zum Hauptinhalt
Befallene Zellen (blau) produzieren neue Viruspartikel (gelb).

© NIAID

Menschen gezielt Corona-infiziert: Studie belegt Nutzen von Schnelltests und weist auf Superverbreiter

Menschen für Studien mit einem Krankheitserreger zu infizieren, ist umstritten. Eine Studie zu Covid-19 lieferte aber wertvolle Hinweise, warum die Coronaviren so schwer zu kontrollieren sind.

Eine Challenge-Studie, bei der freiwillig teilnehmende Menschen gezielt mit Covid-19 infiziert wurden, zeigt, dass einige der Infizierten besonders große Mengen des Virus Sars-Cov-2 an die Luft abgeben. Dabei haben diese „Supershedder“ selbst nur leichte Symptome, berichtete kürzlich ein Team um Jie Zhou und Anika Singanayagam vom Imperial College London.

Challenge-Studien sind umstritten, gelten aber als Möglichkeit, bestimmte Aspekte von Covid-19 zu verstehen. Dazu gehört etwa das Stadium der Erkrankung, bevor Menschen positiv getestet werden oder Symptome entwickeln. Die Studie, die kürzlich im Fachjournal „The Lancet Microbe“ veröffentlicht wurde, zeigt, wie stark und unvorhersehbar der Schweregrad der Erkrankung und die Ansteckungsgefahr von Mensch zu Mensch variieren. Demnach ist die menschliche Physiologie und nicht das Virus für einen Teil der Unberechenbarkeit von Covid-19 verantwortlich.

Die Forschenden sprühten 34 gesunden jungen Erwachsenen jeweils eine bekannte Menge von Viruspartikeln in die Nase. Die Teilnehmenden waren ungeimpft und hatten sich zuvor noch nicht infiziert. Achtzehn von ihnen entwickelten eine Infektion und verbrachten zu ihrer Sicherheit mindestens 14 Tage im Krankenhaus. Die Forschenden prüften täglich den Virusgehalt in Nase und Rachen der Teilnehmenden, der Luft, auf den Händen und auf verschiedenen Oberflächen in den Zimmern.

Die Symptome und der Schweregrad einer natürlichen Covid-19-Infektion können je nach Übertragungsweg, Virusvariante und der Menge des Virus bei der Ansteckung variieren. Bei der Challenge-Studie „wussten wir, dass das alles kontrolliert wurde“, sagte Singanayagam dem Nachrichtendienst von „Nature“.

Von den 18 Infizierten schieden zwei fast die gesamte Menge der in der Studie über die Luft abgegebenen nachgewiesenen Virenpartikel aus, obwohl beide nur leichte Symptome hatten. Frühere Forschungsarbeiten haben bereits Hinweise auf Superverbreiter geliefert, die eine große Zahl von Menschen infizieren. Es war jedoch umstritten, ob sie das tun, weil sie große Mengen des Virus ausstoßen, oder weil sie viele soziale Kontakte haben. Die Challenge-Studie deutet auf ersteres.

Doch es gibt auch Zweifel an der Aussagekraft der Studie. Zum einen unterscheidet sich der Infektionsweg – Tropfen, die in die Nase gegeben werden – von dem natürlicher Infektionen. Die Virusmengen, die anschließend produziert wurden, könnten daher von normalen Mengen abweichen. Zum anderen verwendeten die Forschenden den ursprünglich verbreiteten Wildtyp des Virus. Die derzeit vorherrschenden Subtypen der Omikron-Variante verbreiten sich anders als der von den Forschern verwendete Stamm von 2020.

Zu dem Zeitpunkt, als sie positiv getestet wurden, hatten die meisten Teilnehmer bereits leichte Symptome wie Müdigkeit oder Muskelschmerzen. Wenn Menschen einen Schnelltest auf Sars-Cov-2 machen, sobald sie Symptome bemerken, könnte das ein wirksames Mittel sein, um die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren. Voraussetzung ist, dass positiv Getestete ihr Kontakte anschließend einschränken.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false