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Oft werden in Regenwäldern zunächst nur einzelne Baumarten entnommen.

© Zoe G Davies

Nach den Holzfällern: Regenwald kann artenreich bleiben

Auch wenn nur einzelne Bäume geschlagen werden, gilt Regenwald danach häufig als degradiert und wird für die Landwirtschaft freigegeben. Schützenswert sind aber auch diese Wälder.

Die indonesische Insel Borneo ist ein Brennpunkt der globalen Regenwaldzerstörung. Nach Schätzungen wurde bereits etwa die Hälfte der Wälder dort abgeholzt. Auf riesigen entwaldeten Flächen werden heute Ölpalmen angebaut.

Doch meist gibt es in der Entwicklung vom artenreichen Regenwald zur landwirtschaftlichen Monokultur noch eine Phase dazwischen, in der die Zerstörung der wertvollen Ökosysteme aufgehalten werden könnte.

Selektiv abgeholzte Wälder, in denen nur für die Holzindustrie besonders wertvollen Bäume geschlagen wurden, können vielfältige und funktionale Ökosysteme sein, berichtet ein Forschungsteam um Yadvinder Malhi von der britischen Universiät Oxford jetzt im Fachjournal „Nature“. Sie sollten geschützt und nicht für neue Ölpalmenplantagen abgeschrieben werden.

In tropischen Wäldern ist nicht alles, was kaputt aussieht, auch wirklich kaputt.

Yadvinder Malhi, Professor für Ökosystemwissenschaften am Environmental Change Institute der Universität Oxford

Das Forschungsteam untersuchte die Primärproduktivität, das Wachstum von Bäumen, Blättern und Wurzeln, der Vegetation in Urwald, degradiertem Wald und Ölpalmenplantagen. Außerdem erfasste es das Vorkommen von 248 heimischen Vogel- und Säugetierarten.

„Am frühen Morgen lauschten die Ornithologen nach Vögeln, während die Abende damit verbracht wurden, Fledermäuse in speziellen Fallen zu fangen.“, berichtet Mitautor Matthew Struebig von der Universität Kent. Mithilfe von Überwachungskameras und Käfigfallen wurden auch scheue und seltene Waldbewohner wie Spitzhörnchen, Malaienbären und Elefanten gezählt.

2,5
mal mehr Energie floss durch das Ökosystem degradierten Waldes als durch den Urwald.

Die Forschenden stellen fest, dass der Energiefluss in den teilweise abgeholzten Wäldern 2,5-mal höher war als in unberührten Gebieten. Wahrscheinlich erlaubt die offene Waldstruktur in den degradierten Gebieten der Vegetation am Boden besser zu wachsen und die Pflanzen enthalten mehr Nährstoffe und weniger chemische Abwehrkräfte.

Regenwälder sind als Kohlenstoffspeicher auch klimarelevant. Als unberührte Lebensräume machen sie sich auch ihr eigenes Klima.
Regenwälder sind als Kohlenstoffspeicher auch klimarelevant. Als unberührte Lebensräume machen sie sich auch ihr eigenes Klima.

© Zoe G Davies

In den teilweise abgeholzten Wäldern war die Dichte fast aller Vogel- und Säugetierarten ähnlich hoch oder höher als im Urwald. „Wir hatten nicht erwartet, dass die abgeholzten Wälder ökologisch so dynamisch sind“, sagt Malhi. In den tropischen Wäldern und wahrscheinlich auch in vielen anderen Ökosystemen sei nicht alles, was kaputt aussieht, auch wirklich kaputt, so der Biologe.

In den Ölpalmenplantagen sei der Anteil der von Säugetieren und Vögeln genutzten Energie dagegen stark rückläufig und sie seien als Ökosystem deutlich anfälliger für Störungen.

Die Autor:innen schreiben, dass alte Wälder immensen ökologischen Wert und hohe Kohlenstoffvorräte haben und erhalten werden sollten. Ihre Ergebnisse stellten jedoch in Frage, ob teilweise abgeholzte Wälder als „degradiert“ bezeichnet werden sollten, obwohl sie ökologisch so dynamisch sind. Diese Einstufung könne dazu führen, dass sie als weniger schützenswert angesehen und gerodet werden, um Platz für landwirtschaftliche Nutzflächen zu schaffen.

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