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Fehler machen wir alle, aber wie gehen Unternehmen damit um?

© Getty Images/Adene Sanchez

„Angst, im Nachhinein blöd dazustehen“: Was Firmen im Umgang mit Fehlern ändern sollten

Wie steht es um die Fehlerkultur in deutschen Unternehmen? Eine neue Studie beantwortet diese Frage. Juniorprofessor Christoph Seckler erklärt, warum ein positiver Umgang wichtig ist.

Uns ist wohl wenig unangenehmer als Fehler auf der Arbeit zu machen. Sich bei der Studie um 10.000 verrechnet? Die Deadline verschlafen? Kaffee über die Unterlagen verschüttet? Christoph Seckler, Juniorprofessor für Unternehmertum an der ESCP Business School in Berlin, findet das nicht schlimm. „Fehler sind erstmal nur Fehler und nicht direkt die negativen Konsequenzen.“ Er predigt einen nüchternen Umgang mit Fehlern. Sein letzter Fehler? Dass er eine mögliche Doktorandin nicht von seiner Arbeit überzeugen konnte.

Seckler beschäftigt sich seit 15 Jahren mit Fehlern und Fehlerkultur in der Wirtschaft und ist Mit-Autor des „Fehlerkultur Reports 2023“ des Wirtschaftsprüfungsunternehmens EY.

Die Autoren der Studie gehen der Frage nach, wie es um die Fehlerkultur in Deutschland stehe. Die Ergebnisse der Studie beruhen auf einem Online-Fragebogen, den 200 Führungskräfte und 800 aus den Bereichen Finanzen, Transport, Logistik, Maschinenbau und Automobil beantwortet haben. Unter anderem beurteilten die Teilnehmenden Fehlerkultur und Demut im eigenen Unternehmen von eins bis zehn. „In der Pharmaindustrie oder in der Medizin können Fehler größere Auswirkungen haben als in den von uns befragten Bereichen“, sagt Seckler im Gespräch.

Fehler sind erstmal nur Fehler und nicht direkt die negativen Konsequenzen.

 Christoph Seckler, Juniorprofessor für Unternehmertum an der ESCP Business School

Führungskräfte geben an, dass ihnen ein positiv-konstruktiver Umgang mit Fehlern im Unternehmen wichtig sei. Allerdings gehen sie mit schlechtem Beispiel voran: 64 Prozent gaben an, dass Fehler nicht oder nur teilweise angesprochen haben – in der Finanzindustrie sind es sogar 82 Prozent. Das kann schädlich sein für das ganze Unternehmen, so der ESCP-Professor. „Wir müssen in Sachen Fehlerkultur in Deutschland noch ein ganzes Stück voranzukommen, denn Fehlerkultur ist wichtig für Innovation und Kreativität. Wenn wir in Deutschland nicht in die Pötte kommen, dann haben wir ein Problem.“

Christoph Seckler, Juniorprofessor für Unternehmertum an der ESCP Business School in Berlin.

© Christoph Seckler

Eine professionelle Kommunikation ist unverzichtbar bei Fehltritten, umso negative Folgen zu vermeiden. Warum also sprechen gerade die befragten Führungskräfte Fehler nicht oder nur unzureichend an? „Die häufigsten angegebenen Gründe sind alte Gewohnheiten oder Sorge vor Gesichtsverlust“, sagt Seckler. Das sei ein typisch, denn wenn wir Fehler machen, dann fühlt sich das so an, als hätten wir es besser wissen müssen.

„Leute haben dann Angst, im Nachhinein als blöd dazustehen“, erklärt er. Woher diese Befürchtung allerdings kommt, beantwortet die Studie nicht. Aber die Autoren schlagen Führungskräften vor, sich in Demut zu üben. Leider sei auch Demut negativ beladen: mit Unterwürfigkeit oder schlechtem Selbstbewusstsein. Seckler sieht das ganz anders: „Demut bedeutet akkurate Selbsteinschätzung, wertschätzender Umgang und Lernbereitschaft, was von Charakterstärke zeugt.“ Und wohl auch von guter Führungsqualität.

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