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Sammlungsstücke wie diese Agrias-Schmetterlinge in Naturkundemuseen können Forschenden helfen, Auswirkungen des Klimawandels und der Lebensraumzerstörung zu erfassen.

© AMNH/Denis Finnin

Mehr als eine Milliarde Objekte: Naturkundliche Sammlungen finden zusammen

Erstmalig verbindet eine Initiative wissenschaftliche Sammlungen von Museen in Ländern weltweit. Es zeigt sich, wo in den Sammlungen große Lücken bestehen.

73 der weltweit größten Naturkundemuseen in 28 Ländern kartieren gemeinsam ihre Sammlungen. Die Initiative der Museen, darunter das US-amerikanische Smithsonian National Museum of Natural History in Washington DC und das Museum für Naturkunde in Berlin, soll der erste Schritt dazu sein, die Vorstellung einer globalen Sammlung zu verwirklichen, die aus allen Sammlungen aller Museen der Welt besteht.

Die naturkundlichen Objekte bieten Einblicke in die Erdgeschichte und werden zunehmend genutzt, um Prognosen für die Zukunft zu erstellen. „Naturkundliche Sammlungen sind die Versicherungspolice der Menschheit“, sagt Johannes Vogel, Direktor des Museums für Naturkunde Berlin. Es gibt jedoch bislang keinen zentralen Katalog der Bestände der Einrichtungen weltweit.

19 Typen, 16 Regionen

Um die mangels Förderung und Koordination bislang weitgehend ungenutzte Ressource besser zu erschließen, haben Forschende der Naturkundemuseen ein System erarbeitet, den Umfang und die Zusammensetzung der Sammlungen schnell zu bewerten. Wie sie jetzt in der Fachzeitschrift „Science“ berichteten, wurden 19 Sammlungstypen wie „biologisch“, „geologisch“, oder „anthropologisch“ und 16 geografische Regionen der Herkunft der Objekte bestimmt, die die gesamte Erde abdecken.

Die bislang danach bewerteten Sammlungen umfassen rund 1,1 Milliarden Objekte. In Zukunft sollen Hunderte weitere Museen einbezogen werden. „Wir wollten einen schnellen Weg finden, um den Umfang und die Zusammensetzung der weltweiten Sammlung abzuschätzen, damit wir beginnen können, eine gemeinsame Strategie für die Zukunft zu entwickeln“, sagte der Hauptautor Kirk Johnson vom Smithsonian National Museum of Natural History.

Die Initiative soll auch dazu dienen, die Digitalisierung der Objekte zu beschleunigen und, wo möglich, die Entschlüsselung von Erbgut zu erleichtern. „Das Wissen aus den Sammlungen muss leicht zugänglich gemacht und fair nutzbar sein“, sagt Vogel. Zudem gehe es darum, Lücken im Verständnis der natürlichen Welt zu schließen.

Die erste gemeinsame Bestandserhebung hat gezeigt, dass die Sammlungen einige Bereiche nicht gut abdecken. Dazu gehören tropische und polare Regionen, die Ozeane sowie die große Gruppe der Gliederfüßer, zu denen etwa die Insekten zählen, und Kleinstlebewesen – zusammen der größte Teil des Lebens auf der Erde.

„Das sollte uns anspornen, diese Lücken gemeinsam und zügig zu schließen“, sagt Vogel. Das Zentrum für integrative Biodiversitätsentdeckung am Berliner Museum werde dazu beitragen, mittels künstlicher Intelligenz und robotergestützt unbekannte Arten zu entdecken und zu erforschen.

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