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AhA: Warum gibt es Mondfinsternisse nur bei Vollmond?

Stellen Sie sich einmal vor, Sonne und Mond wären nicht kugelrund, sondern sähen aus wie Rugbybälle. Der Gedanke ist nicht abwegig.

Stellen Sie sich einmal vor, Sonne und Mond wären nicht kugelrund, sondern sähen aus wie Rugbybälle. Der Gedanke ist nicht abwegig. Etliche Sterne und Planeten drehen sich flott um ihre Achse. Wegen der starken Fliehkräfte haben sie am Äquator einen Wulst, ihre Pole sind abgeflacht. Würden Sonne und Mond solche Pirouetten drehen, dann wäre die Geschichte der Wissenschaften völlig anders verlaufen. Statt jahrtausendelang an eine Himmelskugel und kreisförmige Planetenbahnen zu glauben, hätten Forscher von Anfang an Ellipsen und andere krumme Dinge ins Auge gefasst.

Am Himmel läuft manches schief. Deshalb ist die Mondfinsternis, die uns am kommenden Mittwochabend erwartet, ein seltenes und ungewöhnlich langes Schauspiel. Eine Stunde und 40 Minuten wird sich das Nachtgestirn völlig verdunkeln.

Der Mond dreht sich um die Erde und wandert mit ihr um die Sonne. Alle vier Wochen schiebt er sich zwischen Erde und Sonne. Dann ist Neumond, und wir können die von der Sonne angestrahlte Mondhälfte nicht sehen. Zwei Wochen später tauschen Erde und Mond ihre Plätze. Es ist Vollmond. Wir haben die Sonne als Himmelslampe im Rücken und schauen auf die komplett ausgeleuchtete Mondhälfte.

Mondfinsternisse ereignen sich nur bei Vollmond. Und zwar dann, wenn Sonne, Erde und Mond kurzzeitig genau in einer Linie hintereinander liegen. In diesem Fall raubt die Erde ihrem Begleiter das Licht. Der Mond tritt vorübergehend in den Schatten ein, den die Erde ins All wirft. Es ist ein langer Schattenkegel, der 1,4 Millionen Kilometer weit reicht, was mehr als dem dreifachen Abstand Erde-Mond entspricht.®

Finsternisse sind seltene Arrangements. Der Mond läuft nämlich nicht in derselben Ebene um die Erde, in der diese um die Sonne kreist. Die beiden Ebenen sind gegeneinander gekippt. Einen halben Monat lang steht der Mond oberhalb der Erdbahnebene, einen halben Monat darunter, nur kurze Zeit genau in der Ebene. Komplizierter noch: Die Umlaufbahn des Mondes um die Erde ist elliptisch. Da sich die Ellipse außerdem im Raum dreht, variiert die Bahn von Monat zu Monat.

Gleichwohl gibt es Regelmäßigkeiten. So wiederholen sich alle 18 Jahre und elf Tage die Konstellationen. Astronomen sprechen vom „Saros-Zyklus“. Die lange Mondfinsternis am 15. Juni 2011 ähnelt der Finsternis vom 5. Juni 1993. Die nächste dieser Art erwartet uns dann am 26. Juni 2029. Thomas de Padova

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