 1990, heute vor 33 Jahren, die erste Webseite der Welt am Schweizer Forschungsinstitut CERN online geht, dient das WWW noch simplen Dingen. Sein Erfinder, der britische Informatiker Tim Berners-Lee, hatte es als eine Art firmeninternes Wiki für das CERN beworben: Ein textbasiertes Nachschlagewerk, in dem Mitarbeiter:innen Studien hinterlegen und Kontakte nachschlagen könnten.

Das WWW soll übersichtlicher und flexibler als die Foren des sogenannten „Usenets“ werden, über die damals hauptsächlich kommuniziert wird – das ist Berners-Lees Pitch. Sein Chef findet die Idee „vage, aber interessant“ und gewährt ihm das Geld und die Zeit, daran zu arbeiten. Rund ein Jahr später steht die erste Webseite, heute sind es fast zwei Milliarden.

Ein Screenshot aus den 90ern, gemacht von Tim Berners-Lee höchstpersönlich.

© Tim Berners-Lee

Nicht jeder ist über diesen Erfolg erfreut. Zu den größten Kritikern des World Wide Web gehört einer seiner Vordenker, der US-amerikanische Philosoph und Internet-Pionier Ted Nelson. In den 60er Jahren hatte Nelson in einem Paper den Entwurf für einen sogenannten Hypertext vorgelegt: Ein dezentral organisiertes Netz von Dokumenten, in dem man sich theoretisch von Link zu Link hangeln könnte. Jahrzehntelang arbeitet er daran, gewinnt Mitstreiter und Fördergelder. Doch der so visionäre wie zerstreute Nelson verzettelt sich. Sein Projekt wird nie fertig.

Über das WWW zeigt sich Nelson schließlich entsetzt. „Ich hasse HTML mit jeder Faser meines Körpers“, heißt es in seiner Autobiografie – HTML ist die Auszeichnungssprache, auf der das WWW basiert. Den Hypertext hatte Nelson sich anders, besser vorgestellt, etwa mit einem eingebauten Bezahlmechanismus für urheberrechtlich geschützte Texte. Doch das World Wide Web hat sich etabliert – und unser aller Leben verändert.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

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