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Internationale Forscher sind begehrt. Die Humboldt-Stiftung kritisiert, dass ihre Stipendien nicht mehr ausreichen.

© REUTERS/Amir Cohen

Internationale Forscher: „Stipendien, die als Belohnung gedacht sind, werden zur Strafe“

Die Alexander von Humboldt-Stiftung warnt davor, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährdet sei. Sie muss kürzen – Stipendien für internationale Forscher reichen trotz Erhöhung nicht mehr aus.

Die besten Forschenden weltweit nach Deutschland zu holen: Das ist seit langem die Mission der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH). Hunderte Wissenschaftler:innen kommen jährlich mit einem Stipendium der Stiftung hierher, eine Auszeichnung gilt als Ritterschlag. Doch jetzt schlägt die Stiftung Alarm.

„Wir sehen unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährdet“, sagte Präsident Robert Schlögl am Donnerstag in Berlin. Die Situation sei „drastisch“, der Fortbestand der Stiftung „langsam gefährdet“. Hintergrund sind die knappen Finanzen der Stiftung, deren Hauptgeldgeber das Auswärtige Amt ist. Dieses sieht Kürzungen in Höhe von 1,7 Millionen Euro für 2024 vor. Um dennoch anstehende Stipendienerhöhungen finanzieren zu können, sieht sich die Stiftung gezwungen, ein ganzes Programm einzustellen. Allein das betrifft rund 50 der jährlich 700 bis 800 Stipendiaten.

Eine Erhöhung der Stipendien sei überfällig, sagt Schlögl. Die Sätze habe die Stiftung seit elf Jahren nicht steigern können, sie musste mit der Politik jahrelang um Erlaubnis dafür kämpfen. Doch nun, wo es grünes Licht dafür gab, fehlen ausgerechnet die Gelder.

Künftig erhalten Postdoktorand:innen 2700 Euro, erfahrende Forschende 3200 Euro (beides ein Plus von 200 Euro). Laut Schlögl ist das nicht ausreichend, gerade nicht in Metropolen wie Berlin. International würden ganz andere Sätze gezahlt. „Wir sind in die Situation geraten, dass AvH-Stipendien, die eine Belohnung sein sollen, zur Strafe werden“, sagte Schlögl. Er berichtete von Stipendiaten, deren Partner:innen in Supermärkten Regale einräumen, damit sich die Familie den Aufenthalt in Deutschland leisten kann.

Um konkurrenzfähig zu sein, müssten die Sätze um weitere zwanzig Prozent steigen, sagt Schlögl. Dafür seien aber noch einmal zehn Millionen Euro nötig, die die Stiftung erst recht nicht hat. Um das umzusetzen, müssten pro Jahr sogar 100 Stipendien weniger vergeben werden. Als erste Notmaßnahme streicht die AvH nun das „Bundeskanzler-Stipendium“, mit dem Uniabsolvierende mit ersten Führungserfahrungen nach Deutschland kommen und das einst auf Initiative von Helmut Kohl eingerichtet wurde. Das Programm habe einen politischen Hintergrund und sei noch am weitesten vom Kerngeschäft Wissenschaft entfernt, auch wenn der Verlust schmerze.

Der Bundeskanzler sei aber ausdrücklich nicht als Adressat der Proteste gemeint, sagte Schlögl. Er machte deutlich, Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) in der Verantwortung zu sehen.

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