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Auf der Wrangelinsel im Arktischen Ozean können Überreste von Wollhaarmammuts gefunden werden, die mehr über das Leben der Tiere verraten sollen.

© Alexei Tikhonov

Rüsseltiere im Testosteronrausch: Auch Mammuts hatten Hormonschwankungen

Elefantenbullen sollte man mit Vorsicht begegnen, grundsätzlich, aber vor allem, wenn ihre Testosteronlevel etwa einmal im Jahr sprunghaft ansteigen. Bei Mammuts war es nach neuen Befunden wohl ganz ähnlich.

Ausgewachsenen Elefantenbullen ist eigentlich das meiste egal. Von Raubtieren haben sie wenig zu befürchten und Hindernisse, die ihnen bei der Futtersuche im Weg stehen, oder Bäume, deren Laub zu hoch hängt, werden ganz gelassen niedergedrückt. Sogar männliche Artgenossen werden geduldet und Bullen schließen sich gelegentlich zu lockeren Gruppen zusammen.

Aber etwa einmal im Jahr steigt der Level des Hormons Testosteron stark an und die Tiere zeigen aggressives Verhalten. Diese regelmäßig auftretende Phase im Leben der geschlechtsreifen Bullen wird als „Musth“ bezeichnet. Das Wort stammt aus dem Hindi und Urdu (Amtssprachen in Indien und Pakistan) und bedeutet so viel wie „im Rausch“.

Den Testosteronrausch erlebten auch Mammutbullen, berichtet nun ein Forschungsteam im Fachjournal „Nature“. „Zeitliche Muster von Testosteron, die in fossilen Stoßzähnen erhalten sind, zeigen, dass geschlechtsreife Mammutbullen ähnlich wie moderne Elefanten in Musth kamen“, sagt der Hauptautor der Studie, Michael Cherney, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Paläontologischen Museum der University of Michigan.

Rangkämpfe und Fortpflanzungserfolg

Bei heutigen Elefanten geht diese Phase auch mit physiologischen Veränderungen einher. Die Schläfendrüsen produzieren mehr Sekret, die Tiere lassen ständig Urin tröpfeln, riechen stark und fressen wenig. Ihre gesteigerte Aggressivität wird in Zusammenhang mit Rangkämpfen und Fortpflanzungserfolgen gebracht – allerdings werden in der Musth bisweilen sogar Weibchen angegriffen.

Über das Leben der Mammuts im Gebiet Sibiriens ist wenig bekannt. Hormonuntersuchungen an Überresten könnten neue Einblicke liefern.

© Daniel Fisher, University of Michigan

Das Team um Cherney analysierte Hormonschwankungen in den Stoßzähnen eines Afrikanischen Elefanten, eines männlichen Wollhaarmammuts (Mammuthus primigenius), das vor etwa 35.000 Jahren lebte, und eines weiblichen Wollhaarmammuts, das vor fast 6000 Jahren lebte. Das schichtweise angelagerte Dentin, aus dem die Zähne bestehen, enthält Spuren von Testosteron, anhand derer der Hormonspiegel bestimmt werden konnte.

„Unsere Studie zeigt, dass Dentin ein nützlicher Aufbewahrungsort für einige Hormone ist“, sagt Cherney. Weitere Fortschritte auf dem sich entwickelnden Gebiet könnten neben der Anwendung in der Zoologie und Paläontologie auch medizinische, forensische und archäologische Studien unterstützen.

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