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AhA: Warum tummeln sich Obstfliegen in der Küche?

Plötzlich ist der Herbst eingezogen. Anfang vergangener Woche war es noch sommerlich warm.

Plötzlich ist der Herbst eingezogen. Anfang vergangener Woche war es noch sommerlich warm. So warm, dass beim Öffnen des Mülleimers zahllose Obstfliegen in der Küche herumschwirrten, als hätte jemand ein Taufliegenzuchtsubstrat zur Lebendfutterherstellung für Aquariumfische unter der Spüle versteckt.

Eine Fliegenaufzucht im Gurkenglas kann lohnend sein. Genetiker und Verhaltensbiologen wissen das. Drosophila melanogaster, die schwarzbäuchige Taufliege, ist ihr liebstes Labortier. In ihren Forschungsinstituten stellen sie kleine Gefäße auf, rühren ein süßes Pulver mit heißem Wasser an und drehen die Thermostate auf. „Die optimale Temperatur liegt bei 25 Grad Celsius“, sagt Markus Knaden, Leiter der Forschungsgruppe „Insektenverhalten“ am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena. Die Wärme kurbelt die Vermehrung an. Bei 25 Grad Celsius vergehen nur zwei Wochen, bis eine Obstfliege an die 400 Nachkommen erzeugt hat. „Bei 18 Grad Celsius dauert es drei Wochen.“

Wärme wirkt stimulierend auf Obstfliegen, Düfte tun ihr Übriges dazu. Bisher sind zwar keine Sexuallockstoffe bekannt, die Taufliegen über große Distanzen hinweg einander näher bringen würden. Zum Stelldichein kommt es dennoch: Man trifft sich an der Nahrungsquelle.

„Wir haben den Duft von reifen Bananen untersucht“, erzählt Knaden. „Sie verströmen 60 bis 80 verschiedene Duftstoffe.“ Unsere eigene Nase etwa erkennt Bananen an Isoamylacetat. Lange dachte man, dass auch Insekten auf dieses „Bananengas“ fliegen. Doch womöglich lockt sie das allgemeine Reifegas Ethylen durchs offene Fenster in die Küche.

Die Obstschale wird sofort zum Balzplatz. Die Insekten paaren sich und legen Eier, aus denen schon nach 22 Stunden Larven schlüpfen. Etwa fünf Tage später verpuppen sie sich. Man sieht die Puppen manchmal an den Wänden von Komposteimern. Entsorgt man den Müll nicht beizeiten, macht sich neun Tage darauf eine neue Generation in der Küche breit – wenn nicht über Nacht die Herbstkälte einbricht. Thomas de Padova

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