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Menschen fühlen sich jünger, als sie sind.

© imago images / Westend61/Uwe Umstätter

Subjektives Alter erforscht: Wir fühlen uns immer jünger

Der Unterschied zwischen gefühltem und tatsächlichem Alter ist abhängig vom Jahrgang. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie von HU-Psychologen, die Daten aus 24 Jahren analysiert haben.

Von Clara Dünkler

Man ist nur so alt, wie man sich fühlt. Wenn die Lebensjahre voranschreiten, hört man diesen Satz immer häufiger. Tatsächlich fühlen sich heute die meisten Menschen jünger, als sie sind. Zu diesem Ergebnis kamen Psycholog:innen der Humboldt-Universität (HU) durch eine Studie, in der sie das subjektive Altersempfinden von Menschen ab 40 Jahren an verschiedenen Jahrgängen untersuchten. Dabei stellten die Forschenden fest, dass sich der Abstand zwischen gefühltem und tatsächlichem Alter mit den Jahrgängen immer weiter vergrößert.

So fühlten sich beispielsweise Menschen, die 1936 geboren sind, im Alter von 65 Jahren durchschnittlich siebeneinhalb Jahre jünger. Bei denen, die 1956 auf die Welt kamen, waren es hingegen zehneinhalb Jahre. Das heißt, sie fühlten sich mit 65 irgendwo zwischen 54 oder 55. „Dieser Trend setzt sich auch bei den folgenden Jahrgängen fort“, sagt Markus Wettstein, der am Institut für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie der HU arbeitet und die Studie leitete.

Frauen fühlen sich jünger als Männer, das ergab die Studie.

© imago/Westend61/imago stock

Nicht nur stellte die Studie einen Unterschied zwischen dem Altersempfinden der Generationen fest, sondern auch zwischen den Geschlechtern. Weibliche Teilnehmende fühlten sich im Vergleich zu den gleichaltrigen männlichen Teilnehmenden häufig jünger.

Für die Studie analysierte die Forschungsgruppe Daten des Deutschen Alterssurveys, einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage, die sich mit der sogenannten zweiten Lebenshälfte beschäftigt. Die ersten Befragungen für die Studie wurden 1996 durchgeführt, die letzten 2020. 15.000 Studienteilnehmer:innen ab 40 Jahren wurden über den Zeitraum von 24 Jahren bis zu sieben Mal in regelmäßigen Abständen zu ihrem gefühlten Alter befragt.

15.000
Menschen nahmen an der Studie teil

Verjüngstrend noch nicht geklärt

Als Grund liegen technologische und gesellschaftliche Fortschritte nahe. Also etwa, dass wir heute eine bessere medizinische Versorgung haben, unseren Alltag anders erleben oder uns durch regen sozialen Austausch weniger einsam fühlen. Solche Erklärungen habe man in der Studie versucht zu prüfen, sagte Wettstein gegenüber dem Tagesspiegel. Allerdings hätten die Befragungsdaten das nicht bestätigen können, dafür brauche es Folgestudien.

Und könnte ein anderer Grund dafür sein, dass die Lebensphasen immer mehr aufweichen und Abschnitte wie Ehe und Kinderkriegen sich weiter nach hinten verschieben? Auch das ist Wettstein zufolge denkbar, bleibt zunächst aber eine Vermutung.

Der Verjüngungstrend ist also wissenschaftlich noch nicht geklärt. Sich trotz fortschreitendem Alter jung fühlen, sei aber eine gute Sache, bestätigt der Altersforscher. „Andere Studien belegen bereits, dass das zu einer besseren Gesundheit und längerer Lebensdauer beiträgt“.

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