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Verschneite Fichten am Gipfelhang des Hinteren Hörnle (1548 Meter) in den Ammergauer Alpen Anfang Dezember.

© dpa/Carsten Hoefer

Update

Sturm, Schnee und warme Tage: Der ultimative Wetter-Trend für Weihnachten

Meteorologen sehen nur noch eine geringe Restwahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten. Stattdessen steht davor starker Sturm an. Am Samstag könnte es im Osten eine weiße Überraschung geben.

Dieses Jahr war es bis zum Schluss spannend. Die verschiedenen Wettermodelle schwankten täglich zwischen weißen Weihnachten und Tauwetter. Nun sind die Würfel aber gefallen. Fast alle Modellläufe haben sich für Heiligabend auf „mild“ eingependelt.

Für Schnee in tieferen Lagen ist die Großwetterlage derzeit ungünstig. „Die Westwetterlage hat uns fest im Griff“, sagt Meteorologe Christian Herold vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Dabei ziehen in rascher Folge Tiefdruckgebiete auf einer Ost-West-Zugbahn von Island über Südskandinavien bis ins Baltikum. Somit strömt sehr milde Atlantikluft zu uns, die nur kurzzeitig auf der Rückseite der Tiefdruckgebiete von erwärmter Polarluft verdrängt wird.

Weiße Weihnachten: Wo stehen die Chancen am besten?

Die besten Chancen auf eine weihnachtliche Schneelandschaft haben zum Ende der Woche voraussichtlich der Bayerische Wald, das Erzgebirge und der nördliche Alpenraum, wo in der einfließenden Polarluft stellenweise kräftige Schneefälle erwartet werden.

Auch in Berlin und Dresden könnte es zum Wochenende Schnee geben, der aber tagsüber bei Temperaturen um den Gefrierpunkt kaum liegen bleiben dürften. Das amerikanische GFS-Modell berechnet zwischen der Bundeshauptstadt und dem Erzgebirge am Samstag wiederholt sogar stärkere Schneefälle.

Dort könnte es demnach einen halben Tag lang recht heftig schneien. Vor allem im Südosten Brandenburgs und Sachsens, im Zittauer Gebirge und im polnischen Riesengebirge könnte es 12 bis 30 Zentimeter Neuschnee geben.

Diese Entwicklung ist aber noch sehr unsicher, sie hängt davon ab, wo die Luftmassengrenze zwischen warmem Süden und kalten Norden liegen wird, die sich bilden soll. Am Freitagvormittag sah es so aus, dass die Region um Dresden den meisten Schnee abbekommen wird und der Berliner Raum weniger. Ein Gebiet mit Starkniederschlag bildet sich voraussichtlich von Bremen bis zum Erzgebirge, Berlin dürfte dann keinen Schnee abbekommen, höchstens zum Abend oder in der Nacht etwas. Wenn die Luftmassengrenze ein wenig weiter östlich liegt als erwartet, würde es hingegen überall regnen.

Der DWD rechnet in der Nacht zum Heiligabend mit teils kräftigen Niederschläge im Norden, die im Nordosten anfangs als Schnee herunterkommen könnten. Im Verlauf gehen die Niederschläge dann in Regen über. Im Südwesten nur zeit- und gebietsweise etwas Regen, südlich der Donau zunehmend niederschlagsfrei: „Am Freitag in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen, dem Bayerischen Wald sowie an den Alpen Schneefälle, teils bis Samstagabend anhaltend“, heißt es.

Die Schneefallgrenze an den Alpen liegt laut DWD um 1000 Meter, im Bayerischen Wald bei 800 Metern und in den östlichen und zentralen Mittelgebirge zwischen 400 und 600 Metern. Im Laufe des Samstags soll sie von Westen ansteigen. Erwartet werden 1 bis 5 Zentimeter, am Erzgebirge und in den Alpen markante Neuschneemengen von 20 bis 30, in Staulagen um 40 Zentimeter bis Samstagabend: „Unwetterartige Mengen über 50 Zentimeter mit der Gefahr von Schneebruch im Erzgebirge nicht ausgeschlossen!“ In höheren Lagen Sachsen könnte es tief winterlich werden.

Zudem sei in der Nacht zum Samstag und Samstagvormittag vom östlichen Niedersachsen bis in die Lausitz stellenweise Glätte durch Schneematsch möglich. In der Nacht zum Sonntag dann soll es aus starker Bewölkung zunehmend auch in die Gebiete östlich der Elbe verlagernde Niederschläge geben, die teils kräftig und im Nordosten anfangs als Schnee fallen. Dann folgt vom Harz bis zum Erzgebirge einsetzendes Tauwetter.

Wetter wird stürmisch und regnerisch

An Heiligabend gelangt Mitteleuropa in den Warmsektor eines Tiefs, das für die Jahreszeit ungewöhnlich warme subtropische Luft herangeführt. Es wird stürmisch und regnerisch. Es wird voraussichtlich die wärmsten Tage dieses Dezembers geben.

Auch in den Gipfellagen der Mittelgebirge setzt Weihnachtstauwetter ein, wie lange die dortige Schneedecke dem standhalten kann, ist offen. „Dies dürfte nur in den östlichen Mittelgebirgen oberhalb von 800 Meter und in einigen Alpentälern der Fall sein.“ Im Flachland werden zweistellige Höchstwerte erwartet.

Mit Tauwetter erhöht sich vielerorts die Hochwassergefahr.

© dpa/Thomas Warnack

Insofern bleibt es also auch diesmal beim üblichen Weihnachtstauwetter: Weihnachten mit einer geschlossenen Schneedecke an den Feiertagen in ganz Deutschland gab es seit 1960 nur vier Mal, zuletzt 2010. „Im Tiefland sind nur zehn Prozent aller Weihnachten weiß, im Nordosten immerhin bis zu 20 Prozent“, so Herbold. Die Restwahrscheinlichkeit für Schnee liegt nach der Vorhersage des DWD in tieferen Lagen nur noch bei fünf Prozent.

Das Wetter-Fazit für die Tage nach Heiligabend

Über die Feiertage sollte uns dann voraussichtlich die Kaltfront des Tiefs mit erwärmter Polarluft überqueren, was zumindest im Bergland und im Nordosten nach dem zweiten Feiertag etwas Schnee hätte bringen können. Mittlerweile ist aber auch diese Prognose wider vom Tisch. Unterdessen sieht es zunächst weiter nach mildem Wetter mit weiteren Niederschlägen, Höchstwerten von 6 bis 13 Grad am Mittwoch und Tiefstwerten von 7 bis 0 Grad in der Nacht zum Donnerstag aus.

Die aktuelle Trendprognose des DWD bis zum 30. Dezember lautet: Weiterhin unbeständig und windig, mild mit Schwerpunkt der Niederschläge in der Nordwesthälfte, Höchstwerte 6 bis 12 Grad, Tiefstwerte 7 bis -1 Grad. Herolds Fazit: Die aktuelle Westwindzirkulation ist sehr stabil und typisch für milde Winter: „Eine nachhaltige Einwinterung wie noch zu Beginn des Dezembers ist derzeit also nicht in Sicht.“

Vor Weihnachten wird eine relativ starke Sturmlage erwartet.

© picture alliance / Britta Peders/Britta Pedersen

Meteorologen erwarten Sturm zu Weihnachten

Vor Weihnachten steht noch eine relativ starke Sturmlage ins Haus. Der Jetstream, ein wetterbestimmender Höhenwind, wird kommenden Freitag mit ungewöhnlich hohen Geschwindigkeiten von bis zu 330 Kilometern pro Stunde in etwa zehn bis 14 Kilometern Höhe genau über Deutschland liegen. „Das ist schon sehr viel“, sagte Andreas Walter, Klimatologe beim DWD, dem Tagesspiegel.

In der Nacht zum Freitag rechnen die DWD-Meteorologen mit teils schweren Sturmböen, die im Flachland bis zu 90 Kilometer pro Stunde erreichen können. Betroffen sind vor allem der Norden und Nordosten, aber in ganz Deutschland dürfte es sehr windig werden. Auch am Samstagmorgen sind in der Mitte des Landes noch schwere Sturmböen möglich. In Berlin etwa könnte es bereits am Donnerstag stürmisch werden. Schon gegen Nachmittag sind laut wetteronline.de Böen von 90 Kilometer pro Stunde möglich.

Das Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) erwartet für Donnerstagabend und Freitag Sturmfluten in Schleswig-Holstein und Hamburg. Der Schwerpunkt werde im Elbegebiet liegen, sagte eine Sprecherin des BSH der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg am Mittwoch.

Demnach soll bereits am Donnerstagabend in einigen Gebieten die Sturmflutmarke von 1,5 Metern über dem mittleren Hochwasser erreicht werden. Betroffen könnten etwa Husum, Glückstadt an der Elbe und das Eider-Sperrwerk bei Tönning sein. Am späten Abend werden solche Pegelstände auch in Hamburg erwartet.

Ob die Marke einer schweren Sturmflut von 2,5 Metern über dem mittleren Hochwasser erreicht wird, war nach Angaben der BSH-Sprecherin zunächst unklar. Die Lage entwickle sich noch, sagte sie. 

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