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Das Deutschlandsemesterticket ist zwar billiger als das alte Berliner Semesterticket. Dennoch gibt es eine Reihe an Kritikpunkten.

© dpa/Sebastian Gollnow

Mit der Bahn zur Uni: Das neue deutschlandweite Semesterticket gilt nicht für alle

Das Deutschlandsemesterticket ist zwar billiger als das alte Berliner Semesterticket. Eine Reihe an Studierenden bekommt es aber gar nicht. Die Asten üben deshalb Kritik.

Rund 200.000 Studierende in Berlin zahlen ab dem kommenden Semester weniger für Bus und Bahn. Statt 32,30 Euro monatlich für Berlin ABC müssen sie nur noch 29,40 Euro monatlich aufbringen und können mit dem Deutschlandsemesterticket durch das ganze Land reisen. Vorausgesetzt, sie studieren in Vollzeit.

„Einige Studierendengruppen sind plötzlich nicht mehr berechtigt, ein Semesterticket zu beziehen, obwohl sie es bislang immer waren“, erklären Erik und Eske, die im Asta der Humboldt-Universität (HU) für Ökologie und Umweltschutz zuständig sind. Kritik an dem neuen Modell kommt auch von den Studierendenvertretungen der anderen beiden großen Berliner Unis, dem Asta der Technischen Universität (TU) und der Freien Universität (FU).

Die Liste an Personengruppen, die anders als beim Semesterticket beim Deutschlandticket keinen Studi-Rabatt bekommen, ist lang. Neben Promotionsstudierenden betrifft die Neuregelung auch Studierende in Zertifikats-, Ergänzungs-, Zusatz- und Aufbaustudien, Teilzeitstudierende, Studierende im Fernstudium sowie beurlaubte Studierende.

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Dass diese Gruppen nun finanziell belastetet werden, ist den Studi-Vertretungen zufolge ungerecht. Viele Promotionsstudierende haben einen befristeten Teilzeitarbeitsvertrag. Einige sind überhaupt nicht angestellt, sondern finanzieren sich ihre Promotion mit Ersparnissen, Krediten oder Stipendien, die ihren Lebensunterhalt kaum decken.

Mehrere Gruppen sind vom Ticket ausgeschlossen

Kimberly Hartl promoviert an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist wie ein Großteil ihrer Kommiliton:innen auf ein Monatsticket angewiesen. „Seitdem ich immatrikuliert bin, habe ich das Semesterticket täglich genutzt, um zur Arbeit zu fahren oder Präsenzkurse zu besuchen“, sagt sie. Hartl arbeitet nicht nur an der Charité in Wedding, sondern auch am Max-Delbrück-Zentrum und muss manchmal während der Arbeitszeit zu dessen Hauptstandort in Berlin-Buch fahren.

Durch die Neuregelungen muss sie sich entweder das Jobticket für 34,30 Euro im Monat, das Deutschlandticket für 49 Euro oder die Umweltkarte für 71,40 Euro des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) holen. Alle diese Optionen sind teurer als das Deutschlandsemesterticket, zudem haben unter Doktorand:innen nicht alle Anspruch auf ein Jobticket. Hartl ärgert auch, vorab nicht über das Wegfallen ihres Studi-Tickets informiert worden zu sein. Sie habe sich frühzeitig beim Asta der HU erkundigt, eine offizielle Mail der Universität aber erst am 22. Januar erhalten. Zu dem Zeitpunkt blieben ihr noch vier Wochen, um sich eine Lösung zu überlegen und die neuen Kosten einzuplanen.

29,40
Euro soll das bundesweite Semesterticket kosten

Dem VBB gegenüber wollen sich die Studierendenvertretungen dafür einsetzen, dass wieder alle Eingeschriebenen Anspruch auf das neue deutschlandweite Semesterticket bekommen. Die Verhandlungen mit den regionalen Verkehrsverbünden zum Semesterticket führen nicht die Universitätsleitungen, sondern die Studierendenausschüsse. Der HU-Asta berichtet, der VBB sei auf die Kritik bisher nicht eingegangen.

Auch Gabriel Tiedje und Jehona Aliu aus dem TU-Asta saßen in vielen Verhandlungsrunden und beklagen, der VBB würde zu wenig auf Studierendeninteressen eingehen. Über den jetzigen Streitpunkt sei man zumindest im Gespräch. Für das kommende Sommersemester ist Tiedje zufolge aber keine Änderung mehr in Aussicht, weil die Rückmeldungen bereits laufen und das Ticket fürs neue Semester mit den Studiengebühren vorab gezahlt wird.

Der VBB antwortete dem Tagesspiegel zu den Vorwürfen ausweichend. Der Verbund stünde mit den Hochschulen in engem Austausch zum Deutschlandsemesterticket. „Einige Interessen der Hochschulen können nun nach gemeinsamer Abstimmung einfließen, jedoch lassen sich nicht alle Wünsche umsetzen“, so Pressesprecherin Elke Krokowski.

Die Doktorandin Hartl wünscht sich, dass eine Änderung bald kommt. Als Promovierendenvertreterin am Institut für Biologie der HU hat sie nun einen offenen Brief an die Unileitung versandt – in der Hoffnung, dass es zum nächsten Wintersemester wieder ein Studi-Ticket für alle gibt.  

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